Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Was nun aus dieser Falsch- Lehr/ vor unge-
schickt/ und ungereimbtes folget/ gibt erstens/ daß so
aus solcher Weise zu argumentirn, oder was gründ-
lich zu erweisen gültig wäre/ so kunt man auch nicht
unbillig daraus schliessen/ und behaubten/ daß noch
zur Zeit der Aposteln selbst/ schon von erster ihrer
Einsetzung/ die Kirch abgenommen habe. Massen
von Anbegin der Kirch noch kein Evangelium ge-
schriben/ keine Send-Schreiben/ keine Bücher der
H: Schrifft des neuen Gesetzes ausgefertiget waren/
sondern mittler weil/ nach/ und nach erst zusammen
getragen/ und denen Glaubigen vorgehalten wor-
den. Daß also der Heilige Joannes Evangelist
sein Evangelium erst das 66iste Jahr nach Christi
Hinscheiden verfertiget/ und demnach zum Ende
des ersten Jahrs- Hundert von der Geburth Chri-
sti: hätten also die Glaubige gleichfals sagen mögen
wann sie mit diesen Affter-Lehrer wären eines Sinns
gewesen/ daß die Apostel/ und Evangelisten ihnen
Lehr- Bücher des Christlichen Glaubens vorgetragen
haben/ die im ersten Ursprung/ und Anfäng der Kirch
nicht waren/ und daß also die Kirch von ihren ersten
Anstellungen gewichen/ und abgenommen habe. An-
dertens/ wo die Jünger/ und Glaubige an der Zahl
zunahmen/ wie in Apostolischen Geschichten zulesen:
Act. 6. v. 1. Factum est murmur Graecorum ad-
versus Hebraeos, eo quod despicerentur in mi-
nisterio quotidiano viduae eorum. Convocantes au-
tem duodecim multitudinem discipulorum dixe-
runt: Non est aequum nos derelinquere Verbum
Dei, & ministrare mensis. Considerate ergo Fra-
tres, Viros ex nobis boni testimonij septem plenos
Spititu Sancto, & sapientia, quos constituamus
super hoc opus, nos vero orationi, & ministerio

verbi
R 3

Was nun aus dieſer Falſch- Lehr/ vor unge-
ſchickt/ und ungereimbtes folget/ gibt erſtens/ daß ſo
aus ſolcher Weiſe zu argumentirn, oder was gruͤnd-
lich zu erweiſen guͤltig waͤre/ ſo kunt man auch nicht
unbillig daraus ſchlieſſen/ und behaubten/ daß noch
zur Zeit der Apoſteln ſelbſt/ ſchon von erſter ihrer
Einſetzung/ die Kirch abgenommen habe. Maſſen
von Anbegin der Kirch noch kein Evangelium ge-
ſchriben/ keine Send-Schreiben/ keine Buͤcher der
H: Schrifft des neuen Geſetzes ausgefertiget waren/
ſondern mittler weil/ nach/ und nach erſt zuſammen
getragen/ und denen Glaubigen vorgehalten wor-
den. Daß alſo der Heilige Joannes Evangeliſt
ſein Evangelium erſt das 66iſte Jahr nach Chriſti
Hinſcheiden verfertiget/ und demnach zum Ende
des erſten Jahrs- Hundert von der Geburth Chri-
ſti: haͤtten alſo die Glaubige gleichfals ſagen moͤgen
wann ſie mit dieſen Affter-Lehrer waͤren eines Sinns
geweſen/ daß die Apoſtel/ und Evangeliſten ihnen
Lehr- Buͤcher des Chriſtlichen Glaubens vorgetragen
haben/ die im erſten Urſprung/ und Anfaͤng der Kirch
nicht waren/ und daß alſo die Kirch von ihren erſten
Anſtellungen gewichen/ und abgenommen habe. An-
dertens/ wo die Juͤnger/ und Glaubige an der Zahl
zunahmen/ wie in Apoſtoliſchen Geſchichten zuleſen:
Act. 6. v. 1. Factum eſt murmur Græcorum ad-
verſus Hebræos, eò quod deſpicerentur in mi-
niſterio quotidiano viduæ eorum. Convocantes au-
tem duodecim multitudinem diſcipulorum dixe-
runt: Non eſt æquum nos derelinquere Verbum
Dei, & miniſtrare menſis. Conſiderate ergo Fra-
tres, Viros ex nobis boni teſtimonij ſeptem plenos
Spititu Sancto, & ſapientiâ, quos conſtituamus
ſuper hoc opus, nos verò orationi, & miniſterio

