Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

nur mit einem "Leider" das Gegentheil eingestehen. Dieser harmlosen Bemerkung muß eine nähere Andeutung fremd bleiben. Aber ein Wunsch kann hier nicht unterdrückt werden. Das Mittelalter und die nächste Periode nach ihm warf Geschichte und Sage ohne Critik bunt durch einander; darauf folgte eine Zeit bis tief in das vorige Jahrhundert hinein, die nur mit einem trocknen Aufsammeln des Materials sich beschäftigte. Jetzt leben wir in der Zeit der Alles zerschneidenden und zersetzenden Critik. Die Geschichte wird zur Sage und die Sage wieder wird zu gar nichts heruntergesetzt. Möge auch dies nur eine Uebergangsperiode seyn, die, ohne daß sich ihr Gegensatz an sie knüpft, zur Erkennung der lauteren historischen Wahrheit führt!

Ein zweiter Gegenstand der Rechtfertigung ist, daß der Herausgeber mehrere Sagen nicht aufgenommen hat, die von Vielen gerade als Pommersche Sagen ausgegeben werden. Hierher gehörten vorzüglich die Sagen von der Jomsburg. Allein solche Sagen, deren Localität, anders wie bei den eben erwähnten, so durchaus unbestimmt und bestritten ist, wie hier, und die zudem nur gerade durch ihre Localität in Pommern wurzeln könnten, indem im Uebrigen ihre Helden unbestritten einem fremden Volke angehören, glaubte der Herausgeber nothwendig hier ausschließen zu müssen. -

Nach diesen Erörterungen hat der Herausgeber nur noch Weniges über die gegenwärtige Sammlung zu sagen.

Er hat bei derselben im Ganzen dasselbe Verfahren beobachtet, wie bei den Preußischen und Altmärkischen Sagen. Jede Sage mit der gewissenhaftesten Treue wiedergegeben, so wie sie entweder noch unmittelbar im Munde des Volkes oder in den Chroniken aufgefunden ist.

nur mit einem „Leider“ das Gegentheil eingestehen. Dieser harmlosen Bemerkung muß eine nähere Andeutung fremd bleiben. Aber ein Wunsch kann hier nicht unterdrückt werden. Das Mittelalter und die nächste Periode nach ihm warf Geschichte und Sage ohne Critik bunt durch einander; darauf folgte eine Zeit bis tief in das vorige Jahrhundert hinein, die nur mit einem trocknen Aufsammeln des Materials sich beschäftigte. Jetzt leben wir in der Zeit der Alles zerschneidenden und zersetzenden Critik. Die Geschichte wird zur Sage und die Sage wieder wird zu gar nichts heruntergesetzt. Möge auch dies nur eine Uebergangsperiode seyn, die, ohne daß sich ihr Gegensatz an sie knüpft, zur Erkennung der lauteren historischen Wahrheit führt!

Ein zweiter Gegenstand der Rechtfertigung ist, daß der Herausgeber mehrere Sagen nicht aufgenommen hat, die von Vielen gerade als Pommersche Sagen ausgegeben werden. Hierher gehörten vorzüglich die Sagen von der Jomsburg. Allein solche Sagen, deren Localität, anders wie bei den eben erwähnten, so durchaus unbestimmt und bestritten ist, wie hier, und die zudem nur gerade durch ihre Localität in Pommern wurzeln könnten, indem im Uebrigen ihre Helden unbestritten einem fremden Volke angehören, glaubte der Herausgeber nothwendig hier ausschließen zu müssen. –

Nach diesen Erörterungen hat der Herausgeber nur noch Weniges über die gegenwärtige Sammlung zu sagen.

