Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.von den Mönchen gefangen war. Das geschah also viele Jahre, und die Mönche bekamen alljährlich einen großen, fetten Stör, bis sie zuletzt zu geizig wurden und alle beide Störe einfingen. Da hat plötzlich dieses Wunder aufgehört und es ist kein Stör mehr nach Grobe gekommen. Kantzow, Pomerania, I. S. 137. Micrälius, Alt. Pommerl. I. S. 189. 190. Val. ab Eickstedt, Epitome Annalium Pomeraniae, p. 19. Cramer, Gr. Pomm. Kirchen-Chron. II. S. 11. 75. Die Maränen im Madüesee. In dem Madüesee unweit Stargard in Pommern findet man häufig die Maräne oder Muräne, einen Fisch, den es sonst in Deutschland nicht gibt, und den nur die welschen Seen haben. Er soll auf folgende Weise dahin gekommen sein: In dem Kloster Colbatz dicht an diesem Madüesee lebte vor Zeiten ein Abt, der aus Italien hergekommen war, und immer ein großes Verlangen nach den Maränen trug, die ihm in seiner Heimath so wohl geschmeckt hatten. Wie der nun auch einmal in solchen Gedanken in dem Klostergarten spatzieren ging, da erschien der Teufel vor ihm, und redete ihn mit listigen Worten an, und versprach ihm, daß er ihm die ersehnten Fische verschaffen werde, wenn der Abt sich ihm zu eigen geben wolle. Darüber gerieth dieser in großen Kummer und Streit mit sich selbst. Zuletzt aber sagte er dem bösen Feinde zu, wenn er ihm noch vor dem Hahnenrufe die Fische bringen werde. Denn es war schon Mitternacht, als diese Unterredung statt hatte, und der Abt meinte, der Teufel werde den langen Weg von Pommern nach Welschland und wieder daher, in so kurzer Zeit nicht zurücklegen können. Darauf verschwand der Böse eiligst in der Luft, schneller als wenn der Sturmwind durch die Wolken fährt. von den Mönchen gefangen war. Das geschah also viele Jahre, und die Mönche bekamen alljährlich einen großen, fetten Stör, bis sie zuletzt zu geizig wurden und alle beide Störe einfingen. Da hat plötzlich dieses Wunder aufgehört und es ist kein Stör mehr nach Grobe gekommen. Kantzow, Pomerania, I. S. 137. Micrälius, Alt. Pommerl. I. S. 189. 190. Val. ab Eickstedt, Epitome Annalium Pomeraniae, p. 19. Cramer, Gr. Pomm. Kirchen-Chron. II. S. 11. 75. Die Maränen im Madüesee. In dem Madüesee unweit Stargard in Pommern findet man häufig die Maräne oder Muräne, einen Fisch, den es sonst in Deutschland nicht gibt, und den nur die welschen Seen haben. Er soll auf folgende Weise dahin gekommen sein: In dem Kloster Colbatz dicht an diesem Madüesee lebte vor Zeiten ein Abt, der aus Italien hergekommen war, und immer ein großes Verlangen nach den Maränen trug, die ihm in seiner Heimath so wohl geschmeckt hatten. Wie der nun auch einmal in solchen Gedanken in dem Klostergarten spatzieren ging, da erschien der Teufel vor ihm, und redete ihn mit listigen Worten an, und versprach ihm, daß er ihm die ersehnten Fische verschaffen werde, wenn der Abt sich ihm zu eigen geben wolle. Darüber gerieth dieser in großen Kummer und Streit mit sich selbst. Zuletzt aber sagte er dem bösen Feinde zu, wenn er ihm noch vor dem Hahnenrufe die Fische bringen werde. Denn es war schon Mitternacht, als diese Unterredung statt hatte, und der Abt meinte, der Teufel werde den langen Weg von Pommern nach Welschland und wieder daher, in so kurzer Zeit nicht zurücklegen können. Darauf verschwand der Böse eiligst in der Luft, schneller als wenn der Sturmwind durch die Wolken fährt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0145" n="113"/> von den Mönchen gefangen war. Das geschah also viele Jahre, und die Mönche bekamen alljährlich einen großen, fetten Stör, bis sie zuletzt zu geizig wurden und alle beide Störe einfingen. Da hat plötzlich dieses Wunder aufgehört und es ist kein Stör mehr nach Grobe gekommen.