giebt besondere. Solche mit einiger Voll- ständigkeit zu übersehen, dient die Spekulation des Metaphysikers als das Eine Auge, und die Beobachtung der Natur als das zweyte; wenn gleich dieß letztere das fertigste ist, wo- mit man am öftersten allein siehet. Es haben doch auch die Logiker und Metaphysiker durch ihre allgemeine Betrachtungen wirklich hierinn etwas vorgearbeitet, und ich wollte nur bey- läufig erinnern, daß man ihre Bemühungen nicht für so ganz unbedeutend anzusehen habe.
Als ein Beyspiel einer besondern Maxime bey dem Gebrauch der Analogie, wie Hr. Bon- net sie wünschte, kann vielleicht die nachstehen- de Bemerkung dienen, die uns oft bey psycho- logischen Beobachtungen an die Hand gegeben wird. Schließt man nach der Analogie, so wird vorausgesetzt, daß die Natur einförmig und sich im Jnnern ähnlich sey, von der wir doch auch zugleich wissen, daß sie die Abwech- selung und Mannigfaltigkeit bis ins Unendli- che liebet. Das letztere offenbaret sich am er- sten und am häufigsten in den Größen, in Graden und Stufen; die Einförmigkeit fin- det mehr in den absoluten Qualitäten Statt. Je mehr man die Wirkungen der Natur stu- diert, je mehr nähert man sich der großen leib- nitzischen Jdee, die Mannigfaltigkeit in den Dingen bestehe am Ende nur in einem Mehr und Weniger in den Größen der Grundkräfte, wobey die Kräfte selbst einerleyartig sind, und dieselbigen allgemeinen Gesetze befolgen. Aber
bis
Vorrede.
giebt beſondere. Solche mit einiger Voll- ſtaͤndigkeit zu uͤberſehen, dient die Spekulation des Metaphyſikers als das Eine Auge, und die Beobachtung der Natur als das zweyte; wenn gleich dieß letztere das fertigſte iſt, wo- mit man am oͤfterſten allein ſiehet. Es haben doch auch die Logiker und Metaphyſiker durch ihre allgemeine Betrachtungen wirklich hierinn etwas vorgearbeitet, und ich wollte nur bey- laͤufig erinnern, daß man ihre Bemuͤhungen nicht fuͤr ſo ganz unbedeutend anzuſehen habe.
Als ein Beyſpiel einer beſondern Maxime bey dem Gebrauch der Analogie, wie Hr. Bon- net ſie wuͤnſchte, kann vielleicht die nachſtehen- de Bemerkung dienen, die uns oft bey pſycho- logiſchen Beobachtungen an die Hand gegeben wird. Schließt man nach der Analogie, ſo wird vorausgeſetzt, daß die Natur einfoͤrmig und ſich im Jnnern aͤhnlich ſey, von der wir doch auch zugleich wiſſen, daß ſie die Abwech- ſelung und Mannigfaltigkeit bis ins Unendli- che liebet. Das letztere offenbaret ſich am er- ſten und am haͤufigſten in den Groͤßen, in Graden und Stufen; die Einfoͤrmigkeit fin- det mehr in den abſoluten Qualitaͤten Statt. Je mehr man die Wirkungen der Natur ſtu- diert, je mehr naͤhert man ſich der großen leib- nitziſchen Jdee, die Mannigfaltigkeit in den Dingen beſtehe am Ende nur in einem Mehr und Weniger in den Groͤßen der Grundkraͤfte, wobey die Kraͤfte ſelbſt einerleyartig ſind, und dieſelbigen allgemeinen Geſetze befolgen. Aber
bis
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[XXIV/0028]
Vorrede.
giebt beſondere. Solche mit einiger Voll-
ſtaͤndigkeit zu uͤberſehen, dient die Spekulation
des Metaphyſikers als das Eine Auge, und
die Beobachtung der Natur als das zweyte;
wenn gleich dieß letztere das fertigſte iſt, wo-
mit man am oͤfterſten allein ſiehet. Es haben
doch auch die Logiker und Metaphyſiker durch
ihre allgemeine Betrachtungen wirklich hierinn
etwas vorgearbeitet, und ich wollte nur bey-
laͤufig erinnern, daß man ihre Bemuͤhungen
nicht fuͤr ſo ganz unbedeutend anzuſehen habe.
Als ein Beyſpiel einer beſondern Maxime
bey dem Gebrauch der Analogie, wie Hr. Bon-
net ſie wuͤnſchte, kann vielleicht die nachſtehen-
de Bemerkung dienen, die uns oft bey pſycho-
logiſchen Beobachtungen an die Hand gegeben
wird. Schließt man nach der Analogie, ſo
wird vorausgeſetzt, daß die Natur einfoͤrmig
und ſich im Jnnern aͤhnlich ſey, von der wir
doch auch zugleich wiſſen, daß ſie die Abwech-
ſelung und Mannigfaltigkeit bis ins Unendli-
che liebet. Das letztere offenbaret ſich am er-
ſten und am haͤufigſten in den Groͤßen, in
Graden und Stufen; die Einfoͤrmigkeit fin-
det mehr in den abſoluten Qualitaͤten Statt.
Je mehr man die Wirkungen der Natur ſtu-
diert, je mehr naͤhert man ſich der großen leib-
nitziſchen Jdee, die Mannigfaltigkeit in den
Dingen beſtehe am Ende nur in einem Mehr
und Weniger in den Groͤßen der Grundkraͤfte,
wobey die Kraͤfte ſelbſt einerleyartig ſind, und
dieſelbigen allgemeinen Geſetze befolgen. Aber
bis
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. XXIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/28>, abgerufen am 22.12.2024.
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