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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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uns und euch von Nöthen, dazu zu thun, daß wir und Ihr nicht weiter durch sie bekümmert werden." - Und er ließ sie allzumal an den lichten Galgen hängen, einen jeden neben einem Wolfe.

Dadurch ward eine Zeitlang guter Friede, beides, zu Wasser und zu Lande; und der König Frotho ordnete das Land, und setzte Amtleute darinnen von den Wenden selbst, damit sie über die Fremden nicht murren dürften, und sich daraus keine Ursache zum Abfallen nähmen.

Th. Kantzow, Pomerania, I. S. 14. 15.
4. Die Königin Wißna.

Wie also die Dänen die Herrschaft über die Wenden gehabt, haben sie hernachmals übermüthig regieret, und hat das die Wenden in die Länge verdrossen. Darum thaten sie sich zusammen und empörten sich gegen die Dänen und erwählten eine männliche Jungfrau zu ihrer Königin, Wißna, aus dem Geschlechte des erschlagenen Königs Strumik. Der ordneten sie zween Kriegsfürsten zu, Duck und Dall genannt. Und es entstand solche Erbitterung und Ergrimmung gegen die Dänen, daß auch die Königin selbst und viele Frauen und Jungfrauen sich zum Reiten und zum Kriege gewöhnten, und mit in das Feld zogen, auch so fertig und geschickt zum Kriege wurden, daß sie den Männern in nichts nachgaben. - Als nun die Dänen die Empörung der Wenden hörten, rüsteten sie sich auch, und zogen mit großer Gewalt herüber, um die Wenden wieder zum Gehorsam zu bringen. Aber die Königin Wißna schlug sie, und setzte ihnen nach bis in Dänemark, schlug sie daselbst auch etlichemal, und that ihnen großen Schaden; und nahm die Inseln Möne und Schonen ein. Da haben sich aber endlich beiderseits der Adel, von den Dänen wie von den Wenden, ins Mittel geschlagen, und Frieden gemacht, also

uns und euch von Nöthen, dazu zu thun, daß wir und Ihr nicht weiter durch sie bekümmert werden.“ – Und er ließ sie allzumal an den lichten Galgen hängen, einen jeden neben einem Wolfe.

Dadurch ward eine Zeitlang guter Friede, beides, zu Wasser und zu Lande; und der König Frotho ordnete das Land, und setzte Amtleute darinnen von den Wenden selbst, damit sie über die Fremden nicht murren dürften, und sich daraus keine Ursache zum Abfallen nähmen.

Th. Kantzow, Pomerania, I. S. 14. 15.
4. Die Königin Wißna.

Wie also die Dänen die Herrschaft über die Wenden gehabt, haben sie hernachmals übermüthig regieret, und hat das die Wenden in die Länge verdrossen. Darum thaten sie sich zusammen und empörten sich gegen die Dänen und erwählten eine männliche Jungfrau zu ihrer Königin, Wißna, aus dem Geschlechte des erschlagenen Königs Strumik. Der ordneten sie zween Kriegsfürsten zu, Duck und Dall genannt. Und es entstand solche Erbitterung und Ergrimmung gegen die Dänen, daß auch die Königin selbst und viele Frauen und Jungfrauen sich zum Reiten und zum Kriege gewöhnten, und mit in das Feld zogen, auch so fertig und geschickt zum Kriege wurden, daß sie den Männern in nichts nachgaben. – Als nun die Dänen die Empörung der Wenden hörten, rüsteten sie sich auch, und zogen mit großer Gewalt herüber, um die Wenden wieder zum Gehorsam zu bringen. Aber die Königin Wißna schlug sie, und setzte ihnen nach bis in Dänemark, schlug sie daselbst auch etlichemal, und that ihnen großen Schaden; und nahm die Inseln Möne und Schonen ein. Da haben sich aber endlich beiderseits der Adel, von den Dänen wie von den Wenden, ins Mittel geschlagen, und Frieden gemacht, also

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[9/0041] uns und euch von Nöthen, dazu zu thun, daß wir und Ihr nicht weiter durch sie bekümmert werden.“ – Und er ließ sie allzumal an den lichten Galgen hängen, einen jeden neben einem Wolfe. Dadurch ward eine Zeitlang guter Friede, beides, zu Wasser und zu Lande; und der König Frotho ordnete das Land, und setzte Amtleute darinnen von den Wenden selbst, damit sie über die Fremden nicht murren dürften, und sich daraus keine Ursache zum Abfallen nähmen. Th. Kantzow, Pomerania, I. S. 14. 15. 4. Die Königin Wißna. Wie also die Dänen die Herrschaft über die Wenden gehabt, haben sie hernachmals übermüthig regieret, und hat das die Wenden in die Länge verdrossen. Darum thaten sie sich zusammen und empörten sich gegen die Dänen und erwählten eine männliche Jungfrau zu ihrer Königin, Wißna, aus dem Geschlechte des erschlagenen Königs Strumik. Der ordneten sie zween Kriegsfürsten zu, Duck und Dall genannt. Und es entstand solche Erbitterung und Ergrimmung gegen die Dänen, daß auch die Königin selbst und viele Frauen und Jungfrauen sich zum Reiten und zum Kriege gewöhnten, und mit in das Feld zogen, auch so fertig und geschickt zum Kriege wurden, daß sie den Männern in nichts nachgaben. – Als nun die Dänen die Empörung der Wenden hörten, rüsteten sie sich auch, und zogen mit großer Gewalt herüber, um die Wenden wieder zum Gehorsam zu bringen. Aber die Königin Wißna schlug sie, und setzte ihnen nach bis in Dänemark, schlug sie daselbst auch etlichemal, und that ihnen großen Schaden; und nahm die Inseln Möne und Schonen ein. Da haben sich aber endlich beiderseits der Adel, von den Dänen wie von den Wenden, ins Mittel geschlagen, und Frieden gemacht, also

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/41>, abgerufen am 21.11.2024.