</p> <listBibl> <bibl>Kantzow, Pomerania, I. S. 137.</bibl><lb/> <bibl>Micrälius, Alt. Pommerl. I. S. 189. 190.</bibl><lb/> <bibl>Val. ab Eickstedt, Epitome Annalium Pomeraniae, p. 19.</bibl><lb/> <bibl>Cramer, Gr. Pomm. Kirchen-Chron. II. S. 11.</bibl><lb/> </listBibl> </div> <div n="2"> <head>75. Die Maränen im Madüesee.</head><lb/> <p>In dem Madüesee unweit Stargard in Pommern findet man häufig die Maräne oder Muräne, einen Fisch, den es sonst in Deutschland nicht gibt, und den nur die welschen Seen haben. Er soll auf folgende Weise dahin gekommen sein: In dem Kloster Colbatz dicht an diesem Madüesee lebte vor Zeiten ein Abt, der aus Italien hergekommen war, und immer ein großes Verlangen nach den Maränen trug, die ihm in seiner Heimath so wohl geschmeckt hatten. Wie der nun auch einmal in solchen Gedanken in dem Klostergarten spatzieren ging, da erschien der Teufel vor ihm, und redete ihn mit listigen Worten an, und versprach ihm, daß er ihm die ersehnten Fische verschaffen werde, wenn der Abt sich ihm zu eigen geben wolle. Darüber gerieth dieser in großen Kummer und Streit mit sich selbst. Zuletzt aber sagte er dem bösen Feinde zu, wenn er ihm noch vor dem Hahnenrufe die Fische bringen werde. Denn es war schon Mitternacht, als diese Unterredung statt hatte, und der Abt meinte, der Teufel werde den langen Weg von Pommern nach Welschland und wieder daher, in so kurzer Zeit nicht zurücklegen können. Darauf verschwand der Böse eiligst in der Luft, schneller als wenn der Sturmwind durch die Wolken fährt.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [113/0145]
von den Mönchen gefangen war. Das geschah also viele Jahre, und die Mönche bekamen alljährlich einen großen, fetten Stör, bis sie zuletzt zu geizig wurden und alle beide Störe einfingen. Da hat plötzlich dieses Wunder aufgehört und es ist kein Stör mehr nach Grobe gekommen.
Kantzow, Pomerania, I. S. 137.
Micrälius, Alt. Pommerl. I. S. 189. 190.
Val. ab Eickstedt, Epitome Annalium Pomeraniae, p. 19.
Cramer, Gr. Pomm. Kirchen-Chron. II. S. 11.
75. Die Maränen im Madüesee.
In dem Madüesee unweit Stargard in Pommern findet man häufig die Maräne oder Muräne, einen Fisch, den es sonst in Deutschland nicht gibt, und den nur die welschen Seen haben. Er soll auf folgende Weise dahin gekommen sein: In dem Kloster Colbatz dicht an diesem Madüesee lebte vor Zeiten ein Abt, der aus Italien hergekommen war, und immer ein großes Verlangen nach den Maränen trug, die ihm in seiner Heimath so wohl geschmeckt hatten. Wie der nun auch einmal in solchen Gedanken in dem Klostergarten spatzieren ging, da erschien der Teufel vor ihm, und redete ihn mit listigen Worten an, und versprach ihm, daß er ihm die ersehnten Fische verschaffen werde, wenn der Abt sich ihm zu eigen geben wolle. Darüber gerieth dieser in großen Kummer und Streit mit sich selbst. Zuletzt aber sagte er dem bösen Feinde zu, wenn er ihm noch vor dem Hahnenrufe die Fische bringen werde. Denn es war schon Mitternacht, als diese Unterredung statt hatte, und der Abt meinte, der Teufel werde den langen Weg von Pommern nach Welschland und wieder daher, in so kurzer Zeit nicht zurücklegen können. Darauf verschwand der Böse eiligst in der Luft, schneller als wenn der Sturmwind durch die Wolken fährt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |