Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.oder gar eines Betrügers; in der vorliegenden Sammlung soll z.B. nur auf die Sage Nummer 256: "die brennende Mütze" verwiesen werden. Aber ist sie darum keine Volkssage? Sollte sie aus der Sammlung hinausgestoßen werden, trotz ihres reinen, volksthümlichen Sagen-Elements? Der Herausgeber glaubt nicht, nach den angedeuteten Richtungen hin seine Sammlung weiter rechtfertigen zu müssen. Dagegen muß er dies noch in zwei anderen Beziehungen. Es sind zuvörderst mehrere geschichtliche Sagen aufgenommen, die als Pommersche Sagen vielleicht nicht dürften bestehen können. Dies gilt namentlich von den Kämpfen zwischen den Wenden und Dänen. Neuere geschichtliche Forschungen glauben wenigstens so viel festgestellt zu haben, daß diese Streitigkeiten, wenn sie überhaupt stattgefunden, doch sicher das Pommersche Volk nicht berühren. Der Herausgeber war gleichwohl der Meinung, sie aufnehmen zu müssen. Die meisten Chronisten beziehen sie auf Pommern, insbesondere auch noch Kantzow; dies war dem Herausgeber eine Gewährleistung, daß sie irgend wann und wie von dem Pommerschen Volke sich angeeignet, und deshalb Pommersche Sagen seyen. Die Sage muß überhaupt und im Ganzen gläubig aufgenommen werden, nicht blos hinsichtlich ihres Inhalts, sondern auch hinsichtlich ihres Ursprungs und ihrer Zeit. Historische Critik muß sich ganz fern von ihr halten. Sie darf nur in einer einzigen Beziehung sich ihr nahen, nämlich nur in sofern, als es sich darum handelt, Sage und Geschichte von einander zu trennen. Diese, vorzüglich in der neueren Zeit geltend gemachte Aufgabe der Geschichtsforschung ist nun aber der Sage nichts weniger als gefährlich. Es muß auch der leidenschaftlichste Freund der Sage wohl oder gar eines Betrügers; in der vorliegenden Sammlung soll z.B. nur auf die Sage Nummer 256: „die brennende Mütze“ verwiesen werden. Aber ist sie darum keine Volkssage? Sollte sie aus der Sammlung hinausgestoßen werden, trotz ihres reinen, volksthümlichen Sagen-Elements? Der Herausgeber glaubt nicht, nach den angedeuteten Richtungen hin seine Sammlung weiter rechtfertigen zu müssen. Dagegen muß er dies noch in zwei anderen Beziehungen. Es sind zuvörderst mehrere geschichtliche Sagen aufgenommen, die als Pommersche Sagen vielleicht nicht dürften bestehen können. Dies gilt namentlich von den Kämpfen zwischen den Wenden und Dänen. Neuere geschichtliche Forschungen glauben wenigstens so viel festgestellt zu haben, daß diese Streitigkeiten, wenn sie überhaupt stattgefunden, doch sicher das Pommersche Volk nicht berühren. Der Herausgeber war gleichwohl der Meinung, sie aufnehmen zu müssen. Die meisten Chronisten beziehen sie auf Pommern, insbesondere auch noch Kantzow; dies war dem Herausgeber eine Gewährleistung, daß sie irgend wann und wie von dem Pommerschen Volke sich angeeignet, und deshalb Pommersche Sagen seyen. Die Sage muß überhaupt und im Ganzen gläubig aufgenommen werden, nicht blos hinsichtlich ihres Inhalts, sondern auch hinsichtlich ihres Ursprungs und ihrer Zeit. Historische Critik muß sich ganz fern von ihr halten. Sie darf nur in einer einzigen Beziehung sich ihr nahen, nämlich nur in sofern, als es sich darum handelt, Sage und Geschichte von einander zu trennen. Diese, vorzüglich in der neueren Zeit geltend gemachte Aufgabe der Geschichtsforschung ist nun aber der Sage nichts weniger als gefährlich. Es muß auch der leidenschaftlichste Freund der Sage wohl <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="XI"/> oder gar eines Betrügers; in der vorliegenden Sammlung soll z.B. nur auf die Sage Nummer 256: „die brennende Mütze“ verwiesen werden. Aber ist sie darum keine Volkssage? 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oder gar eines Betrügers; in der vorliegenden Sammlung soll z.B. nur auf die Sage Nummer 256: „die brennende Mütze“ verwiesen werden. Aber ist sie darum keine Volkssage? Sollte sie aus der Sammlung hinausgestoßen werden, trotz ihres reinen, volksthümlichen Sagen-Elements?
Der Herausgeber glaubt nicht, nach den angedeuteten Richtungen hin seine Sammlung weiter rechtfertigen zu müssen. Dagegen muß er dies noch in zwei anderen Beziehungen. Es sind zuvörderst mehrere geschichtliche Sagen aufgenommen, die als Pommersche Sagen vielleicht nicht dürften bestehen können. Dies gilt namentlich von den Kämpfen zwischen den Wenden und Dänen. Neuere geschichtliche Forschungen glauben wenigstens so viel festgestellt zu haben, daß diese Streitigkeiten, wenn sie überhaupt stattgefunden, doch sicher das Pommersche Volk nicht berühren. Der Herausgeber war gleichwohl der Meinung, sie aufnehmen zu müssen. Die meisten Chronisten beziehen sie auf Pommern, insbesondere auch noch Kantzow; dies war dem Herausgeber eine Gewährleistung, daß sie irgend wann und wie von dem Pommerschen Volke sich angeeignet, und deshalb Pommersche Sagen seyen. Die Sage muß überhaupt und im Ganzen gläubig aufgenommen werden, nicht blos hinsichtlich ihres Inhalts, sondern auch hinsichtlich ihres Ursprungs und ihrer Zeit. Historische Critik muß sich ganz fern von ihr halten. Sie darf nur in einer einzigen Beziehung sich ihr nahen, nämlich nur in sofern, als es sich darum handelt, Sage und Geschichte von einander zu trennen. Diese, vorzüglich in der neueren Zeit geltend gemachte Aufgabe der Geschichtsforschung ist nun aber der Sage nichts weniger als gefährlich. Es muß auch der leidenschaftlichste Freund der Sage wohl
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