werden; es kommt nur auf ihr Verhältniß unter ein- ander an. *)
Die Frage: ob den Objekten außer dem Verstande so etwas zukomme, als wir ihnen zuschreiben, oder in ihnen uns vorstellen, ist also diese: "ob diejenigen Ver- "hältnisse und Beziehungen, die wir in unsern Vorstel- "lungen gewahrnehmen, den Objekten außer uns zu- "kommen?" Der Verstand hat die Jdeen vor sich, vergleicht, verbindet und trennet solche, und findet ihre Verhältnisse, in so ferne sie Vorstellungen sind, die aus Jmpressionen von den Objekten entstehen. Nach wel- chem Gesetz kann man diese Beziehungen der Jdeen, als Beziehungen der Objekte auf einander ansehen?
Man beruft sich so oft auf den Satz, daß wir die Gegenstände nur nach den Jmpressionen denken, die wir von ihnen erhalten, und daß diese nur solche Jm- pressionen für uns sind, daß es fast scheinen möchte, man habe es nur mit dem Bildlichen in unserer Erkenntniß, mit den Zeichen selbst zu thun, wenn man sie für eine Relation auf unsern Verstand ausgiebet. Wenn das ist, so wäre der Streit geendiget. Aber es würde so gleich ein anderer entstehen. Ob die Beziehungen, die wir in unsern Jdeen gewahrnehmen, nicht blos sub- jektivische Beziehungen sind, die wir nur bey Jm- pressionen oder Vorstellungen solcher Art gewahrnehmen, als die unsrigen? Jn dieser Frage lieget die Spitze der Sache.
2.
Die zwote vorläufig abzumachende Sache ist, was eigentlich die Objektivität unserer Erkenntniß sagen wolle? Diese oder jene Verhältnisse kommen den Ob- jekten zu, sind in ihnen außer dem Verstande, und sind
hier
*) Erster Versuch XI.
L l 4
der allgem. Vernunftwahrheiten, ⁊c.
werden; es kommt nur auf ihr Verhaͤltniß unter ein- ander an. *)
Die Frage: ob den Objekten außer dem Verſtande ſo etwas zukomme, als wir ihnen zuſchreiben, oder in ihnen uns vorſtellen, iſt alſo dieſe: „ob diejenigen Ver- „haͤltniſſe und Beziehungen, die wir in unſern Vorſtel- „lungen gewahrnehmen, den Objekten außer uns zu- „kommen?‟ Der Verſtand hat die Jdeen vor ſich, vergleicht, verbindet und trennet ſolche, und findet ihre Verhaͤltniſſe, in ſo ferne ſie Vorſtellungen ſind, die aus Jmpreſſionen von den Objekten entſtehen. Nach wel- chem Geſetz kann man dieſe Beziehungen der Jdeen, als Beziehungen der Objekte auf einander anſehen?
Man beruft ſich ſo oft auf den Satz, daß wir die Gegenſtaͤnde nur nach den Jmpreſſionen denken, die wir von ihnen erhalten, und daß dieſe nur ſolche Jm- preſſionen fuͤr uns ſind, daß es faſt ſcheinen moͤchte, man habe es nur mit dem Bildlichen in unſerer Erkenntniß, mit den Zeichen ſelbſt zu thun, wenn man ſie fuͤr eine Relation auf unſern Verſtand ausgiebet. Wenn das iſt, ſo waͤre der Streit geendiget. Aber es wuͤrde ſo gleich ein anderer entſtehen. Ob die Beziehungen, die wir in unſern Jdeen gewahrnehmen, nicht blos ſub- jektiviſche Beziehungen ſind, die wir nur bey Jm- preſſionen oder Vorſtellungen ſolcher Art gewahrnehmen, als die unſrigen? Jn dieſer Frage lieget die Spitze der Sache.
2.
Die zwote vorlaͤufig abzumachende Sache iſt, was eigentlich die Objektivitaͤt unſerer Erkenntniß ſagen wolle? Dieſe oder jene Verhaͤltniſſe kommen den Ob- jekten zu, ſind in ihnen außer dem Verſtande, und ſind
hier
*) Erſter Verſuch XI.
L l 4
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der allgem. Vernunftwahrheiten, ⁊c.
werden; es kommt nur auf ihr Verhaͤltniß unter ein-
ander an. *)
Die Frage: ob den Objekten außer dem Verſtande
ſo etwas zukomme, als wir ihnen zuſchreiben, oder in
ihnen uns vorſtellen, iſt alſo dieſe: „ob diejenigen Ver-
„haͤltniſſe und Beziehungen, die wir in unſern Vorſtel-
„lungen gewahrnehmen, den Objekten außer uns zu-
„kommen?‟ Der Verſtand hat die Jdeen vor ſich,
vergleicht, verbindet und trennet ſolche, und findet ihre
Verhaͤltniſſe, in ſo ferne ſie Vorſtellungen ſind, die aus
Jmpreſſionen von den Objekten entſtehen. Nach wel-
chem Geſetz kann man dieſe Beziehungen der Jdeen, als
Beziehungen der Objekte auf einander anſehen?
Man beruft ſich ſo oft auf den Satz, daß wir die
Gegenſtaͤnde nur nach den Jmpreſſionen denken, die
wir von ihnen erhalten, und daß dieſe nur ſolche Jm-
preſſionen fuͤr uns ſind, daß es faſt ſcheinen moͤchte, man
habe es nur mit dem Bildlichen in unſerer Erkenntniß,
mit den Zeichen ſelbſt zu thun, wenn man ſie fuͤr eine
Relation auf unſern Verſtand ausgiebet. Wenn das
iſt, ſo waͤre der Streit geendiget. Aber es wuͤrde ſo
gleich ein anderer entſtehen. Ob die Beziehungen, die
wir in unſern Jdeen gewahrnehmen, nicht blos ſub-
jektiviſche Beziehungen ſind, die wir nur bey Jm-
preſſionen oder Vorſtellungen ſolcher Art gewahrnehmen,
als die unſrigen? Jn dieſer Frage lieget die Spitze der
Sache.
2.
Die zwote vorlaͤufig abzumachende Sache iſt, was
eigentlich die Objektivitaͤt unſerer Erkenntniß ſagen
wolle? Dieſe oder jene Verhaͤltniſſe kommen den Ob-
jekten zu, ſind in ihnen außer dem Verſtande, und ſind
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*) Erſter Verſuch XI.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/595>, abgerufen am 22.12.2024.
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