Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748.Der allgemeine Versammlungsplatz für alle Bedienten sowohl im Winter, als im Sommer, ist die Küche. Da müssen die großen Angelegenheiten des Hauses in Ueberlegung gezogen werden, sie mögen den Stall, die Viehzucht, die Speisekammer, das Waschhaus, den Keller, die Kinderstube, den Speisesaal, oder Madame ihre Kammer anbetreffen. Hier seyd ihr in eurem eigenen Elemente. Hier könnet ihr in aller Sicherheit lachen, schreyen und zanken. Wenn jemand von den Bedienten besoffen nach Hause kommt, und nicht aufwarten kann: so müßt ihr alle insgesammt eurer Herrschaft sagen, daß er ganz krank zu Bette gegangen sey. Alsdenn wird eure Frau so gutherzig seyn, und etwas Gutes für den armen Kerl oder das arme Mädgen verordnen. Wenn euer Herr und eure Frau zusammen ausgehen, des Mittags irgendwo zu speisen, oder auf einen Abendbesuch: so dürft ihr nur bloß einen Bedienten im Hause lassen, der auf die Thüre und Kinder Acht gebe, wenn einige da sind. Wer zu Hause bleibet, der muß sich darauf gefaßt machen, ihr möget eine kurze oder lange Zeit wegbleiben. Er kann sich indessen durch den Besuch seines Schätzgens die lange Weile vertreiben, ohne in Gefahr Der allgemeine Versammlungsplatz für alle Bedienten sowohl im Winter, als im Sommer, ist die Küche. Da müssen die großen Angelegenheiten des Hauses in Ueberlegung gezogen werden, sie mögen den Stall, die Viehzucht, die Speisekammer, das Waschhaus, den Keller, die Kinderstube, den Speisesaal, oder Madame ihre Kammer anbetreffen. Hier seyd ihr in eurem eigenen Elemente. Hier könnet ihr in aller Sicherheit lachen, schreyen und zanken. Wenn jemand von den Bedienten besoffen nach Hause kommt, und nicht aufwarten kann: so müßt ihr alle insgesammt eurer Herrschaft sagen, daß er ganz krank zu Bette gegangen sey. Alsdenn wird eure Frau so gutherzig seyn, und etwas Gutes für den armen Kerl oder das arme Mädgen verordnen. Wenn euer Herr und eure Frau zusammen ausgehen, des Mittags irgendwo zu speisen, oder auf einen Abendbesuch: so dürft ihr nur bloß einen Bedienten im Hause lassen, der auf die Thüre und Kinder Acht gebe, wenn einige da sind. Wer zu Hause bleibet, der muß sich darauf gefaßt machen, ihr möget eine kurze oder lange Zeit wegbleiben. Er kann sich indessen durch den Besuch seines Schätzgens die lange Weile vertreiben, ohne in Gefahr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0028" n="12"/> <p>Der allgemeine Versammlungsplatz für alle Bedienten sowohl im Winter, als im Sommer, ist die Küche. Da müssen die großen Angelegenheiten des Hauses in Ueberlegung gezogen werden, sie mögen den Stall, die Viehzucht, die Speisekammer, das Waschhaus, den Keller, die Kinderstube, den Speisesaal, oder Madame ihre Kammer anbetreffen. Hier seyd ihr in eurem eigenen Elemente. Hier könnet ihr in aller Sicherheit lachen, schreyen und zanken.</p> <p>Wenn jemand von den Bedienten besoffen nach Hause kommt, und nicht aufwarten kann: so müßt ihr alle insgesammt eurer Herrschaft sagen, daß er ganz krank zu Bette gegangen sey. Alsdenn wird eure Frau so gutherzig seyn, und etwas Gutes für den armen Kerl oder das arme Mädgen verordnen.</p> <p>Wenn euer Herr und eure Frau zusammen ausgehen, des Mittags irgendwo zu speisen, oder auf einen Abendbesuch: so dürft ihr nur bloß einen Bedienten im Hause lassen, der auf die Thüre und Kinder Acht gebe, wenn einige da sind. Wer zu Hause bleibet, der muß sich darauf gefaßt machen, ihr möget eine kurze oder lange Zeit wegbleiben. Er kann sich indessen durch den Besuch seines Schätzgens die lange Weile vertreiben, ohne in Gefahr </p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0028]
Der allgemeine Versammlungsplatz für alle Bedienten sowohl im Winter, als im Sommer, ist die Küche. Da müssen die großen Angelegenheiten des Hauses in Ueberlegung gezogen werden, sie mögen den Stall, die Viehzucht, die Speisekammer, das Waschhaus, den Keller, die Kinderstube, den Speisesaal, oder Madame ihre Kammer anbetreffen. Hier seyd ihr in eurem eigenen Elemente. Hier könnet ihr in aller Sicherheit lachen, schreyen und zanken.
Wenn jemand von den Bedienten besoffen nach Hause kommt, und nicht aufwarten kann: so müßt ihr alle insgesammt eurer Herrschaft sagen, daß er ganz krank zu Bette gegangen sey. Alsdenn wird eure Frau so gutherzig seyn, und etwas Gutes für den armen Kerl oder das arme Mädgen verordnen.
Wenn euer Herr und eure Frau zusammen ausgehen, des Mittags irgendwo zu speisen, oder auf einen Abendbesuch: so dürft ihr nur bloß einen Bedienten im Hause lassen, der auf die Thüre und Kinder Acht gebe, wenn einige da sind. Wer zu Hause bleibet, der muß sich darauf gefaßt machen, ihr möget eine kurze oder lange Zeit wegbleiben. Er kann sich indessen durch den Besuch seines Schätzgens die lange Weile vertreiben, ohne in Gefahr
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