Er hat bei derselben im Ganzen dasselbe Verfahren beobachtet, wie bei den Preußischen und Altmärkischen Sagen. Jede Sage mit der gewissenhaftesten Treue wiedergegeben, so wie sie entweder noch unmittelbar im Munde des Volkes oder in den Chroniken aufgefunden ist.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0014" n="XII"/>
nur mit einem &#x201E;Leider&#x201C; das Gegentheil eingestehen. Dieser harmlosen Bemerkung muß eine nähere Andeutung fremd bleiben. Aber ein Wunsch kann hier nicht unterdrückt werden. Das Mittelalter und die nächste Periode nach ihm warf Geschichte und Sage ohne Critik bunt durch einander; darauf folgte eine Zeit bis tief in das vorige Jahrhundert hinein, die nur mit einem trocknen Aufsammeln des Materials sich beschäftigte. Jetzt leben wir in der Zeit der Alles zerschneidenden und zersetzenden Critik. Die Geschichte wird zur Sage und die Sage wieder wird zu gar nichts heruntergesetzt. Möge auch dies nur eine Uebergangsperiode seyn, die, ohne daß sich ihr Gegensatz an sie knüpft, zur Erkennung der lauteren historischen Wahrheit führt!</p>
        <p>Ein zweiter Gegenstand der Rechtfertigung ist, daß der Herausgeber mehrere Sagen nicht aufgenommen hat, die von Vielen gerade als Pommersche Sagen ausgegeben werden. Hierher gehörten vorzüglich die Sagen von der Jomsburg. Allein solche Sagen, deren Localität, anders wie bei den eben erwähnten, so durchaus unbestimmt und bestritten ist, wie hier, und die zudem nur gerade durch ihre Localität in Pommern wurzeln könnten, indem im Uebrigen ihre Helden unbestritten einem fremden Volke angehören, glaubte der Herausgeber nothwendig hier ausschließen zu müssen. &#x2013;</p>
        <p>Nach diesen Erörterungen hat der Herausgeber nur noch Weniges über die gegenwärtige Sammlung zu sagen.</p>
        <p>Er hat bei derselben im Ganzen dasselbe Verfahren beobachtet, wie bei den Preußischen und Altmärkischen Sagen. Jede Sage mit der gewissenhaftesten Treue wiedergegeben, so wie sie entweder noch unmittelbar im Munde des Volkes oder in den Chroniken aufgefunden ist.
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XII/0014] nur mit einem „Leider“ das Gegentheil eingestehen. Dieser harmlosen Bemerkung muß eine nähere Andeutung fremd bleiben. Aber ein Wunsch kann hier nicht unterdrückt werden. Das Mittelalter und die nächste Periode nach ihm warf Geschichte und Sage ohne Critik bunt durch einander; darauf folgte eine Zeit bis tief in das vorige Jahrhundert hinein, die nur mit einem trocknen Aufsammeln des Materials sich beschäftigte. Jetzt leben wir in der Zeit der Alles zerschneidenden und zersetzenden Critik. Die Geschichte wird zur Sage und die Sage wieder wird zu gar nichts heruntergesetzt. Möge auch dies nur eine Uebergangsperiode seyn, die, ohne daß sich ihr Gegensatz an sie knüpft, zur Erkennung der lauteren historischen Wahrheit führt! Ein zweiter Gegenstand der Rechtfertigung ist, daß der Herausgeber mehrere Sagen nicht aufgenommen hat, die von Vielen gerade als Pommersche Sagen ausgegeben werden. Hierher gehörten vorzüglich die Sagen von der Jomsburg. Allein solche Sagen, deren Localität, anders wie bei den eben erwähnten, so durchaus unbestimmt und bestritten ist, wie hier, und die zudem nur gerade durch ihre Localität in Pommern wurzeln könnten, indem im Uebrigen ihre Helden unbestritten einem fremden Volke angehören, glaubte der Herausgeber nothwendig hier ausschließen zu müssen. – Nach diesen Erörterungen hat der Herausgeber nur noch Weniges über die gegenwärtige Sammlung zu sagen. Er hat bei derselben im Ganzen dasselbe Verfahren beobachtet, wie bei den Preußischen und Altmärkischen Sagen. Jede Sage mit der gewissenhaftesten Treue wiedergegeben, so wie sie entweder noch unmittelbar im Munde des Volkes oder in den Chroniken aufgefunden ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/14
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/14>, abgerufen am 23.11.2024.