Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Der Tausend! rief der Baas verblüfft, das läßt sich hören. Aber wie kömmt der Enten-Piet dazwischen? Mit vorsichtigen Anspielungen erklärte nun der Buchhalter das bedeutende materielle Interesse des Geschäfts und lenkte dann erst die Aufmerksamkeit auf die noch wichtigern Herzens-Angelegenheiten, indem er, Piet lobend, fortfuhr: Der Herr Waterhout kennt aber, außer dem Gewicht seiner Insel, auch recht gut, wie viel Galinda werth ist, und daß ihre Mitgift in den Goudasee-Actien von Mynheer Verkolyn besteht. Herr Waterhout würde schwerlich einen Korb bekommen, wenn er mit seinen Insel-Privilegien vor meinen Herrn Principal treten und um die Galinda werben wollte. Kein verständiger Vater dürfte solchen Schwiegersohn abweisen. Aber daran denkt der Baas Waterhout nicht; denn er will als ein Ehrenmann seinem Freunde Bertold Wort halten, dem er zu helfen versprochen hat und ihm sogar die Insel abtreten will, wenn Sie, mein lieber Herr Zorg, den beiden Freunden Ihren Vatersegen geben wollen. Bei Gott! rief der Baas hingerissen, der Enten-Piet ist ein wackerer holländischer Mann, wie ich meinen Sohn zu sehen wünschte! Ich hab' es Euch ja immer gesagt, Vater, gab Drudje zu, daß der Piet es Allen zuvor thut. -- Schön von Angesicht ist er nicht, das muß wahr sein -- aber er hat ein treues, offenes Herz, wie Keiner. Der Tausend! rief der Baas verblüfft, das läßt sich hören. Aber wie kömmt der Enten-Piet dazwischen? Mit vorsichtigen Anspielungen erklärte nun der Buchhalter das bedeutende materielle Interesse des Geschäfts und lenkte dann erst die Aufmerksamkeit auf die noch wichtigern Herzens-Angelegenheiten, indem er, Piet lobend, fortfuhr: Der Herr Waterhout kennt aber, außer dem Gewicht seiner Insel, auch recht gut, wie viel Galinda werth ist, und daß ihre Mitgift in den Goudasee-Actien von Mynheer Verkolyn besteht. Herr Waterhout würde schwerlich einen Korb bekommen, wenn er mit seinen Insel-Privilegien vor meinen Herrn Principal treten und um die Galinda werben wollte. Kein verständiger Vater dürfte solchen Schwiegersohn abweisen. Aber daran denkt der Baas Waterhout nicht; denn er will als ein Ehrenmann seinem Freunde Bertold Wort halten, dem er zu helfen versprochen hat und ihm sogar die Insel abtreten will, wenn Sie, mein lieber Herr Zorg, den beiden Freunden Ihren Vatersegen geben wollen. Bei Gott! rief der Baas hingerissen, der Enten-Piet ist ein wackerer holländischer Mann, wie ich meinen Sohn zu sehen wünschte! Ich hab' es Euch ja immer gesagt, Vater, gab Drudje zu, daß der Piet es Allen zuvor thut. — Schön von Angesicht ist er nicht, das muß wahr sein — aber er hat ein treues, offenes Herz, wie Keiner. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <pb facs="#f0111"/> <p>Der Tausend! rief der Baas verblüfft, das läßt sich hören. Aber wie kömmt der Enten-Piet dazwischen?</p><lb/> <p>Mit vorsichtigen Anspielungen erklärte nun der Buchhalter das bedeutende materielle Interesse des Geschäfts und lenkte dann erst die Aufmerksamkeit auf die noch wichtigern Herzens-Angelegenheiten, indem er, Piet lobend, fortfuhr: Der Herr Waterhout kennt aber, außer dem Gewicht seiner Insel, auch recht gut, wie viel Galinda werth ist, und daß ihre Mitgift in den Goudasee-Actien von Mynheer Verkolyn besteht. Herr Waterhout würde schwerlich einen Korb bekommen, wenn er mit seinen Insel-Privilegien vor meinen Herrn Principal treten und um die Galinda werben wollte. Kein verständiger Vater dürfte solchen Schwiegersohn abweisen. Aber daran denkt der Baas Waterhout nicht; denn er will als ein Ehrenmann seinem Freunde Bertold Wort halten, dem er zu helfen versprochen hat und ihm sogar die Insel abtreten will, wenn Sie, mein lieber Herr Zorg, den beiden Freunden Ihren Vatersegen geben wollen.</p><lb/> <p>Bei Gott! rief der Baas hingerissen, der Enten-Piet ist ein wackerer holländischer Mann, wie ich meinen Sohn zu sehen wünschte!</p><lb/> <p>Ich hab' es Euch ja immer gesagt, Vater, gab Drudje zu, daß der Piet es Allen zuvor thut. — Schön von Angesicht ist er nicht, das muß wahr sein — aber er hat ein treues, offenes Herz, wie Keiner.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
Der Tausend! rief der Baas verblüfft, das läßt sich hören. Aber wie kömmt der Enten-Piet dazwischen?
Mit vorsichtigen Anspielungen erklärte nun der Buchhalter das bedeutende materielle Interesse des Geschäfts und lenkte dann erst die Aufmerksamkeit auf die noch wichtigern Herzens-Angelegenheiten, indem er, Piet lobend, fortfuhr: Der Herr Waterhout kennt aber, außer dem Gewicht seiner Insel, auch recht gut, wie viel Galinda werth ist, und daß ihre Mitgift in den Goudasee-Actien von Mynheer Verkolyn besteht. Herr Waterhout würde schwerlich einen Korb bekommen, wenn er mit seinen Insel-Privilegien vor meinen Herrn Principal treten und um die Galinda werben wollte. Kein verständiger Vater dürfte solchen Schwiegersohn abweisen. Aber daran denkt der Baas Waterhout nicht; denn er will als ein Ehrenmann seinem Freunde Bertold Wort halten, dem er zu helfen versprochen hat und ihm sogar die Insel abtreten will, wenn Sie, mein lieber Herr Zorg, den beiden Freunden Ihren Vatersegen geben wollen.
Bei Gott! rief der Baas hingerissen, der Enten-Piet ist ein wackerer holländischer Mann, wie ich meinen Sohn zu sehen wünschte!
Ich hab' es Euch ja immer gesagt, Vater, gab Drudje zu, daß der Piet es Allen zuvor thut. — Schön von Angesicht ist er nicht, das muß wahr sein — aber er hat ein treues, offenes Herz, wie Keiner.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/111 |
Zitationshilfe: | Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/111>, abgerufen am 16.07.2024. |