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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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Thurm, von welchem aus es gegen jeden Angriff zu vertheidigen war. Unter solchen Umständen hielten die Arkoner sich für sicher und unüberwindlich, und da sie auch zudem mit guter und gerüsteter Mannschaft versehen waren, so spotteten sie aller Anstalten der Belagerer.

Diese, nachdem sie schon lange vergebens vor der Festung gelegen hatten, und noch immer keine Weise absehen konnten, wie sie in Stadt zu gelangen vermögten, fingen auch schon nach und nach an, an einem glücklichen Ausgange ihres Unternehmens zu verzweifeln. Da trat auf einmal Einer unter ihnen auf, ein gemeiner Soldat, der weissagte, daß an dem Tage des heiligen Vitus die Feste fallen werde, zur Strafe des Verraths und der Abgötterei der Einwohner, die vor mehreren hundert Jahren den heiligen Vitus verstoßen und statt seiner den Götzen Swantewit angenommen hatten. Dem Soldaten wollte zwar Niemand glauben, zumal da der Tag des heiligen Vitus herankam, ohne daß man irgend etwas sah, woraus man für eine Uebergabe oder Einnahme der Festung hätte schließen können. Aber dennoch geschah es, daß durch eine wunderbare Fügung des Himmels die Prophezeihung wahr wurde.

Es war nämlich in dem Lager der Dänen ein vorwitziger Bube. Dieser hatte eines Tages, gerade an dem Tage des heiligen Vitus, wahrgenommen, daß in der Verschanzung des Thores, durch Abgleiten von Erdschollen, sich eine Vertiefung gebildet hatte, darin sich ein Mensch verbergen konnte. Leichtsinnig und vorwitzig wie er war, stieg er vermittelst einiger Speere, die er stufenweise in den Wall einstieß, in die Vertiefung hinauf, und machte in derselben aus Spielerei ein Feuer an. Da fügte es sich, daß das Feuer den Thurm ergriff, der etwas über das Thor heraus gebaut war, und hervorragte. Anfangs achtete kein Mensch hierauf. Allein auf einmal stand der ganze Thurm in Flammen,

Thurm, von welchem aus es gegen jeden Angriff zu vertheidigen war. Unter solchen Umständen hielten die Arkoner sich für sicher und unüberwindlich, und da sie auch zudem mit guter und gerüsteter Mannschaft versehen waren, so spotteten sie aller Anstalten der Belagerer.

Diese, nachdem sie schon lange vergebens vor der Festung gelegen hatten, und noch immer keine Weise absehen konnten, wie sie in Stadt zu gelangen vermögten, fingen auch schon nach und nach an, an einem glücklichen Ausgange ihres Unternehmens zu verzweifeln. Da trat auf einmal Einer unter ihnen auf, ein gemeiner Soldat, der weissagte, daß an dem Tage des heiligen Vitus die Feste fallen werde, zur Strafe des Verraths und der Abgötterei der Einwohner, die vor mehreren hundert Jahren den heiligen Vitus verstoßen und statt seiner den Götzen Swantewit angenommen hatten. Dem Soldaten wollte zwar Niemand glauben, zumal da der Tag des heiligen Vitus herankam, ohne daß man irgend etwas sah, woraus man für eine Uebergabe oder Einnahme der Festung hätte schließen können. Aber dennoch geschah es, daß durch eine wunderbare Fügung des Himmels die Prophezeihung wahr wurde.

Es war nämlich in dem Lager der Dänen ein vorwitziger Bube. Dieser hatte eines Tages, gerade an dem Tage des heiligen Vitus, wahrgenommen, daß in der Verschanzung des Thores, durch Abgleiten von Erdschollen, sich eine Vertiefung gebildet hatte, darin sich ein Mensch verbergen konnte. Leichtsinnig und vorwitzig wie er war, stieg er vermittelst einiger Speere, die er stufenweise in den Wall einstieß, in die Vertiefung hinauf, und machte in derselben aus Spielerei ein Feuer an. Da fügte es sich, daß das Feuer den Thurm ergriff, der etwas über das Thor heraus gebaut war, und hervorragte. Anfangs achtete kein Mensch hierauf. Allein auf einmal stand der ganze Thurm in Flammen,