verbi
R 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0273" n="261"/>
          <p>Was nun aus die&#x017F;er Fal&#x017F;ch- Lehr/ vor unge-<lb/>
&#x017F;chickt/ und ungereimbtes folget/ gibt er&#x017F;tens/ daß &#x017F;o<lb/>
aus &#x017F;olcher Wei&#x017F;e zu <hi rendition="#aq">argumentirn,</hi> oder was gru&#x0364;nd-<lb/>
lich zu erwei&#x017F;en gu&#x0364;ltig wa&#x0364;re/ &#x017F;o kunt man auch nicht<lb/>
unbillig daraus &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ und behaubten/ daß noch<lb/>
zur Zeit der Apo&#x017F;teln &#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;chon von er&#x017F;ter ihrer<lb/>
Ein&#x017F;etzung/ die Kirch abgenommen habe. Ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
von Anbegin der Kirch noch kein Evangelium ge-<lb/>
&#x017F;chriben/ keine Send-Schreiben/ keine Bu&#x0364;cher der<lb/>
H: Schrifft des neuen Ge&#x017F;etzes ausgefertiget waren/<lb/>
&#x017F;ondern mittler weil/ nach/ und nach er&#x017F;t zu&#x017F;ammen<lb/>
getragen/ und denen Glaubigen vorgehalten wor-<lb/>
den. Daß al&#x017F;o der Heilige Joannes Evangeli&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ein Evangelium er&#x017F;t das 66i&#x017F;te Jahr nach Chri&#x017F;ti<lb/>
Hin&#x017F;cheiden verfertiget/ und demnach zum Ende<lb/>
des er&#x017F;ten Jahrs- Hundert von der Geburth Chri-<lb/>
&#x017F;ti: ha&#x0364;tten al&#x017F;o die Glaubige gleichfals &#x017F;agen mo&#x0364;gen<lb/>
wann &#x017F;ie mit die&#x017F;en Affter-Lehrer wa&#x0364;ren eines Sinns<lb/>
gewe&#x017F;en/ daß die Apo&#x017F;tel/ und Evangeli&#x017F;ten ihnen<lb/>
Lehr- Bu&#x0364;cher des Chri&#x017F;tlichen Glaubens vorgetragen<lb/>
haben/ die im er&#x017F;ten Ur&#x017F;prung/ und Anfa&#x0364;ng der Kirch<lb/>
nicht waren/ und daß al&#x017F;o die Kirch von ihren er&#x017F;ten<lb/>
An&#x017F;tellungen gewichen/ und abgenommen habe. An-<lb/>
dertens/ wo die Ju&#x0364;nger/ und Glaubige an der Zahl<lb/>
zunahmen/ wie in Apo&#x017F;toli&#x017F;chen Ge&#x017F;chichten zule&#x017F;en:<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Act.</hi> 6. <hi rendition="#i">v.</hi> 1. Factum e&#x017F;t murmur Græcorum ad-<lb/>
ver&#x017F;us Hebræos, eò quod de&#x017F;picerentur in mi-<lb/>
ni&#x017F;terio quotidiano viduæ eorum. Convocantes au-<lb/>
tem duodecim multitudinem di&#x017F;cipulorum dixe-<lb/>
runt: Non e&#x017F;t æquum nos derelinquere Verbum<lb/>
Dei, &amp; mini&#x017F;trare men&#x017F;is. Con&#x017F;iderate ergo Fra-<lb/>
tres, Viros ex nobis boni te&#x017F;timonij &#x017F;eptem plenos<lb/>
Spititu Sancto, &amp; &#x017F;apientiâ, quos con&#x017F;tituamus<lb/>
&#x017F;uper hoc opus, nos verò orationi, &amp; mini&#x017F;terio</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">verbi</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0273] Was nun aus dieſer Falſch- Lehr/ vor unge- ſchickt/ und ungereimbtes folget/ gibt erſtens/ daß ſo aus ſolcher Weiſe zu argumentirn, oder was gruͤnd- lich zu erweiſen guͤltig waͤre/ ſo kunt man auch nicht unbillig daraus ſchlieſſen/ und behaubten/ daß noch zur Zeit der Apoſteln ſelbſt/ ſchon von erſter ihrer Einſetzung/ die Kirch abgenommen habe. Maſſen von Anbegin der Kirch noch kein Evangelium ge- ſchriben/ keine Send-Schreiben/ keine Buͤcher der H: Schrifft des neuen Geſetzes ausgefertiget waren/ ſondern mittler weil/ nach/ und nach erſt zuſammen getragen/ und denen Glaubigen vorgehalten wor- den. Daß alſo der Heilige Joannes Evangeliſt ſein Evangelium erſt das 66iſte Jahr nach Chriſti Hinſcheiden verfertiget/ und demnach zum Ende des erſten Jahrs- Hundert von der Geburth Chri- ſti: haͤtten alſo die Glaubige gleichfals ſagen moͤgen wann ſie mit dieſen Affter-Lehrer waͤren eines Sinns geweſen/ daß die Apoſtel/ und Evangeliſten ihnen Lehr- Buͤcher des Chriſtlichen Glaubens vorgetragen haben/ die im erſten Urſprung/ und Anfaͤng der Kirch nicht waren/ und daß alſo die Kirch von ihren erſten Anſtellungen gewichen/ und abgenommen habe. An- dertens/ wo die Juͤnger/ und Glaubige an der Zahl zunahmen/ wie in Apoſtoliſchen Geſchichten zuleſen: Act. 6. v. 1. Factum eſt murmur Græcorum ad- verſus Hebræos, eò quod deſpicerentur in mi- niſterio quotidiano viduæ eorum. Convocantes au- tem duodecim multitudinem diſcipulorum dixe- runt: Non eſt æquum nos derelinquere Verbum Dei, & miniſtrare menſis. Conſiderate ergo Fra- tres, Viros ex nobis boni teſtimonij ſeptem plenos Spititu Sancto, & ſapientiâ, quos conſtituamus ſuper hoc opus, nos verò orationi, & miniſterio verbi R 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/273
Zitationshilfe: Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/273>, abgerufen am 22.11.2024.