finden wir keine, die in unserm Verstande von größern und wichtigern Folgen sind, als die sogenannten sinn- lichen Abstrakta oder allgemeinen sinnlichen Vor- stellungen. Jhre Entstehungsart macht uns noch nä- her mit den Gesetzen der Dichtkraft bekannt.
Jch empfinde einen Baum, und fasse eine Empfin- dungsvorstellung von ihm. Das Objekt hat viele Theile, die außereinander sind, einen Stamm, verschiedene Zwei- ge und kleine Aeste und Blätter. Dieß sind so viele einzelne Gegenstände, davon jeder durch einen eigenen Aktus des Empfindens gefaßt wird. Das Auge muß sich wenden, wenn auf den Eindruck des einen Zweigs der Eindruck eines andern folgen soll; und die Hand muß nach und nach fortrücken, wenn von ihnen Gefühls- eindrücke entstehen sollen. Da ist also in so weit in der ganzen Empfindung des Baums etwas unterscheidbares. Sie bestehet aus mehrern einzelnen unterschiedenen Em- pfindungsvorstellungen.
Aber in diesen Vorstellungen der einzelnen Theile, giebt es eine andere intensive Mannigfaltigkeit. Das Blatt beweget sich, hat seine Figur, und seine Farbe. Diese einzelnen Vorstellungen von der Figur, von der Farbe, von der Bewegung, überhaupt die Vorstellun- gen von Beschaffenheiten in einem Dinge, wie sind sol- che in der Empfindungsvorstellung des ganzen Objekts, als der Substanz, der solche Beschaffenheiten zukommen, enthalten? Sind sie darinn wie Theile, die nur neben einander liegen, in welche die ganze Vorstellung, als in so viele Stücke zerschnitten werden könnte? oder wie Theile, die sich ganz durch einander herdurch ziehen, da- von jeder mit jeden vermischt ist? wie Theile, die sich einander durchdringen? so wie etwan die gelben und blauen Lichtstralen durch einander aufs innigste vermischt sind, wenn sie eine grüne Farbe darstellen? Dieselbige einfache Empfindung, in der wir die Farbe fassen, giebt
uns
I.Band. J
der Vorſtellungen.
finden wir keine, die in unſerm Verſtande von groͤßern und wichtigern Folgen ſind, als die ſogenannten ſinn- lichen Abſtrakta oder allgemeinen ſinnlichen Vor- ſtellungen. Jhre Entſtehungsart macht uns noch naͤ- her mit den Geſetzen der Dichtkraft bekannt.
Jch empfinde einen Baum, und faſſe eine Empfin- dungsvorſtellung von ihm. Das Objekt hat viele Theile, die außereinander ſind, einen Stamm, verſchiedene Zwei- ge und kleine Aeſte und Blaͤtter. Dieß ſind ſo viele einzelne Gegenſtaͤnde, davon jeder durch einen eigenen Aktus des Empfindens gefaßt wird. Das Auge muß ſich wenden, wenn auf den Eindruck des einen Zweigs der Eindruck eines andern folgen ſoll; und die Hand muß nach und nach fortruͤcken, wenn von ihnen Gefuͤhls- eindruͤcke entſtehen ſollen. Da iſt alſo in ſo weit in der ganzen Empfindung des Baums etwas unterſcheidbares. Sie beſtehet aus mehrern einzelnen unterſchiedenen Em- pfindungsvorſtellungen.
Aber in dieſen Vorſtellungen der einzelnen Theile, giebt es eine andere intenſive Mannigfaltigkeit. Das Blatt beweget ſich, hat ſeine Figur, und ſeine Farbe. Dieſe einzelnen Vorſtellungen von der Figur, von der Farbe, von der Bewegung, uͤberhaupt die Vorſtellun- gen von Beſchaffenheiten in einem Dinge, wie ſind ſol- che in der Empfindungsvorſtellung des ganzen Objekts, als der Subſtanz, der ſolche Beſchaffenheiten zukommen, enthalten? Sind ſie darinn wie Theile, die nur neben einander liegen, in welche die ganze Vorſtellung, als in ſo viele Stuͤcke zerſchnitten werden koͤnnte? oder wie Theile, die ſich ganz durch einander herdurch ziehen, da- von jeder mit jeden vermiſcht iſt? wie Theile, die ſich einander durchdringen? ſo wie etwan die gelben und blauen Lichtſtralen durch einander aufs innigſte vermiſcht ſind, wenn ſie eine gruͤne Farbe darſtellen? Dieſelbige einfache Empfindung, in der wir die Farbe faſſen, giebt
uns
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der Vorſtellungen.
finden wir keine, die in unſerm Verſtande von groͤßern
und wichtigern Folgen ſind, als die ſogenannten ſinn-
lichen Abſtrakta oder allgemeinen ſinnlichen Vor-
ſtellungen. Jhre Entſtehungsart macht uns noch naͤ-
her mit den Geſetzen der Dichtkraft bekannt.
Jch empfinde einen Baum, und faſſe eine Empfin-
dungsvorſtellung von ihm. Das Objekt hat viele Theile,
die außereinander ſind, einen Stamm, verſchiedene Zwei-
ge und kleine Aeſte und Blaͤtter. Dieß ſind ſo viele
einzelne Gegenſtaͤnde, davon jeder durch einen eigenen
Aktus des Empfindens gefaßt wird. Das Auge muß
ſich wenden, wenn auf den Eindruck des einen Zweigs
der Eindruck eines andern folgen ſoll; und die Hand
muß nach und nach fortruͤcken, wenn von ihnen Gefuͤhls-
eindruͤcke entſtehen ſollen. Da iſt alſo in ſo weit in der
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Sie beſtehet aus mehrern einzelnen unterſchiedenen Em-
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giebt es eine andere intenſive Mannigfaltigkeit. Das
Blatt beweget ſich, hat ſeine Figur, und ſeine Farbe.
Dieſe einzelnen Vorſtellungen von der Figur, von der
Farbe, von der Bewegung, uͤberhaupt die Vorſtellun-
gen von Beſchaffenheiten in einem Dinge, wie ſind ſol-
che in der Empfindungsvorſtellung des ganzen Objekts,
als der Subſtanz, der ſolche Beſchaffenheiten zukommen,
enthalten? Sind ſie darinn wie Theile, die nur neben
einander liegen, in welche die ganze Vorſtellung, als in
ſo viele Stuͤcke zerſchnitten werden koͤnnte? oder wie
Theile, die ſich ganz durch einander herdurch ziehen, da-
von jeder mit jeden vermiſcht iſt? wie Theile, die ſich
einander durchdringen? ſo wie etwan die gelben und
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ſind, wenn ſie eine gruͤne Farbe darſtellen? Dieſelbige
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/189>, abgerufen am 22.12.2024.
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