Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

im Menschen.
die eine zu der andern ist, und so innig sie einander be-
gleiten, dennoch ein Unterschied vorkomme, der in den
innern Empfindungen sich unmittelbar bemerklich macht.
Mit einem Wort, diese Hypothese hängt mit allem
dem zusammen, was uns bisher von der Natur unsers
Seelenwesens aus Beobachtungen bekannt ist.

Beweise, daß diese Vermuthung mehr als Ver-
muthung sey, weiß ich nicht. Aber um doch so viel
als möglich zu ihrer Bestätigung aufzusuchen, habe ich
über die thierische Natur bey dem Menschen eine Be-
trachtung angestellet, aus der ein analogischer Beweis
für sie geführet werden kann. Dieß hat die folgende
Digression veranlasset.

IX.
Versuch aus der Analogie der Seelennatur des
Menschen mit seiner thierischen Natur, die
Einrichtung der erstern aufzuklären.
Erste Abtheilung.

1) Worinn die Analogie der Seelennatur
und der thierischen Natur in dem Men-
schen bestehe? Wesentliche Bestandtheile
der thierischen Natur.

2) Wie die Seelenkraft mit der Körper-
kraft
in der thierischen Natur in Vereini-
gung bey den thierischen Bewegungen
wirke. Die thierischen Bewegungen haben
eine Verbindung mit einander in dem Kör-
per, und auch eine vermittelst der Seele.

3) Fragen über die bestimmte Art dieser Zu-
sammenwirkung. Wie weit die Seelen-

kraft

im Menſchen.
die eine zu der andern iſt, und ſo innig ſie einander be-
gleiten, dennoch ein Unterſchied vorkomme, der in den
innern Empfindungen ſich unmittelbar bemerklich macht.
Mit einem Wort, dieſe Hypotheſe haͤngt mit allem
dem zuſammen, was uns bisher von der Natur unſers
Seelenweſens aus Beobachtungen bekannt iſt.

Beweiſe, daß dieſe Vermuthung mehr als Ver-
muthung ſey, weiß ich nicht. Aber um doch ſo viel
als moͤglich zu ihrer Beſtaͤtigung aufzuſuchen, habe ich
uͤber die thieriſche Natur bey dem Menſchen eine Be-
trachtung angeſtellet, aus der ein analogiſcher Beweis
fuͤr ſie gefuͤhret werden kann. Dieß hat die folgende
Digreſſion veranlaſſet.

IX.
Verſuch aus der Analogie der Seelennatur des
Menſchen mit ſeiner thieriſchen Natur, die
Einrichtung der erſtern aufzuklaͤren.
Erſte Abtheilung.

1) Worinn die Analogie der Seelennatur
und der thieriſchen Natur in dem Men-
ſchen beſtehe? Weſentliche Beſtandtheile
der thieriſchen Natur.

2) Wie die Seelenkraft mit der Koͤrper-
kraft
in der thieriſchen Natur in Vereini-
gung bey den thieriſchen Bewegungen
wirke. Die thieriſchen Bewegungen haben
eine Verbindung mit einander in dem Koͤr-
per, und auch eine vermittelſt der Seele.

