Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.nach Zadkow, drei Viertel Weges von Groß-Tychow, bestellt; sie sollten ihn da auf einem großen Steine treffen, der dicht bei dem Dorfe lag. Als aber die abgesprochene Nacht herankam, da wurde den Tychower Herren die Geschichte arg bedenklich, und sie sahen ein, welch eine große Sünde sie gegen den lieben Gott zu begehen vorhätten. Sie ließen daher den Priester zu sich rufen, und vertrauten ihm ihre Noth an, und baten ihn, daß er statt ihrer zu dem großen Steine nach Zadkow gehen, und dem Teufel sagen möchte, die Sache sey ihnen wieder leid geworden. Der Priester war ein frommer und kluger Mann, und er übernahm sich die Sache. Er machte ein Kreuz und bat den lieben Gott, daß der ihm beistehen möge, und dann machte er sich in der bezeichneten Nacht wohlgemuth auf den Weg zu dem Steine. Allda traf er den Teufel schon, der auf die Tychower Herren wartete. Der Geistliche hatte anfangs vorgehabt, dem Bösen geradezu die Geschichte zu erzählen, und ihn aus der Gegend zu bannen. Aber wie er so ganz allein vor ihm stand, so verging ihm doch sein Muth, und er sah ein, daß es besser wäre, zur List seine Zuflucht zu nehmen. Er machte dem Teufel daher allerlei Finten vor, woraus dieser nicht recht klug werden konnte. Damit hielt er ihn auf, und die Zeit verstrich, bis auf einmal der Hahn in Zadkow anfing zu krähen. Da merkte der Teufel, daß er betrogen war, und er warf voll Zornes dem Priester vor, daß die Herren von Tychow ihn betrügen wollten. Der Priester hatte aber jetzt Muth bekommen, und er sagte dem Andern geradezu, daß die Herren in sich gegangen wären und nichts mehr mit ihm zu thun haben wollten. Darauf sah sich der Teufel wild um, und er wurde ganz grimmig und toll, und zuletzt nahm er den großen Stein auf, auf dem er gestanden, und warf nach Zadkow, drei Viertel Weges von Groß-Tychow, bestellt; sie sollten ihn da auf einem großen Steine treffen, der dicht bei dem Dorfe lag. Als aber die abgesprochene Nacht herankam, da wurde den Tychower Herren die Geschichte arg bedenklich, und sie sahen ein, welch eine große Sünde sie gegen den lieben Gott zu begehen vorhätten. Sie ließen daher den Priester zu sich rufen, und vertrauten ihm ihre Noth an, und baten ihn, daß er statt ihrer zu dem großen Steine nach Zadkow gehen, und dem Teufel sagen möchte, die Sache sey ihnen wieder leid geworden. Der Priester war ein frommer und kluger Mann, und er übernahm sich die Sache. Er machte ein Kreuz und bat den lieben Gott, daß der ihm beistehen möge, und dann machte er sich in der bezeichneten Nacht wohlgemuth auf den Weg zu dem Steine. Allda traf er den Teufel schon, der auf die Tychower Herren wartete. Der Geistliche hatte anfangs vorgehabt, dem Bösen geradezu die Geschichte zu erzählen, und ihn aus der Gegend zu bannen. Aber wie er so ganz allein vor ihm stand, so verging ihm doch sein Muth, und er sah ein, daß es besser wäre, zur List seine Zuflucht zu nehmen. Er machte dem Teufel daher allerlei Finten vor, woraus dieser nicht recht klug werden konnte. Damit hielt er ihn auf, und die Zeit verstrich, bis auf einmal der Hahn in Zadkow anfing zu krähen. Da merkte der Teufel, daß er betrogen war, und er warf voll Zornes dem Priester vor, daß die Herren von Tychow ihn betrügen wollten. Der Priester hatte aber jetzt Muth bekommen, und er sagte dem Andern geradezu, daß die Herren in sich gegangen wären und nichts mehr mit ihm zu thun haben wollten. 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Er machte ein Kreuz und bat den lieben Gott, daß der ihm beistehen möge, und dann machte er sich in der bezeichneten Nacht wohlgemuth auf den Weg zu dem Steine. Allda traf er den Teufel schon, der auf die Tychower Herren wartete. Der Geistliche hatte anfangs vorgehabt, dem Bösen geradezu die Geschichte zu erzählen, und ihn aus der Gegend zu bannen. Aber wie er so ganz allein vor ihm stand, so verging ihm doch sein Muth, und er sah ein, daß es besser wäre, zur List seine Zuflucht zu nehmen. Er machte dem Teufel daher allerlei Finten vor, woraus dieser nicht recht klug werden konnte. Damit hielt er ihn auf, und die Zeit verstrich, bis auf einmal der Hahn in Zadkow anfing zu krähen. Da merkte der Teufel, daß er betrogen war, und er warf voll Zornes dem Priester vor, daß die Herren von Tychow ihn betrügen wollten. Der Priester hatte aber jetzt Muth bekommen, und er sagte dem Andern geradezu, daß die Herren in sich gegangen wären und nichts mehr mit ihm zu thun haben wollten. Darauf sah sich der Teufel wild um, und er wurde ganz grimmig und toll, und zuletzt nahm er den großen Stein auf, auf dem er gestanden, und warf </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0256]
nach Zadkow, drei Viertel Weges von Groß-Tychow, bestellt; sie sollten ihn da auf einem großen Steine treffen, der dicht bei dem Dorfe lag. Als aber die abgesprochene Nacht herankam, da wurde den Tychower Herren die Geschichte arg bedenklich, und sie sahen ein, welch eine große Sünde sie gegen den lieben Gott zu begehen vorhätten. Sie ließen daher den Priester zu sich rufen, und vertrauten ihm ihre Noth an, und baten ihn, daß er statt ihrer zu dem großen Steine nach Zadkow gehen, und dem Teufel sagen möchte, die Sache sey ihnen wieder leid geworden. Der Priester war ein frommer und kluger Mann, und er übernahm sich die Sache. Er machte ein Kreuz und bat den lieben Gott, daß der ihm beistehen möge, und dann machte er sich in der bezeichneten Nacht wohlgemuth auf den Weg zu dem Steine. Allda traf er den Teufel schon, der auf die Tychower Herren wartete. Der Geistliche hatte anfangs vorgehabt, dem Bösen geradezu die Geschichte zu erzählen, und ihn aus der Gegend zu bannen. Aber wie er so ganz allein vor ihm stand, so verging ihm doch sein Muth, und er sah ein, daß es besser wäre, zur List seine Zuflucht zu nehmen. Er machte dem Teufel daher allerlei Finten vor, woraus dieser nicht recht klug werden konnte. Damit hielt er ihn auf, und die Zeit verstrich, bis auf einmal der Hahn in Zadkow anfing zu krähen. Da merkte der Teufel, daß er betrogen war, und er warf voll Zornes dem Priester vor, daß die Herren von Tychow ihn betrügen wollten. Der Priester hatte aber jetzt Muth bekommen, und er sagte dem Andern geradezu, daß die Herren in sich gegangen wären und nichts mehr mit ihm zu thun haben wollten. Darauf sah sich der Teufel wild um, und er wurde ganz grimmig und toll, und zuletzt nahm er den großen Stein auf, auf dem er gestanden, und warf
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