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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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lief quer durch die Landstraße, so daß jeder Reisende es passiren mußte. Nun, sagt man, hatten die Herren von Köller über dasselbe eine Brücke schlagen lassen, dem Anschein nach zur Bequemlichkeit der Reisenden, aber in Wahrheit zur Erleichterung ihres bösen Gewerbes. Denn an der Brücke hatten sie einen Drath befestigt, der unter der Erde her bis zur Burg hinaufging und dort an eine Glocke reichte. So wie nun Jemand auf die Brücke trat, so gerieth durch die Erschütterung der Drath in Bewegung, und die Glocke auf der Burg läutete. Dann brach Alles auf und überfiel den arglosen Wanderer, der über die Brücke gegangen war.

Solches Unwesen hat gedauert bis zu Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts; denn Keiner hatte den gefährlichen Raubrittern in ihrer festen Burg etwas anhaben können. Als aber zur Zeit des dreißigjährigen Krieges der schwedische König Gustav Adolph nach Deutschland kam und durch Pommern zog, hörte er auch von dieser Räuberburg, und er beschloß sofort, sie zu belagern. Anfangs spottete sein der Raubritter, der damals auf der Burg hausete. Nachdem der König aber eine Zeitlang da gelegen hatte, und die auf der Burg sehen mochten, daß keine Rettung mehr für sie sey, erschien auf einmal eines Abends in dem Zelte des Königs eine hohe, schöne Frau. Die weinte sehr und sprach zum Könige, daß sie die Frau des Herrn von Köller sey, des Raubritters, den er belagere, und bat ihn sehr, daß er ihrer und ihres Mannes schonen möge. Der König versprach ihr das auch für sie, von ihrem Manne wollte er aber nichts wissen. Da bat die Frau nur um freien Abzug dessen, was sie aus der Burg werde tragen können; das versprach ihr der König. Am anderen Morgen nun ließ sich die Zugbrücke der Burg nieder, und über dieselbe schritt die Frau von Köller, ihren

lief quer durch die Landstraße, so daß jeder Reisende es passiren mußte. Nun, sagt man, hatten die Herren von Köller über dasselbe eine Brücke schlagen lassen, dem Anschein nach zur Bequemlichkeit der Reisenden, aber in Wahrheit zur Erleichterung ihres bösen Gewerbes. Denn an der Brücke hatten sie einen Drath befestigt, der unter der Erde her bis zur Burg hinaufging und dort an eine Glocke reichte. So wie nun Jemand auf die Brücke trat, so gerieth durch die Erschütterung der Drath in Bewegung, und die Glocke auf der Burg läutete. Dann brach Alles auf und überfiel den arglosen Wanderer, der über die Brücke gegangen war.

Solches Unwesen hat gedauert bis zu Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts; denn Keiner hatte den gefährlichen Raubrittern in ihrer festen Burg etwas anhaben können. Als aber zur Zeit des dreißigjährigen Krieges der schwedische König Gustav Adolph nach Deutschland kam und durch Pommern zog, hörte er auch von dieser Räuberburg, und er beschloß sofort, sie zu belagern. Anfangs spottete sein der Raubritter, der damals auf der Burg hausete. Nachdem der König aber eine Zeitlang da gelegen hatte, und die auf der Burg sehen mochten, daß keine Rettung mehr für sie sey, erschien auf einmal eines Abends in dem Zelte des Königs eine hohe, schöne Frau. Die weinte sehr und sprach zum Könige, daß sie die Frau des Herrn von Köller sey, des Raubritters, den er belagere, und bat ihn sehr, daß er ihrer und ihres Mannes schonen möge. Der König versprach ihr das auch für sie, von ihrem Manne wollte er aber nichts wissen. Da bat die Frau nur um freien Abzug dessen, was sie aus der Burg werde tragen können; das versprach ihr der König. Am anderen Morgen nun ließ sich die Zugbrücke der Burg nieder, und über dieselbe schritt die Frau von Köller, ihren

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lief quer durch die Landstraße, so daß jeder Reisende es passiren mußte. Nun, sagt man, hatten die Herren von Köller über dasselbe eine Brücke schlagen lassen, dem Anschein nach zur Bequemlichkeit der Reisenden, aber in Wahrheit zur Erleichterung ihres bösen Gewerbes. Denn an der Brücke hatten sie einen Drath befestigt, der unter der Erde her bis zur Burg hinaufging und dort an eine Glocke reichte. So wie nun Jemand auf die Brücke trat, so gerieth durch die Erschütterung der Drath in Bewegung, und die Glocke auf der Burg läutete. Dann brach Alles auf und überfiel den arglosen Wanderer, der über die Brücke gegangen war.</p>
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[199/0231] lief quer durch die Landstraße, so daß jeder Reisende es passiren mußte. Nun, sagt man, hatten die Herren von Köller über dasselbe eine Brücke schlagen lassen, dem Anschein nach zur Bequemlichkeit der Reisenden, aber in Wahrheit zur Erleichterung ihres bösen Gewerbes. Denn an der Brücke hatten sie einen Drath befestigt, der unter der Erde her bis zur Burg hinaufging und dort an eine Glocke reichte. So wie nun Jemand auf die Brücke trat, so gerieth durch die Erschütterung der Drath in Bewegung, und die Glocke auf der Burg läutete. Dann brach Alles auf und überfiel den arglosen Wanderer, der über die Brücke gegangen war. Solches Unwesen hat gedauert bis zu Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts; denn Keiner hatte den gefährlichen Raubrittern in ihrer festen Burg etwas anhaben können. Als aber zur Zeit des dreißigjährigen Krieges der schwedische König Gustav Adolph nach Deutschland kam und durch Pommern zog, hörte er auch von dieser Räuberburg, und er beschloß sofort, sie zu belagern. Anfangs spottete sein der Raubritter, der damals auf der Burg hausete. Nachdem der König aber eine Zeitlang da gelegen hatte, und die auf der Burg sehen mochten, daß keine Rettung mehr für sie sey, erschien auf einmal eines Abends in dem Zelte des Königs eine hohe, schöne Frau. Die weinte sehr und sprach zum Könige, daß sie die Frau des Herrn von Köller sey, des Raubritters, den er belagere, und bat ihn sehr, daß er ihrer und ihres Mannes schonen möge. Der König versprach ihr das auch für sie, von ihrem Manne wollte er aber nichts wissen. Da bat die Frau nur um freien Abzug dessen, was sie aus der Burg werde tragen können; das versprach ihr der König. Am anderen Morgen nun ließ sich die Zugbrücke der Burg nieder, und über dieselbe schritt die Frau von Köller, ihren

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/231>, abgerufen am 30.11.2024.