Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

zu seyn, daß er betroffen werde. Diese Gelegenheiten müßt ihr niemahls fahren lassen, weil sie nur sehr selten kommen, und ihr seyd allezeit sicher genug, wenn nur ein Bedienter zu Hause ist.

Wenn eure Herrschaft zu Hause kömmt, und eines Bedienten gebraucht, der eben aus ist: so müßt ihr sagen, er sey nur den Augenblick aus dem Hause gegangen. Sein Vetter, der auf dem Todbette liege, habe ihn hinholen lassen.

Wenn euer Herr euch bey Namen rufet, und ihr von ungefehr bey dem vierten Rufe antwortet: so dürft ihr euch gar nicht übereilen. Und wenn ihr gescholten werdet, daß ihr so langsam kommet: so könnet ihr mit allem Rechte sagen, ihr wäret nicht eher gekommen, weil ihr nicht gewußt hättet, warum ihr wäret gerufen worden.

Wenn ihr eines Versehens wegen einen Verweis bekommt: so murret, wenn ihr aus der Stube und die Treppe heruntergehet, so laute dawider, daß man euch deutlich hören könne. Alsdenn wird man glauben, daß ihr unschuldig seyd.

Wenn jemand kommet, eure Herrschaft zu besuchen, wenn sie nicht zu Hause sind: so beschweret euer Gedächtniß nicht mit den Namen

zu seyn, daß er betroffen werde. Diese Gelegenheiten müßt ihr niemahls fahren lassen, weil sie nur sehr selten kommen, und ihr seyd allezeit sicher genug, wenn nur ein Bedienter zu Hause ist.

Wenn eure Herrschaft zu Hause kömmt, und eines Bedienten gebraucht, der eben aus ist: so müßt ihr sagen, er sey nur den Augenblick aus dem Hause gegangen. Sein Vetter, der auf dem Todbette liege, habe ihn hinholen lassen.

Wenn euer Herr euch bey Namen rufet, und ihr von ungefehr bey dem vierten Rufe antwortet: so dürft ihr euch gar nicht übereilen. Und wenn ihr gescholten werdet, daß ihr so langsam kommet: so könnet ihr mit allem Rechte sagen, ihr wäret nicht eher gekommen, weil ihr nicht gewußt hättet, warum ihr wäret gerufen worden.

Wenn ihr eines Versehens wegen einen Verweis bekommt: so murret, wenn ihr aus der Stube und die Treppe heruntergehet, so laute dawider, daß man euch deutlich hören könne. Alsdenn wird man glauben, daß ihr unschuldig seyd.

Wenn jemand kommet, eure Herrschaft zu besuchen, wenn sie nicht zu Hause sind: so beschweret euer Gedächtniß nicht mit den Namen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="13"/>
zu seyn, daß er betroffen werde. Diese Gelegenheiten müßt ihr niemahls fahren lassen, weil sie nur sehr selten kommen, und ihr seyd allezeit sicher genug, wenn nur ein Bedienter zu Hause ist.</p>
        <p>Wenn eure Herrschaft zu Hause kömmt, und eines Bedienten gebraucht, der eben aus ist: so müßt ihr sagen, er sey nur den Augenblick aus dem Hause gegangen. Sein Vetter, der auf dem Todbette liege, habe ihn hinholen lassen.</p>
        <p>Wenn euer Herr euch bey Namen rufet, und ihr von ungefehr bey dem vierten Rufe antwortet: so dürft ihr euch gar nicht übereilen. Und wenn ihr gescholten werdet, daß ihr so langsam kommet: so könnet ihr mit allem Rechte sagen, ihr wäret nicht eher gekommen, weil ihr nicht gewußt hättet, warum ihr wäret gerufen worden.</p>
        <p>Wenn ihr eines Versehens wegen einen Verweis bekommt: so murret, wenn ihr aus der Stube und die Treppe heruntergehet, so laute dawider, daß man euch deutlich hören könne. Alsdenn wird man glauben, daß ihr unschuldig seyd.</p>
        <p>Wenn jemand kommet, eure Herrschaft zu besuchen, wenn sie nicht zu Hause sind: so beschweret euer Gedächtniß nicht mit den Namen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0029] zu seyn, daß er betroffen werde. Diese Gelegenheiten müßt ihr niemahls fahren lassen, weil sie nur sehr selten kommen, und ihr seyd allezeit sicher genug, wenn nur ein Bedienter zu Hause ist. Wenn eure Herrschaft zu Hause kömmt, und eines Bedienten gebraucht, der eben aus ist: so müßt ihr sagen, er sey nur den Augenblick aus dem Hause gegangen. Sein Vetter, der auf dem Todbette liege, habe ihn hinholen lassen. Wenn euer Herr euch bey Namen rufet, und ihr von ungefehr bey dem vierten Rufe antwortet: so dürft ihr euch gar nicht übereilen. Und wenn ihr gescholten werdet, daß ihr so langsam kommet: so könnet ihr mit allem Rechte sagen, ihr wäret nicht eher gekommen, weil ihr nicht gewußt hättet, warum ihr wäret gerufen worden. Wenn ihr eines Versehens wegen einen Verweis bekommt: so murret, wenn ihr aus der Stube und die Treppe heruntergehet, so laute dawider, daß man euch deutlich hören könne. Alsdenn wird man glauben, daß ihr unschuldig seyd. Wenn jemand kommet, eure Herrschaft zu besuchen, wenn sie nicht zu Hause sind: so beschweret euer Gedächtniß nicht mit den Namen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-25T17:50:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-25T17:50:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-25T17:50:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/29
Zitationshilfe: Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/29>, abgerufen am 21.11.2024.