nicht ist, deren Wiederentwicklung sie veranlasset. Die Jdee von dem Esel erwecket in mir die Jdee von dem Menschen, der auf ihm saß. Hier ist jene gewiß nicht mehr als eine Veranlassung zu dieser. So wenig als in der Empfindung eine der associirten Jdeen die andere der Seele einpräget, eben so wenig kann sie in der Re- produktion die Ursache von der letztern seyn. Es mag ihre Verbindung in der Phantasie, vermöge welcher eine die Wiederhervorziehung der andern veranlasset, beste- hen, worinn sie wolle, so ist doch die Reproduktion eine Wirkung, welche außerdieß ein dazu besonders disponir- tes Vermögen in der Seele erfodert. Verhält es sich bey den wiedererweckten Vorstellungen aus innern Em- pfindungen auf dieselbige Weise?
Man kann allerdings viele Wiedervorstellungen von innern Empfindungen so erklären, daß sie aufhören, wahre Vorstellungen zu seyn. Die innern Empfindun- gen, welche in uns unter gewissen Umständen entstehen, haben in der damaligen Verfassung der Seele ihre in- nern Ursachen; dagegen eine neue Empfindung des äus- sern Sinnes eine besondere äußere Ursache erfodert. Diese Verschiedenheit ist wichtig. Die innern Modifi- kationen sind dann, wann sie zuerst empfunden werden, Wirkungen, welche aus der Seele selbst, aus ihrer Em- pfindsamkeit durch eine innere Kraftäußerung hervorge- bracht werden, nachdem die Vermögen und Kräfte durch die Empfindungen äußerer Objekte bestimmt und geformet sind. So oft wir uns solcher ehemaligen in- nern Eimpfindungen wieder erinnern, geht eine wieder- erweckte Vorstellung des Objekts vor der zurückkehren- den Empfindung vorher, in derselbigen Ordnung, in der sie in den ersten Empfindungen auf einander folgten: es sind jedesmal entweder die nemlichen oder doch ähnli- chen Empfindungen, oder auch die nemlichen Einbil- dungen wieder da, wenn das vormalige Vergnügen,
der
der Vorſtellungen.
nicht iſt, deren Wiederentwicklung ſie veranlaſſet. Die Jdee von dem Eſel erwecket in mir die Jdee von dem Menſchen, der auf ihm ſaß. Hier iſt jene gewiß nicht mehr als eine Veranlaſſung zu dieſer. So wenig als in der Empfindung eine der aſſociirten Jdeen die andere der Seele einpraͤget, eben ſo wenig kann ſie in der Re- produktion die Urſache von der letztern ſeyn. Es mag ihre Verbindung in der Phantaſie, vermoͤge welcher eine die Wiederhervorziehung der andern veranlaſſet, beſte- hen, worinn ſie wolle, ſo iſt doch die Reproduktion eine Wirkung, welche außerdieß ein dazu beſonders disponir- tes Vermoͤgen in der Seele erfodert. Verhaͤlt es ſich bey den wiedererweckten Vorſtellungen aus innern Em- pfindungen auf dieſelbige Weiſe?
Man kann allerdings viele Wiedervorſtellungen von innern Empfindungen ſo erklaͤren, daß ſie aufhoͤren, wahre Vorſtellungen zu ſeyn. Die innern Empfindun- gen, welche in uns unter gewiſſen Umſtaͤnden entſtehen, haben in der damaligen Verfaſſung der Seele ihre in- nern Urſachen; dagegen eine neue Empfindung des aͤuſ- ſern Sinnes eine beſondere aͤußere Urſache erfodert. Dieſe Verſchiedenheit iſt wichtig. Die innern Modifi- kationen ſind dann, wann ſie zuerſt empfunden werden, Wirkungen, welche aus der Seele ſelbſt, aus ihrer Em- pfindſamkeit durch eine innere Kraftaͤußerung hervorge- bracht werden, nachdem die Vermoͤgen und Kraͤfte durch die Empfindungen aͤußerer Objekte beſtimmt und geformet ſind. So oft wir uns ſolcher ehemaligen in- nern Eimpfindungen wieder erinnern, geht eine wieder- erweckte Vorſtellung des Objekts vor der zuruͤckkehren- den Empfindung vorher, in derſelbigen Ordnung, in der ſie in den erſten Empfindungen auf einander folgten: es ſind jedesmal entweder die nemlichen oder doch aͤhnli- chen Empfindungen, oder auch die nemlichen Einbil- dungen wieder da, wenn das vormalige Vergnuͤgen,
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der Vorſtellungen.
nicht iſt, deren Wiederentwicklung ſie veranlaſſet. Die
Jdee von dem Eſel erwecket in mir die Jdee von dem
Menſchen, der auf ihm ſaß. Hier iſt jene gewiß nicht
mehr als eine Veranlaſſung zu dieſer. So wenig als
in der Empfindung eine der aſſociirten Jdeen die andere
der Seele einpraͤget, eben ſo wenig kann ſie in der Re-
produktion die Urſache von der letztern ſeyn. Es mag
ihre Verbindung in der Phantaſie, vermoͤge welcher eine
die Wiederhervorziehung der andern veranlaſſet, beſte-
hen, worinn ſie wolle, ſo iſt doch die Reproduktion eine
Wirkung, welche außerdieß ein dazu beſonders disponir-
tes Vermoͤgen in der Seele erfodert. Verhaͤlt es ſich
bey den wiedererweckten Vorſtellungen aus innern Em-
pfindungen auf dieſelbige Weiſe?
Man kann allerdings viele Wiedervorſtellungen von
innern Empfindungen ſo erklaͤren, daß ſie aufhoͤren,
wahre Vorſtellungen zu ſeyn. Die innern Empfindun-
gen, welche in uns unter gewiſſen Umſtaͤnden entſtehen,
haben in der damaligen Verfaſſung der Seele ihre in-
nern Urſachen; dagegen eine neue Empfindung des aͤuſ-
ſern Sinnes eine beſondere aͤußere Urſache erfodert.
Dieſe Verſchiedenheit iſt wichtig. Die innern Modifi-
kationen ſind dann, wann ſie zuerſt empfunden werden,
Wirkungen, welche aus der Seele ſelbſt, aus ihrer Em-
pfindſamkeit durch eine innere Kraftaͤußerung hervorge-
bracht werden, nachdem die Vermoͤgen und Kraͤfte
durch die Empfindungen aͤußerer Objekte beſtimmt und
geformet ſind. So oft wir uns ſolcher ehemaligen in-
nern Eimpfindungen wieder erinnern, geht eine wieder-
erweckte Vorſtellung des Objekts vor der zuruͤckkehren-
den Empfindung vorher, in derſelbigen Ordnung, in der
ſie in den erſten Empfindungen auf einander folgten: es
ſind jedesmal entweder die nemlichen oder doch aͤhnli-
chen Empfindungen, oder auch die nemlichen Einbil-
dungen wieder da, wenn das vormalige Vergnuͤgen,
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/121>, abgerufen am 22.12.2024.
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