kann auch von einem Fall zu einem andern, mit dem es ursprünglich nicht verbunden war, übergetragen seyn. Es kann dasselbige lebhafter seyn, als der Gedanke von der subjektiven Existenz des empfundenen Eindrucks ist, und kann diesen letzten verdunkeln. Das Feuer ist heiß, sagen wir, und schreiben die Hitze dem Feuer zu; und zugleich ist doch auch ein anderes Urtheil in uns, nem- lich das Feuer machet die Hitze in dem Finger. Wir setzen also die Hitze in unsern Körper; aber jenes Urtheil ist das lebhafteste, und machet das letztere unmerkbar.
Wir hören den Schall nicht in den Ohren, als nur wenn er so heftig ist, daß uns die Ohren gellen, und wenn die starken Töne der Musik zu lebhaft auffallen. Jn den gewöhnlichen Empfindungen des Gehörs fühlen wir das Organ selbst nicht mit; wenigstens nicht klar genug, um diese Empfindung als eine eigene Empfin- dung gewahrzunehmen. Wir können daher auch den Ton nicht in den Ohren fühlen. Wo setzen wir diese Em- pfindung hin? Jn uns selbst, wie Home bemerkt hat? Nicht sogleich, nicht allemal, aber doch alsdenn, wenn wir eine Reflexion über sie machen; auch wenn die Empfindung eine Empfindniß wird, und uns beschäfti- get. Jm Anfang wissen wir nicht, was wir aus einem Schall machen sollen. Jn die Classe unserer innern Selbstgefühle gehöret die Empfindung nicht. Da ist sie also nicht. Jn den Ohren ist sie auch nicht. Außer uns denn? Sie ist etwas Abgesondertes, aber sie hat doch die Völligkeit und Dauer nicht, um uns als ein für sich bestehendes Ding vorzukommen. Wir suchen daher ein Subjekt zu ihr, wohinein wir sie setzen können, und die Reflexion ist alsdenn, wenn das tönende Jn- strument zugleich mit den Fingern befühlet, oder mit den Augen gesehen wird, nicht abgeneigt, den Schall als eine Beschaffenheit in dem Jnstrument sich vorzustellen; und würde dieß gewöhnlich thun, wenn die Empfindung
des
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Kenntn. v. d. objektiv. Exiſtenz d. Dinge.
kann auch von einem Fall zu einem andern, mit dem es urſpruͤnglich nicht verbunden war, uͤbergetragen ſeyn. Es kann daſſelbige lebhafter ſeyn, als der Gedanke von der ſubjektiven Exiſtenz des empfundenen Eindrucks iſt, und kann dieſen letzten verdunkeln. Das Feuer iſt heiß, ſagen wir, und ſchreiben die Hitze dem Feuer zu; und zugleich iſt doch auch ein anderes Urtheil in uns, nem- lich das Feuer machet die Hitze in dem Finger. Wir ſetzen alſo die Hitze in unſern Koͤrper; aber jenes Urtheil iſt das lebhafteſte, und machet das letztere unmerkbar.
Wir hoͤren den Schall nicht in den Ohren, als nur wenn er ſo heftig iſt, daß uns die Ohren gellen, und wenn die ſtarken Toͤne der Muſik zu lebhaft auffallen. Jn den gewoͤhnlichen Empfindungen des Gehoͤrs fuͤhlen wir das Organ ſelbſt nicht mit; wenigſtens nicht klar genug, um dieſe Empfindung als eine eigene Empfin- dung gewahrzunehmen. Wir koͤnnen daher auch den Ton nicht in den Ohren fuͤhlen. Wo ſetzen wir dieſe Em- pfindung hin? Jn uns ſelbſt, wie Home bemerkt hat? Nicht ſogleich, nicht allemal, aber doch alsdenn, wenn wir eine Reflexion uͤber ſie machen; auch wenn die Empfindung eine Empfindniß wird, und uns beſchaͤfti- get. Jm Anfang wiſſen wir nicht, was wir aus einem Schall machen ſollen. Jn die Claſſe unſerer innern Selbſtgefuͤhle gehoͤret die Empfindung nicht. Da iſt ſie alſo nicht. Jn den Ohren iſt ſie auch nicht. Außer uns denn? Sie iſt etwas Abgeſondertes, aber ſie hat doch die Voͤlligkeit und Dauer nicht, um uns als ein fuͤr ſich beſtehendes Ding vorzukommen. Wir ſuchen daher ein Subjekt zu ihr, wohinein wir ſie ſetzen koͤnnen, und die Reflexion iſt alsdenn, wenn das toͤnende Jn- ſtrument zugleich mit den Fingern befuͤhlet, oder mit den Augen geſehen wird, nicht abgeneigt, den Schall als eine Beſchaffenheit in dem Jnſtrument ſich vorzuſtellen; und wuͤrde dieß gewoͤhnlich thun, wenn die Empfindung
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Kenntn. v. d. objektiv. Exiſtenz d. Dinge.
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urſpruͤnglich nicht verbunden war, uͤbergetragen ſeyn.
Es kann daſſelbige lebhafter ſeyn, als der Gedanke von
der ſubjektiven Exiſtenz des empfundenen Eindrucks iſt,
und kann dieſen letzten verdunkeln. Das Feuer iſt heiß,
ſagen wir, und ſchreiben die Hitze dem Feuer zu; und
zugleich iſt doch auch ein anderes Urtheil in uns, nem-
lich das Feuer machet die Hitze in dem Finger. Wir
ſetzen alſo die Hitze in unſern Koͤrper; aber jenes Urtheil
iſt das lebhafteſte, und machet das letztere unmerkbar.
Wir hoͤren den Schall nicht in den Ohren, als
nur wenn er ſo heftig iſt, daß uns die Ohren gellen, und
wenn die ſtarken Toͤne der Muſik zu lebhaft auffallen.
Jn den gewoͤhnlichen Empfindungen des Gehoͤrs fuͤhlen
wir das Organ ſelbſt nicht mit; wenigſtens nicht klar
genug, um dieſe Empfindung als eine eigene Empfin-
dung gewahrzunehmen. Wir koͤnnen daher auch den Ton
nicht in den Ohren fuͤhlen. Wo ſetzen wir dieſe Em-
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hat? Nicht ſogleich, nicht allemal, aber doch alsdenn,
wenn wir eine Reflexion uͤber ſie machen; auch wenn die
Empfindung eine Empfindniß wird, und uns beſchaͤfti-
get. Jm Anfang wiſſen wir nicht, was wir aus einem
Schall machen ſollen. Jn die Claſſe unſerer innern
Selbſtgefuͤhle gehoͤret die Empfindung nicht. Da iſt
ſie alſo nicht. Jn den Ohren iſt ſie auch nicht. Außer
uns denn? Sie iſt etwas Abgeſondertes, aber ſie hat
doch die Voͤlligkeit und Dauer nicht, um uns als ein
fuͤr ſich beſtehendes Ding vorzukommen. Wir ſuchen
daher ein Subjekt zu ihr, wohinein wir ſie ſetzen koͤnnen,
und die Reflexion iſt alsdenn, wenn das toͤnende Jn-
ſtrument zugleich mit den Fingern befuͤhlet, oder mit den
Augen geſehen wird, nicht abgeneigt, den Schall als
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/479>, abgerufen am 22.12.2024.
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