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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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ihn hoch durch die Luft, um die Herren in Tychow damit todt zu schmeißen. In seinem Eifer war er aber ungeschickt, und der Stein fiel in zwei Theile. Der eine kam bei dem Dorfe Butzlaff zur Erde, eine halbe Meile weit von Zadkow, das größere Stück aber fiel eine Viertelmeile weiter hin, dicht bei Groß-Tychow.

Der Stein bei Tychow liegt noch jetzt; das Stück, das bei Butzlaff niederfiel, ist aber nachher von einem Bauern genommen, der sich eine Scheunendiele davon gemacht hat. Das große Loch, worin der Stein bei Zadkow gelegen, ist daselbst noch jetzt zu sehen; es heißt die Fundelkuhle.

Einige Leute erzählen die Geschichte von den beiden Steinen anders. Der Teufel soll sich nämlich den großen Stein bei Zadkow in einem Sacke haben holen wollen. Weil der Sack aber ein zu enges Loch hatte, daß der Stein nicht hinein konnte, so mußte er diesen entzwei brechen. Dabei hielt er sich nun zu lange auf, und der Hahn fing gerade an zu krähen, als er fertig war, und den Stein in dem Sacke auf den Nacken nahm. Da fing er an gewaltig zu laufen, aber darüber riß der Sack entzwei, und er verlor das eine Stück von dem Steine bei Butzlaff, und das andere auf dem Felde zu Tychow.

Man glaubt auch, daß unter diesem Steine der alte heidnische Götze Triglaff aus purem Golde liegen soll. Die Heiden sollen ihn, zur Zeit des Bischofs Otto, von Julin dahin gebracht haben. Oder aber, wie wieder Andere behaupten, soll ein Edelmann aus Triglaff, wohin der Götze zuerst gekommen war, ihn dahin gebracht haben. Als derselbe nämlich einmal mit anderen Edelleuten Krieg führte, hatte er den Götzen mitgenommen, und wie ihm die Feinde nun hart aufs Leib gingen, soll er ihn unter

ihn hoch durch die Luft, um die Herren in Tychow damit todt zu schmeißen. In seinem Eifer war er aber ungeschickt, und der Stein fiel in zwei Theile. Der eine kam bei dem Dorfe Butzlaff zur Erde, eine halbe Meile weit von Zadkow, das größere Stück aber fiel eine Viertelmeile weiter hin, dicht bei Groß-Tychow.

Der Stein bei Tychow liegt noch jetzt; das Stück, das bei Butzlaff niederfiel, ist aber nachher von einem Bauern genommen, der sich eine Scheunendiele davon gemacht hat. Das große Loch, worin der Stein bei Zadkow gelegen, ist daselbst noch jetzt zu sehen; es heißt die Fundelkuhle.

Einige Leute erzählen die Geschichte von den beiden Steinen anders. Der Teufel soll sich nämlich den großen Stein bei Zadkow in einem Sacke haben holen wollen. Weil der Sack aber ein zu enges Loch hatte, daß der Stein nicht hinein konnte, so mußte er diesen entzwei brechen. Dabei hielt er sich nun zu lange auf, und der Hahn fing gerade an zu krähen, als er fertig war, und den Stein in dem Sacke auf den Nacken nahm. Da fing er an gewaltig zu laufen, aber darüber riß der Sack entzwei, und er verlor das eine Stück von dem Steine bei Butzlaff, und das andere auf dem Felde zu Tychow.

Man glaubt auch, daß unter diesem Steine der alte heidnische Götze Triglaff aus purem Golde liegen soll. Die Heiden sollen ihn, zur Zeit des Bischofs Otto, von Julin dahin gebracht haben. Oder aber, wie wieder Andere behaupten, soll ein Edelmann aus Triglaff, wohin der Götze zuerst gekommen war, ihn dahin gebracht haben. Als derselbe nämlich einmal mit anderen Edelleuten Krieg führte, hatte er den Götzen mitgenommen, und wie ihm die Feinde nun hart aufs Leib gingen, soll er ihn unter

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ihn hoch durch die Luft, um die Herren in Tychow damit todt zu schmeißen. In seinem Eifer war er aber ungeschickt, und der Stein fiel in zwei Theile. Der eine kam bei dem Dorfe Butzlaff zur Erde, eine halbe Meile weit von Zadkow, das größere Stück aber fiel eine Viertelmeile weiter hin, dicht bei Groß-Tychow.</p>
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          <p>Einige Leute erzählen die Geschichte von den beiden Steinen anders. Der Teufel soll sich nämlich den großen Stein bei Zadkow in einem Sacke haben holen wollen. Weil der Sack aber ein zu enges Loch hatte, daß der Stein nicht hinein konnte, so mußte er diesen entzwei brechen. Dabei hielt er sich nun zu lange auf, und der Hahn fing gerade an zu krähen, als er fertig war, und den Stein in dem Sacke auf den Nacken nahm. Da fing er an gewaltig zu laufen, aber darüber riß der Sack entzwei, und er verlor das eine Stück von dem Steine bei Butzlaff, und das andere auf dem Felde zu Tychow.</p>
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[225/0257] ihn hoch durch die Luft, um die Herren in Tychow damit todt zu schmeißen. In seinem Eifer war er aber ungeschickt, und der Stein fiel in zwei Theile. Der eine kam bei dem Dorfe Butzlaff zur Erde, eine halbe Meile weit von Zadkow, das größere Stück aber fiel eine Viertelmeile weiter hin, dicht bei Groß-Tychow. Der Stein bei Tychow liegt noch jetzt; das Stück, das bei Butzlaff niederfiel, ist aber nachher von einem Bauern genommen, der sich eine Scheunendiele davon gemacht hat. Das große Loch, worin der Stein bei Zadkow gelegen, ist daselbst noch jetzt zu sehen; es heißt die Fundelkuhle. Einige Leute erzählen die Geschichte von den beiden Steinen anders. Der Teufel soll sich nämlich den großen Stein bei Zadkow in einem Sacke haben holen wollen. Weil der Sack aber ein zu enges Loch hatte, daß der Stein nicht hinein konnte, so mußte er diesen entzwei brechen. Dabei hielt er sich nun zu lange auf, und der Hahn fing gerade an zu krähen, als er fertig war, und den Stein in dem Sacke auf den Nacken nahm. Da fing er an gewaltig zu laufen, aber darüber riß der Sack entzwei, und er verlor das eine Stück von dem Steine bei Butzlaff, und das andere auf dem Felde zu Tychow. Man glaubt auch, daß unter diesem Steine der alte heidnische Götze Triglaff aus purem Golde liegen soll. Die Heiden sollen ihn, zur Zeit des Bischofs Otto, von Julin dahin gebracht haben. Oder aber, wie wieder Andere behaupten, soll ein Edelmann aus Triglaff, wohin der Götze zuerst gekommen war, ihn dahin gebracht haben. Als derselbe nämlich einmal mit anderen Edelleuten Krieg führte, hatte er den Götzen mitgenommen, und wie ihm die Feinde nun hart aufs Leib gingen, soll er ihn unter

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/257>, abgerufen am 22.11.2024.