Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Eine ähnliche Hand eines Vatermörders wird auf der Rathsbibliothek zu Stralsund verwahrt.

Historische Nachricht von den alten Einwohnern in Pommern, von Christian Zickermann, S. 87.
Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, I. S. 179.
Zöllners Reise durch Pommern und Rügen, S. 206.
93. Die Blutflecken in der Jacobikirche zu Stettin.

In der Jacobikirche zu Stettin zeigt man einige kleine Blutflecken, die man durch kein Waschen oder Schaben vertilgen kann. Die sollen auf folgende Weise entstanden seyn. In der Kirche spielten einst während des Gottesdienstes vier gottlose Buben in der Karte. Plötzlich trat der Teufel zu ihnen, und fing an, mit ihnen zu spielen. Anfangs kannten die Knaben ihn nicht. Bald merkte aber Einer von ihnen, daß es der Teufel sey, der sich mit ihnen ins Spiel gegeben habe, denn er sah dessen Pferdefuß; er machte sich also geschwinde davon. Nach einer Weile merkte es auch ein Zweiter, der sich ebenfalls davon schlich. Auch dem Dritten gingen endlich die Augen auf, und er that, wie die beiden Andern. Der Vierte aber war so nur auf sein Spiel versessen, daß er gar nicht gewahrte, mit wem er spiele. Daher bekam der Teufel so viel Gewalt über ihn, daß er mit ihm aus der Kirche davon fahren durfte. Das that er denn auch, indem er ihn plötzlich ergriff, und ihm den Hals umdrehete, und dann mit großem Getöse ihn von dannen führte. Der Teufel hatte dabei mit seinen scharfen Krallen so fest in das Fleisch des Knaben gepackt, daß das Blut danach floß; davon rühren noch jene Blutflecken her.

Mündlich.

Eine ähnliche Hand eines Vatermörders wird auf der Rathsbibliothek zu Stralsund verwahrt.

Historische Nachricht von den alten Einwohnern in Pommern, von Christian Zickermann, S. 87.
Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, I. S. 179.
Zöllners Reise durch Pommern und Rügen, S. 206.
93. Die Blutflecken in der Jacobikirche zu Stettin.

In der Jacobikirche zu Stettin zeigt man einige kleine Blutflecken, die man durch kein Waschen oder Schaben vertilgen kann. Die sollen auf folgende Weise entstanden seyn. In der Kirche spielten einst während des Gottesdienstes vier gottlose Buben in der Karte. Plötzlich trat der Teufel zu ihnen, und fing an, mit ihnen zu spielen. Anfangs kannten die Knaben ihn nicht. Bald merkte aber Einer von ihnen, daß es der Teufel sey, der sich mit ihnen ins Spiel gegeben habe, denn er sah dessen Pferdefuß; er machte sich also geschwinde davon. Nach einer Weile merkte es auch ein Zweiter, der sich ebenfalls davon schlich. Auch dem Dritten gingen endlich die Augen auf, und er that, wie die beiden Andern. Der Vierte aber war so nur auf sein Spiel versessen, daß er gar nicht gewahrte, mit wem er spiele. Daher bekam der Teufel so viel Gewalt über ihn, daß er mit ihm aus der Kirche davon fahren durfte. Das that er denn auch, indem er ihn plötzlich ergriff, und ihm den Hals umdrehete, und dann mit großem Getöse ihn von dannen führte. Der Teufel hatte dabei mit seinen scharfen Krallen so fest in das Fleisch des Knaben gepackt, daß das Blut danach floß; davon rühren noch jene Blutflecken her.

Mündlich.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0161" n="129"/>
          <p> Eine ähnliche Hand eines Vatermörders wird auf der Rathsbibliothek zu Stralsund verwahrt.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Historische Nachricht von den alten Einwohnern in Pommern, von Christian Zickermann, S. 87.</bibl><lb/>
            <bibl>Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, I. S. 179.</bibl><lb/>
            <bibl>Zöllners Reise durch Pommern und Rügen, S. 206.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>93. Die Blutflecken in der Jacobikirche zu Stettin.</head><lb/>
          <p>In der Jacobikirche zu Stettin zeigt man einige kleine Blutflecken, die man durch kein Waschen oder Schaben vertilgen kann. Die sollen auf folgende Weise entstanden seyn. In der Kirche spielten einst während des Gottesdienstes vier gottlose Buben in der Karte. Plötzlich trat der Teufel zu ihnen, und fing an, mit ihnen zu spielen. Anfangs kannten die Knaben ihn nicht. Bald merkte aber Einer von ihnen, daß es der Teufel sey, der sich mit ihnen ins Spiel gegeben habe, denn er sah dessen Pferdefuß; er machte sich also geschwinde davon. Nach einer Weile merkte es auch ein Zweiter, der sich ebenfalls davon schlich. Auch dem Dritten gingen endlich die Augen auf, und er that, wie die beiden Andern. Der Vierte aber war so nur auf sein Spiel versessen, daß er gar nicht gewahrte, mit wem er spiele. Daher bekam der Teufel so viel Gewalt über ihn, daß er mit ihm aus der Kirche davon fahren durfte. Das that er denn auch, indem er ihn plötzlich ergriff, und ihm den Hals umdrehete, und dann mit großem Getöse ihn von dannen führte. Der Teufel hatte dabei mit seinen scharfen Krallen so fest in das Fleisch des Knaben gepackt, daß das Blut danach floß; davon rühren noch jene Blutflecken her.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0161] Eine ähnliche Hand eines Vatermörders wird auf der Rathsbibliothek zu Stralsund verwahrt. Historische Nachricht von den alten Einwohnern in Pommern, von Christian Zickermann, S. 87. Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, I. S. 179. Zöllners Reise durch Pommern und Rügen, S. 206. 93. Die Blutflecken in der Jacobikirche zu Stettin. In der Jacobikirche zu Stettin zeigt man einige kleine Blutflecken, die man durch kein Waschen oder Schaben vertilgen kann. Die sollen auf folgende Weise entstanden seyn. In der Kirche spielten einst während des Gottesdienstes vier gottlose Buben in der Karte. Plötzlich trat der Teufel zu ihnen, und fing an, mit ihnen zu spielen. Anfangs kannten die Knaben ihn nicht. Bald merkte aber Einer von ihnen, daß es der Teufel sey, der sich mit ihnen ins Spiel gegeben habe, denn er sah dessen Pferdefuß; er machte sich also geschwinde davon. Nach einer Weile merkte es auch ein Zweiter, der sich ebenfalls davon schlich. Auch dem Dritten gingen endlich die Augen auf, und er that, wie die beiden Andern. Der Vierte aber war so nur auf sein Spiel versessen, daß er gar nicht gewahrte, mit wem er spiele. Daher bekam der Teufel so viel Gewalt über ihn, daß er mit ihm aus der Kirche davon fahren durfte. Das that er denn auch, indem er ihn plötzlich ergriff, und ihm den Hals umdrehete, und dann mit großem Getöse ihn von dannen führte. Der Teufel hatte dabei mit seinen scharfen Krallen so fest in das Fleisch des Knaben gepackt, daß das Blut danach floß; davon rühren noch jene Blutflecken her. Mündlich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/161
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/161>, abgerufen am 23.11.2024.