Die Sprache der himmlischen Geister kann nicht leicht in die vernehmliche Töne oder Stimmen bey dem Menschen einfliessen: denn sie schickt sich würklich in keine Stim- me, in welcher etwas knarrends (stridulum) oder eine etwas harte Verdopplung der Con- sonanten ist, oder worinn auch eine Jdee aus dem wissenschaftlichen Denken liegt; deßwe- gen fliessen sie selten anders in die Sprache ein, als durch zarte Anregungen des Herzens (Affectiones),*) welche die Worte gleich ei- nes Flusses oder der Luft zärtlich und sanft fliessend machen. Die Sprache derjenigen Geister, welche in der Mitte sind zwischen den himmlischen und geistlichen, ist fliessend wie die sanfteste Athmosphäre, sie erquickt die Werkzeuge, worein sie kommt, und macht selbsten die Stimmen sanft, sie ist auch schnell, und gewiß, ihr fliessendes und liebliches We- sen entsteht daher, weil das himmlische Gut in den Jdeen derselbigen, und weil die Spra- che mit ihren Gedanken aufs beste überein- stimmt. Alles harmonische Angenehme in jenem Leben kommt von der Güte und Liebe her. Die Sprache der niedrigen Geistern ist
auch
*) Dieses Wort kommt öfters vor. Wir haben es durch Bewegungen, Neigun- gen, Affectionen übersetzt, es scheint das pathos in einer Rede auszudrücken.
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und der Engel.
Die Sprache der himmliſchen Geiſter kann nicht leicht in die vernehmliche Toͤne oder Stimmen bey dem Menſchen einflieſſen: denn ſie ſchickt ſich wuͤrklich in keine Stim- me, in welcher etwas knarrends (ſtridulum) oder eine etwas harte Verdopplung der Con- ſonanten iſt, oder worinn auch eine Jdee aus dem wiſſenſchaftlichen Denken liegt; deßwe- gen flieſſen ſie ſelten anders in die Sprache ein, als durch zarte Anregungen des Herzens (Affectiones),*) welche die Worte gleich ei- nes Fluſſes oder der Luft zaͤrtlich und ſanft flieſſend machen. Die Sprache derjenigen Geiſter, welche in der Mitte ſind zwiſchen den himmliſchen und geiſtlichen, iſt flieſſend wie die ſanfteſte Athmoſphaͤre, ſie erquickt die Werkzeuge, worein ſie kommt, und macht ſelbſten die Stimmen ſanft, ſie iſt auch ſchnell, und gewiß, ihr flieſſendes und liebliches We- ſen entſteht daher, weil das himmliſche Gut in den Jdeen derſelbigen, und weil die Spra- che mit ihren Gedanken aufs beſte uͤberein- ſtimmt. Alles harmoniſche Angenehme in jenem Leben kommt von der Guͤte und Liebe her. Die Sprache der niedrigen Geiſtern iſt
auch
*) Dieſes Wort kommt oͤfters vor. Wir haben es durch Bewegungen, Neigun- gen, Affectionen uͤberſetzt, es ſcheint das παϑος in einer Rede auszudruͤcken.
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und der Engel.
Die Sprache der himmliſchen Geiſter
kann nicht leicht in die vernehmliche Toͤne
oder Stimmen bey dem Menſchen einflieſſen:
denn ſie ſchickt ſich wuͤrklich in keine Stim-
me, in welcher etwas knarrends (ſtridulum)
oder eine etwas harte Verdopplung der Con-
ſonanten iſt, oder worinn auch eine Jdee aus
dem wiſſenſchaftlichen Denken liegt; deßwe-
gen flieſſen ſie ſelten anders in die Sprache
ein, als durch zarte Anregungen des Herzens
(Affectiones), *) welche die Worte gleich ei-
nes Fluſſes oder der Luft zaͤrtlich und ſanft
flieſſend machen. Die Sprache derjenigen
Geiſter, welche in der Mitte ſind zwiſchen
den himmliſchen und geiſtlichen, iſt flieſſend
wie die ſanfteſte Athmoſphaͤre, ſie erquickt
die Werkzeuge, worein ſie kommt, und macht
ſelbſten die Stimmen ſanft, ſie iſt auch ſchnell,
und gewiß, ihr flieſſendes und liebliches We-
ſen entſteht daher, weil das himmliſche Gut
in den Jdeen derſelbigen, und weil die Spra-
che mit ihren Gedanken aufs beſte uͤberein-
ſtimmt. Alles harmoniſche Angenehme in
jenem Leben kommt von der Guͤte und Liebe
her. Die Sprache der niedrigen Geiſtern iſt
auch
*) Dieſes Wort kommt oͤfters vor. Wir
haben es durch Bewegungen, Neigun-
gen, Affectionen uͤberſetzt, es ſcheint das
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/71>, abgerufen am 16.02.2025.
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