Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.152. Der Krakauberg bei Zachan. Bei dem Städtchen Zachan, zwei Meilen von Stargard, liegt in einem Buchenwalde ein Berg von ziemlicher Höhe, der Krakauberg geheißen. Auf diesem Berge hat in alten Zeiten ein Schloß gestanden, in welchem ein Grafengeschlecht, Namens Krakau, gewohnt haben soll. Die beiden Letzten dieses Geschlechts waren zwei Brüder, die aber in großer Feindschaft und Zwietracht mit einander lebten. Zur Strafe für solchen unnatürlichen Haß soll ihr Schloß zerstört, und sie sollen in Zwerge verwandelt seyn. Als solche müssen sie noch immer auf dem Berge umgehen, und auf den Johannistag kann man sie dort sehen. In demselben Buchenwäldchen hört man auch manchmal um Mitternacht ein großes, grauenhaftes Jagdgetöse mit Hundebellen, Pferdegetrampel, Blasen und Schießen. Man sagt, daß dies auch von den beiden Grafen herkomme. Mündlich. 153. Die Eule im Schlosse zu Labes. In der Stadt Labes sieht man noch die Ruinen eines alten Schlosses, in welchem früher ein grausamer Ritter gewohnt hat. Jetzt hauset nur noch eine Eule dort, die Nacht für Nacht ein schreckliches Geheul hören läßt, und die kein Mensch vertreiben kann; man sagt, daß diese Eule der Geist des bösen Ritters sey. Mündlich. 154. Der Dollgemost auf Rügen. Auf der Insel Rügen befindet sich eine, dem Fürsten zu Putbus zugehörige Holzung, der Dollgemost genannt. Vor Zeiten hielten sich in derselben viele und gefährliche 152. Der Krakauberg bei Zachan. Bei dem Städtchen Zachan, zwei Meilen von Stargard, liegt in einem Buchenwalde ein Berg von ziemlicher Höhe, der Krakauberg geheißen. Auf diesem Berge hat in alten Zeiten ein Schloß gestanden, in welchem ein Grafengeschlecht, Namens Krakau, gewohnt haben soll. Die beiden Letzten dieses Geschlechts waren zwei Brüder, die aber in großer Feindschaft und Zwietracht mit einander lebten. Zur Strafe für solchen unnatürlichen Haß soll ihr Schloß zerstört, und sie sollen in Zwerge verwandelt seyn. Als solche müssen sie noch immer auf dem Berge umgehen, und auf den Johannistag kann man sie dort sehen. In demselben Buchenwäldchen hört man auch manchmal um Mitternacht ein großes, grauenhaftes Jagdgetöse mit Hundebellen, Pferdegetrampel, Blasen und Schießen. Man sagt, daß dies auch von den beiden Grafen herkomme. Mündlich. 153. Die Eule im Schlosse zu Labes. In der Stadt Labes sieht man noch die Ruinen eines alten Schlosses, in welchem früher ein grausamer Ritter gewohnt hat. Jetzt hauset nur noch eine Eule dort, die Nacht für Nacht ein schreckliches Geheul hören läßt, und die kein Mensch vertreiben kann; man sagt, daß diese Eule der Geist des bösen Ritters sey. Mündlich. 154. Der Dollgemost auf Rügen. Auf der Insel Rügen befindet sich eine, dem Fürsten zu Putbus zugehörige Holzung, der Dollgemost genannt. Vor Zeiten hielten sich in derselben viele und gefährliche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0224" n="192"/> <div n="2"> <head>152. Der Krakauberg bei Zachan.</head><lb/> <p>Bei dem Städtchen Zachan, zwei Meilen von Stargard, liegt in einem Buchenwalde ein Berg von ziemlicher Höhe, der Krakauberg geheißen. Auf diesem Berge hat in alten Zeiten ein Schloß gestanden, in welchem ein Grafengeschlecht, Namens Krakau, gewohnt haben soll. Die beiden Letzten dieses Geschlechts waren zwei Brüder, die aber in großer Feindschaft und Zwietracht mit einander lebten. Zur Strafe für solchen unnatürlichen Haß soll ihr Schloß zerstört, und sie sollen in Zwerge verwandelt seyn. Als solche müssen sie noch immer auf dem Berge umgehen, und auf den Johannistag kann man sie dort sehen.</p> <p>In demselben Buchenwäldchen hört man auch manchmal um Mitternacht ein großes, grauenhaftes Jagdgetöse mit Hundebellen, Pferdegetrampel, Blasen und Schießen. Man sagt, daß dies auch von den beiden Grafen herkomme.</p> <listBibl> <bibl>Mündlich.</bibl><lb/> </listBibl> </div> <div n="2"> <head>153. Die Eule im Schlosse zu Labes.</head><lb/> <p>In der Stadt Labes sieht man noch die Ruinen eines alten Schlosses, in welchem früher ein grausamer Ritter gewohnt hat. Jetzt hauset nur noch eine Eule dort, die Nacht für Nacht ein schreckliches Geheul hören läßt, und die kein Mensch vertreiben kann; man sagt, daß diese Eule der Geist des bösen Ritters sey.</p> <listBibl> <bibl>Mündlich.</bibl><lb/> </listBibl> </div> <div n="2"> <head>154. Der Dollgemost auf Rügen.</head><lb/> <p>Auf der Insel Rügen befindet sich eine, dem Fürsten zu Putbus zugehörige Holzung, der Dollgemost genannt. Vor Zeiten hielten sich in derselben viele und gefährliche </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0224]
152. Der Krakauberg bei Zachan.
Bei dem Städtchen Zachan, zwei Meilen von Stargard, liegt in einem Buchenwalde ein Berg von ziemlicher Höhe, der Krakauberg geheißen. Auf diesem Berge hat in alten Zeiten ein Schloß gestanden, in welchem ein Grafengeschlecht, Namens Krakau, gewohnt haben soll. Die beiden Letzten dieses Geschlechts waren zwei Brüder, die aber in großer Feindschaft und Zwietracht mit einander lebten. Zur Strafe für solchen unnatürlichen Haß soll ihr Schloß zerstört, und sie sollen in Zwerge verwandelt seyn. Als solche müssen sie noch immer auf dem Berge umgehen, und auf den Johannistag kann man sie dort sehen.
In demselben Buchenwäldchen hört man auch manchmal um Mitternacht ein großes, grauenhaftes Jagdgetöse mit Hundebellen, Pferdegetrampel, Blasen und Schießen. Man sagt, daß dies auch von den beiden Grafen herkomme.
Mündlich.
153. Die Eule im Schlosse zu Labes.
In der Stadt Labes sieht man noch die Ruinen eines alten Schlosses, in welchem früher ein grausamer Ritter gewohnt hat. Jetzt hauset nur noch eine Eule dort, die Nacht für Nacht ein schreckliches Geheul hören läßt, und die kein Mensch vertreiben kann; man sagt, daß diese Eule der Geist des bösen Ritters sey.
Mündlich.
154. Der Dollgemost auf Rügen.
Auf der Insel Rügen befindet sich eine, dem Fürsten zu Putbus zugehörige Holzung, der Dollgemost genannt. Vor Zeiten hielten sich in derselben viele und gefährliche
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/224 |
Zitationshilfe: | Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/224>, abgerufen am 16.07.2024. |