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Thurm, von welchem aus es gegen jeden Angriff zu vertheidigen war. Unter solchen Umständen hielten die Arkoner sich für sicher und unüberwindlich, und da sie auch zudem mit guter und gerüsteter Mannschaft versehen waren, so spotteten sie aller Anstalten der Belagerer.</p>
          <p>Diese, nachdem sie schon lange vergebens vor der Festung gelegen hatten, und noch immer keine Weise absehen konnten, wie sie in Stadt zu gelangen vermögten, fingen auch schon nach und nach an, an einem glücklichen Ausgange ihres Unternehmens zu verzweifeln. Da trat auf einmal Einer unter ihnen auf, ein gemeiner Soldat, der weissagte, daß an dem Tage des heiligen Vitus die Feste fallen werde, zur Strafe des Verraths und der Abgötterei der Einwohner, die vor mehreren hundert Jahren den heiligen Vitus verstoßen und statt seiner den Götzen Swantewit angenommen hatten. Dem Soldaten wollte zwar Niemand glauben, zumal da der Tag des heiligen Vitus herankam, ohne daß man irgend etwas sah, woraus man für eine Uebergabe oder Einnahme der Festung hätte schließen können. Aber dennoch geschah es, daß durch eine wunderbare Fügung des Himmels die Prophezeihung wahr wurde.</p>
          <p>Es war nämlich in dem Lager der Dänen ein vorwitziger Bube. Dieser hatte eines Tages, gerade an dem Tage des heiligen Vitus, wahrgenommen, daß in der Verschanzung des Thores, durch Abgleiten von Erdschollen, sich eine Vertiefung gebildet hatte, darin sich ein Mensch verbergen konnte. Leichtsinnig und vorwitzig wie er war, stieg er vermittelst einiger Speere, die er stufenweise in den Wall einstieß, in die Vertiefung hinauf, und machte in derselben aus Spielerei ein Feuer an. Da fügte es sich, daß das Feuer den Thurm ergriff, der etwas über das Thor heraus gebaut war, und hervorragte. Anfangs achtete kein Mensch hierauf. Allein auf einmal stand der ganze Thurm in Flammen,
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[61/0093] Thurm, von welchem aus es gegen jeden Angriff zu vertheidigen war. Unter solchen Umständen hielten die Arkoner sich für sicher und unüberwindlich, und da sie auch zudem mit guter und gerüsteter Mannschaft versehen waren, so spotteten sie aller Anstalten der Belagerer. Diese, nachdem sie schon lange vergebens vor der Festung gelegen hatten, und noch immer keine Weise absehen konnten, wie sie in Stadt zu gelangen vermögten, fingen auch schon nach und nach an, an einem glücklichen Ausgange ihres Unternehmens zu verzweifeln. Da trat auf einmal Einer unter ihnen auf, ein gemeiner Soldat, der weissagte, daß an dem Tage des heiligen Vitus die Feste fallen werde, zur Strafe des Verraths und der Abgötterei der Einwohner, die vor mehreren hundert Jahren den heiligen Vitus verstoßen und statt seiner den Götzen Swantewit angenommen hatten. Dem Soldaten wollte zwar Niemand glauben, zumal da der Tag des heiligen Vitus herankam, ohne daß man irgend etwas sah, woraus man für eine Uebergabe oder Einnahme der Festung hätte schließen können. Aber dennoch geschah es, daß durch eine wunderbare Fügung des Himmels die Prophezeihung wahr wurde. Es war nämlich in dem Lager der Dänen ein vorwitziger Bube. Dieser hatte eines Tages, gerade an dem Tage des heiligen Vitus, wahrgenommen, daß in der Verschanzung des Thores, durch Abgleiten von Erdschollen, sich eine Vertiefung gebildet hatte, darin sich ein Mensch verbergen konnte. Leichtsinnig und vorwitzig wie er war, stieg er vermittelst einiger Speere, die er stufenweise in den Wall einstieß, in die Vertiefung hinauf, und machte in derselben aus Spielerei ein Feuer an. Da fügte es sich, daß das Feuer den Thurm ergriff, der etwas über das Thor heraus gebaut war, und hervorragte. Anfangs achtete kein Mensch hierauf. Allein auf einmal stand der ganze Thurm in Flammen,

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/93>, abgerufen am 21.11.2024.