Gedächtnisses und den Sitz der Vorstellungen für einerley hält; aber alsdenn kann der Sitz der Vor- stellungen von dem Sitz der Einbildungskraft oder des Wiedererneurungsvermögens verschieden seyn. Jndessen, da es hier meine Absicht nicht ist, alle Mög- lichkeiten durchzugehen, sondern nur die Wahrschein- lichkeiten aufzusuchen, so bedarf es auch keine vollstän- digere Aufzählung von jenen, und es ist genug, auf sie eine allgemeine Rücksicht zu nehmen.
VI. Beurtheilung der ersten Hypothese von dem Sitz des Gedächtnisses in der Seele.
1) Die Erklärungsart bey dieser Hypothese. Jhr zufolge giebt es keinen unmittelbaren Uebergang im Gehirn von einer mate- riellen Jdee zur andern, die mit ihr ver- knüpft ist. 2) Auf welche Art viele Schwierigkeiten, die man dieser Erklärungsart entgegensetzet, ge- hoben werden können. Wie gewisse har- monische Bewegungen im Gehirn gegen- wärtig seyn können, ohne daß weder die Seele, noch die sonst gewöhnliche Jmpres- sion von außen, sie hervorbringe. Jnglei- chen, wie Jdeen wider den Willen der Seele in ihr und von ihr reproduciret wer- den können. 3) Schwierigkeiten, die aus der beobachteten Abhängigkeit des Gedächtnisses von dem Körper und von körperlichen Ursa-
chen
im Menſchen.
Gedaͤchtniſſes und den Sitz der Vorſtellungen fuͤr einerley haͤlt; aber alsdenn kann der Sitz der Vor- ſtellungen von dem Sitz der Einbildungskraft oder des Wiedererneurungsvermoͤgens verſchieden ſeyn. Jndeſſen, da es hier meine Abſicht nicht iſt, alle Moͤg- lichkeiten durchzugehen, ſondern nur die Wahrſchein- lichkeiten aufzuſuchen, ſo bedarf es auch keine vollſtaͤn- digere Aufzaͤhlung von jenen, und es iſt genug, auf ſie eine allgemeine Ruͤckſicht zu nehmen.
VI. Beurtheilung der erſten Hypotheſe von dem Sitz des Gedaͤchtniſſes in der Seele.
1) Die Erklaͤrungsart bey dieſer Hypotheſe. Jhr zufolge giebt es keinen unmittelbaren Uebergang im Gehirn von einer mate- riellen Jdee zur andern, die mit ihr ver- knuͤpft iſt. 2) Auf welche Art viele Schwierigkeiten, die man dieſer Erklaͤrungsart entgegenſetzet, ge- hoben werden koͤnnen. Wie gewiſſe har- moniſche Bewegungen im Gehirn gegen- waͤrtig ſeyn koͤnnen, ohne daß weder die Seele, noch die ſonſt gewoͤhnliche Jmpreſ- ſion von außen, ſie hervorbringe. Jnglei- chen, wie Jdeen wider den Willen der Seele in ihr und von ihr reproduciret wer- den koͤnnen. 3) Schwierigkeiten, die aus der beobachteten Abhaͤngigkeit des Gedaͤchtniſſes von dem Koͤrper und von koͤrperlichen Urſa-
chen
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im Menſchen.
Gedaͤchtniſſes und den Sitz der Vorſtellungen
fuͤr einerley haͤlt; aber alsdenn kann der Sitz der Vor-
ſtellungen von dem Sitz der Einbildungskraft
oder des Wiedererneurungsvermoͤgens verſchieden ſeyn.
Jndeſſen, da es hier meine Abſicht nicht iſt, alle Moͤg-
lichkeiten durchzugehen, ſondern nur die Wahrſchein-
lichkeiten aufzuſuchen, ſo bedarf es auch keine vollſtaͤn-
digere Aufzaͤhlung von jenen, und es iſt genug, auf ſie
eine allgemeine Ruͤckſicht zu nehmen.
VI.
Beurtheilung der erſten Hypotheſe von dem Sitz
des Gedaͤchtniſſes in der Seele.
1) Die Erklaͤrungsart bey dieſer Hypotheſe.
Jhr zufolge giebt es keinen unmittelbaren
Uebergang im Gehirn von einer mate-
riellen Jdee zur andern, die mit ihr ver-
knuͤpft iſt.
2) Auf welche Art viele Schwierigkeiten, die
man dieſer Erklaͤrungsart entgegenſetzet, ge-
hoben werden koͤnnen. Wie gewiſſe har-
moniſche Bewegungen im Gehirn gegen-
waͤrtig ſeyn koͤnnen, ohne daß weder die
Seele, noch die ſonſt gewoͤhnliche Jmpreſ-
ſion von außen, ſie hervorbringe. Jnglei-
chen, wie Jdeen wider den Willen der
Seele in ihr und von ihr reproduciret wer-
den koͤnnen.
3) Schwierigkeiten, die aus der beobachteten
Abhaͤngigkeit des Gedaͤchtniſſes von
dem Koͤrper und von koͤrperlichen Urſa-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/253>, abgerufen am 24.11.2024.
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