hungen unserer Vorstellungen und Veränderungen unter einander, und auf den innern Zustand unserer Seele, abhangen, und also innere Verhältnißgefühle sind. Ob diese angeführten Arten die ganze Gattung erschö- pfen, oder ob es noch andere Verhältnisse in unsern in- nern Modificationen gebe, die in dem Wahren, dem Schönen und Guten nicht befasset sind, das läßt sich erst alsdenn beurtheilen, wenn man so weit mit den Beob- achtungen der mancherley innern Empfindungen gekom- men ist, daß eine vollständige Klassifikation von ihnen angestellet werden kann. Bishieher scheinet es daran noch zu sehlen. Ohne mich aber darauf weitläuftig ein- zulassen, will ich nur einige allgemeine Bemerkungen an- fügen, die sich auf eine solche Abtheilung beziehen, und die zur weitern Aufklärung dieser Seite unserer Seele nicht undienlich seyn werden.
Es giebt Modifikationes, sie mögen entweder zu den eigentlichen Empfindungen der Gegenstände, oder zu den Vorstellungen, oder zu den Willensthätigkeiten gehören, die mit Vergnügen oder Verdruß, mit Zufriedenheit oder Unzufriedenheit, überhaupt mit Gemüthszuständen begleitet sind. Wir fühlen die Veränderungen selbst, in so ferne sie in uns gegenwärtig vorhanden sind, und die Seele sich mit ihnen beschäftiget; in so weit sind es Empfindungen. Aber wir empfinden sie auch auf eine eigene und unterschiedene Art, nach ihren verschie- denen Wirkungen auf uns. Die letztere Empfindung ist die Empfindung des Angenehmen oder Unange- nehmen, oder eigentlich, sie machet das Angenehme oder Unangenehme bey der Empfindung aus. Jn so ferne sind sie Empfindnisse. Es ist Empfindsam- keit in der Seele, in so weit diese aufgelegt ist, ihre Ver- änderungen als angenehme oder unangenehme zu em- pfinden, und Gefallen und Misfallen an ihnen zu haben. Empfindsam sind die Gegenstände für uns, in soferne
sie
II. Verſuch. Ueber das Gefuͤhl,
hungen unſerer Vorſtellungen und Veraͤnderungen unter einander, und auf den innern Zuſtand unſerer Seele, abhangen, und alſo innere Verhaͤltnißgefuͤhle ſind. Ob dieſe angefuͤhrten Arten die ganze Gattung erſchoͤ- pfen, oder ob es noch andere Verhaͤltniſſe in unſern in- nern Modificationen gebe, die in dem Wahren, dem Schoͤnen und Guten nicht befaſſet ſind, das laͤßt ſich erſt alsdenn beurtheilen, wenn man ſo weit mit den Beob- achtungen der mancherley innern Empfindungen gekom- men iſt, daß eine vollſtaͤndige Klaſſifikation von ihnen angeſtellet werden kann. Bishieher ſcheinet es daran noch zu ſehlen. Ohne mich aber darauf weitlaͤuftig ein- zulaſſen, will ich nur einige allgemeine Bemerkungen an- fuͤgen, die ſich auf eine ſolche Abtheilung beziehen, und die zur weitern Aufklaͤrung dieſer Seite unſerer Seele nicht undienlich ſeyn werden.
Es giebt Modifikationes, ſie moͤgen entweder zu den eigentlichen Empfindungen der Gegenſtaͤnde, oder zu den Vorſtellungen, oder zu den Willensthaͤtigkeiten gehoͤren, die mit Vergnuͤgen oder Verdruß, mit Zufriedenheit oder Unzufriedenheit, uͤberhaupt mit Gemuͤthszuſtaͤnden begleitet ſind. Wir fuͤhlen die Veraͤnderungen ſelbſt, in ſo ferne ſie in uns gegenwaͤrtig vorhanden ſind, und die Seele ſich mit ihnen beſchaͤftiget; in ſo weit ſind es Empfindungen. Aber wir empfinden ſie auch auf eine eigene und unterſchiedene Art, nach ihren verſchie- denen Wirkungen auf uns. Die letztere Empfindung iſt die Empfindung des Angenehmen oder Unange- nehmen, oder eigentlich, ſie machet das Angenehme oder Unangenehme bey der Empfindung aus. Jn ſo ferne ſind ſie Empfindniſſe. Es iſt Empfindſam- keit in der Seele, in ſo weit dieſe aufgelegt iſt, ihre Ver- aͤnderungen als angenehme oder unangenehme zu em- pfinden, und Gefallen und Misfallen an ihnen zu haben. Empfindſam ſind die Gegenſtaͤnde fuͤr uns, in ſoferne
ſie
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II. Verſuch. Ueber das Gefuͤhl,
hungen unſerer Vorſtellungen und Veraͤnderungen unter
einander, und auf den innern Zuſtand unſerer Seele,
abhangen, und alſo innere Verhaͤltnißgefuͤhle ſind.
Ob dieſe angefuͤhrten Arten die ganze Gattung erſchoͤ-
pfen, oder ob es noch andere Verhaͤltniſſe in unſern in-
nern Modificationen gebe, die in dem Wahren, dem
Schoͤnen und Guten nicht befaſſet ſind, das laͤßt ſich erſt
alsdenn beurtheilen, wenn man ſo weit mit den Beob-
achtungen der mancherley innern Empfindungen gekom-
men iſt, daß eine vollſtaͤndige Klaſſifikation von ihnen
angeſtellet werden kann. Bishieher ſcheinet es daran
noch zu ſehlen. Ohne mich aber darauf weitlaͤuftig ein-
zulaſſen, will ich nur einige allgemeine Bemerkungen an-
fuͤgen, die ſich auf eine ſolche Abtheilung beziehen, und
die zur weitern Aufklaͤrung dieſer Seite unſerer Seele
nicht undienlich ſeyn werden.
Es giebt Modifikationes, ſie moͤgen entweder zu den
eigentlichen Empfindungen der Gegenſtaͤnde, oder zu den
Vorſtellungen, oder zu den Willensthaͤtigkeiten gehoͤren,
die mit Vergnuͤgen oder Verdruß, mit Zufriedenheit
oder Unzufriedenheit, uͤberhaupt mit Gemuͤthszuſtaͤnden
begleitet ſind. Wir fuͤhlen die Veraͤnderungen ſelbſt,
in ſo ferne ſie in uns gegenwaͤrtig vorhanden ſind, und
die Seele ſich mit ihnen beſchaͤftiget; in ſo weit ſind es
Empfindungen. Aber wir empfinden ſie auch auf
eine eigene und unterſchiedene Art, nach ihren verſchie-
denen Wirkungen auf uns. Die letztere Empfindung
iſt die Empfindung des Angenehmen oder Unange-
nehmen, oder eigentlich, ſie machet das Angenehme
oder Unangenehme bey der Empfindung aus. Jn ſo
ferne ſind ſie Empfindniſſe. Es iſt Empfindſam-
keit in der Seele, in ſo weit dieſe aufgelegt iſt, ihre Ver-
aͤnderungen als angenehme oder unangenehme zu em-
pfinden, und Gefallen und Misfallen an ihnen zu haben.
Empfindſam ſind die Gegenſtaͤnde fuͤr uns, in ſoferne
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/246>, abgerufen am 22.12.2024.
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