dem Gedanken bringet, daß ein Ding und eine Be- schaffenheit in diesem Dinge vorhanden ist, als ich nach Hrn. Hume's eigener Einräumung zu dem Ge- danken gebracht werden kann: da ist eine Beschaffen- heit wirklich.
Und in dieser ganzen Empfindung ist der dunkle Grund von ihr immer eben derselbige, wenn ich an- statt eines sich ausnehmenden Zuges einen andern ver- schiedenen in mir als gegenwärtig vorhanden gewahrneh- me. Dieser Grund der ganzen Empfindung, der ge- gen den hervorstechenden Zug sich wie die Fläche des Lan- des gegen den Fuß eines hervorragenden Berges ver- hält, ist bey allen besondern Veränderungen, in der Empfindung und in der Vorstellung eben derselbige. Daher der Begrif von der Jdentität unsers Jchs, aus der Vergleichung eines gegenwärtigen Gefühls von unserm Jch, als einem Subjekt mit seiner in ihm vor- handenen Beschaffenheit mit einem ähnlichen vergange- nen Gefühl, welches reproduciret wird. Doch dieß nur im Vorbeygehen. Eine andere Folge davon ist, daß die Jdee oder Vorstellung von meinem Jch, keine Sammlung von einzeln Vorstellungen sey, welche et- wan die Einbildungskraft zu einem Ganzen gemacht hat, wie sie die einzelnen Vorstellungen von Soldaten zu einer Vorstellung von Einem Regiment vereiniget. Jene Vereinigung liegt in der Empfindung selbst, in der Natur, nicht in einer selbst gemachten Verbindung. Daher entstehet eine Vorstellung von Einem Subjekt mit verschiedenen Beschaffenheiten, das heißt, die aus der Empfindung unmittelbar entstehende Vor- stellung muß so gedacht, und zu einer solchen Jdee gemacht werden, wozu der gemeine Menschenverstand sie wirklich machet, der nur dann diese Jdee auf Humisch gebildet haben könnte, wenn er in seiner natürlichen Be- obachtung eben so viel bey ihr übersehen, und nur an
Einer
V. Verſuch. Ueber den Urſpr. unſerer
dem Gedanken bringet, daß ein Ding und eine Be- ſchaffenheit in dieſem Dinge vorhanden iſt, als ich nach Hrn. Hume’s eigener Einraͤumung zu dem Ge- danken gebracht werden kann: da iſt eine Beſchaffen- heit wirklich.
Und in dieſer ganzen Empfindung iſt der dunkle Grund von ihr immer eben derſelbige, wenn ich an- ſtatt eines ſich ausnehmenden Zuges einen andern ver- ſchiedenen in mir als gegenwaͤrtig vorhanden gewahrneh- me. Dieſer Grund der ganzen Empfindung, der ge- gen den hervorſtechenden Zug ſich wie die Flaͤche des Lan- des gegen den Fuß eines hervorragenden Berges ver- haͤlt, iſt bey allen beſondern Veraͤnderungen, in der Empfindung und in der Vorſtellung eben derſelbige. Daher der Begrif von der Jdentitaͤt unſers Jchs, aus der Vergleichung eines gegenwaͤrtigen Gefuͤhls von unſerm Jch, als einem Subjekt mit ſeiner in ihm vor- handenen Beſchaffenheit mit einem aͤhnlichen vergange- nen Gefuͤhl, welches reproduciret wird. Doch dieß nur im Vorbeygehen. Eine andere Folge davon iſt, daß die Jdee oder Vorſtellung von meinem Jch, keine Sammlung von einzeln Vorſtellungen ſey, welche et- wan die Einbildungskraft zu einem Ganzen gemacht hat, wie ſie die einzelnen Vorſtellungen von Soldaten zu einer Vorſtellung von Einem Regiment vereiniget. Jene Vereinigung liegt in der Empfindung ſelbſt, in der Natur, nicht in einer ſelbſt gemachten Verbindung. Daher entſtehet eine Vorſtellung von Einem Subjekt mit verſchiedenen Beſchaffenheiten, das heißt, die aus der Empfindung unmittelbar entſtehende Vor- ſtellung muß ſo gedacht, und zu einer ſolchen Jdee gemacht werden, wozu der gemeine Menſchenverſtand ſie wirklich machet, der nur dann dieſe Jdee auf Humiſch gebildet haben koͤnnte, wenn er in ſeiner natuͤrlichen Be- obachtung eben ſo viel bey ihr uͤberſehen, und nur an
Einer
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V. Verſuch. Ueber den Urſpr. unſerer
dem Gedanken bringet, daß ein Ding und eine Be-
ſchaffenheit in dieſem Dinge vorhanden iſt, als ich
nach Hrn. Hume’s eigener Einraͤumung zu dem Ge-
danken gebracht werden kann: da iſt eine Beſchaffen-
heit wirklich.
Und in dieſer ganzen Empfindung iſt der dunkle
Grund von ihr immer eben derſelbige, wenn ich an-
ſtatt eines ſich ausnehmenden Zuges einen andern ver-
ſchiedenen in mir als gegenwaͤrtig vorhanden gewahrneh-
me. Dieſer Grund der ganzen Empfindung, der ge-
gen den hervorſtechenden Zug ſich wie die Flaͤche des Lan-
des gegen den Fuß eines hervorragenden Berges ver-
haͤlt, iſt bey allen beſondern Veraͤnderungen, in der
Empfindung und in der Vorſtellung eben derſelbige.
Daher der Begrif von der Jdentitaͤt unſers Jchs,
aus der Vergleichung eines gegenwaͤrtigen Gefuͤhls von
unſerm Jch, als einem Subjekt mit ſeiner in ihm vor-
handenen Beſchaffenheit mit einem aͤhnlichen vergange-
nen Gefuͤhl, welches reproduciret wird. Doch dieß nur
im Vorbeygehen. Eine andere Folge davon iſt, daß
die Jdee oder Vorſtellung von meinem Jch, keine
Sammlung von einzeln Vorſtellungen ſey, welche et-
wan die Einbildungskraft zu einem Ganzen gemacht hat,
wie ſie die einzelnen Vorſtellungen von Soldaten zu einer
Vorſtellung von Einem Regiment vereiniget. Jene
Vereinigung liegt in der Empfindung ſelbſt, in der
Natur, nicht in einer ſelbſt gemachten Verbindung.
Daher entſtehet eine Vorſtellung von Einem Subjekt
mit verſchiedenen Beſchaffenheiten, das heißt, die
aus der Empfindung unmittelbar entſtehende Vor-
ſtellung muß ſo gedacht, und zu einer ſolchen Jdee
gemacht werden, wozu der gemeine Menſchenverſtand
ſie wirklich machet, der nur dann dieſe Jdee auf Humiſch
gebildet haben koͤnnte, wenn er in ſeiner natuͤrlichen Be-
obachtung eben ſo viel bey ihr uͤberſehen, und nur an
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/454>, abgerufen am 22.12.2024.
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