3) Fragen uͤber die beſtimmte Art dieſer Zu-
ſammenwirkung. Wie weit die Seelen-

kraft
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0329" n="299"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">im Men&#x017F;chen.</hi></fw><lb/>
die eine zu der andern i&#x017F;t, und &#x017F;o innig &#x017F;ie einander be-<lb/>
gleiten, dennoch ein Unter&#x017F;chied vorkomme, der in den<lb/>
innern Empfindungen &#x017F;ich unmittelbar bemerklich macht.<lb/>
Mit einem Wort, die&#x017F;e Hypothe&#x017F;e ha&#x0364;ngt mit allem<lb/>
dem zu&#x017F;ammen, was uns bisher von der Natur un&#x017F;ers<lb/>
Seelenwe&#x017F;ens aus Beobachtungen bekannt i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Bewei&#x017F;e, daß die&#x017F;e Vermuthung mehr als Ver-<lb/>
muthung &#x017F;ey, weiß ich nicht. Aber um doch &#x017F;o viel<lb/>
als mo&#x0364;glich zu ihrer Be&#x017F;ta&#x0364;tigung aufzu&#x017F;uchen, habe ich<lb/>
u&#x0364;ber die thieri&#x017F;che Natur bey dem Men&#x017F;chen eine Be-<lb/>
trachtung ange&#x017F;tellet, aus der ein analogi&#x017F;cher Beweis<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ie gefu&#x0364;hret werden kann. Dieß hat die folgende<lb/>
Digre&#x017F;&#x017F;ion veranla&#x017F;&#x017F;et.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/>
Ver&#x017F;uch aus der Analogie der Seelennatur des<lb/>
Men&#x017F;chen mit &#x017F;einer thieri&#x017F;chen Natur, die<lb/>
Einrichtung der er&#x017F;tern aufzukla&#x0364;ren.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Er&#x017F;te Abtheilung.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p>
                <list>
                  <item>1) <hi rendition="#fr">Worinn die Analogie der <hi rendition="#b">Seelennatur</hi><lb/>
und der <hi rendition="#b">thieri&#x017F;chen</hi> Natur in dem Men-<lb/>
&#x017F;chen be&#x017F;tehe? We&#x017F;entliche Be&#x017F;tandtheile<lb/>
der thieri&#x017F;chen Natur.</hi></item><lb/>
                  <item>2) <hi rendition="#fr">Wie die <hi rendition="#b">Seelenkraft</hi> mit der <hi rendition="#b">Ko&#x0364;rper-<lb/>
kraft</hi> in der thieri&#x017F;chen Natur in Vereini-<lb/>
gung bey den <hi rendition="#b">thieri&#x017F;chen Bewegungen</hi><lb/>
wirke. Die thieri&#x017F;chen Bewegungen haben<lb/>
eine Verbindung mit einander in dem Ko&#x0364;r-<lb/>
per, und auch eine vermittel&#x017F;t der Seele.</hi></item><lb/>
                  <item>3) <hi rendition="#fr">Fragen u&#x0364;ber die be&#x017F;timmte Art die&#x017F;er Zu-<lb/>
&#x017F;ammenwirkung. Wie weit die Seelen-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kraft</fw><lb/></item>
                </list>
              </p>
            </argument>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0329] im Menſchen. die eine zu der andern iſt, und ſo innig ſie einander be- gleiten, dennoch ein Unterſchied vorkomme, der in den innern Empfindungen ſich unmittelbar bemerklich macht. Mit einem Wort, dieſe Hypotheſe haͤngt mit allem dem zuſammen, was uns bisher von der Natur unſers Seelenweſens aus Beobachtungen bekannt iſt. Beweiſe, daß dieſe Vermuthung mehr als Ver- muthung ſey, weiß ich nicht. Aber um doch ſo viel als moͤglich zu ihrer Beſtaͤtigung aufzuſuchen, habe ich uͤber die thieriſche Natur bey dem Menſchen eine Be- trachtung angeſtellet, aus der ein analogiſcher Beweis fuͤr ſie gefuͤhret werden kann. Dieß hat die folgende Digreſſion veranlaſſet. IX. Verſuch aus der Analogie der Seelennatur des Menſchen mit ſeiner thieriſchen Natur, die Einrichtung der erſtern aufzuklaͤren. Erſte Abtheilung. 1) Worinn die Analogie der Seelennatur und der thieriſchen Natur in dem Men- ſchen beſtehe? Weſentliche Beſtandtheile der thieriſchen Natur. 2) Wie die Seelenkraft mit der Koͤrper- kraft in der thieriſchen Natur in Vereini- gung bey den thieriſchen Bewegungen wirke. Die thieriſchen Bewegungen haben eine Verbindung mit einander in dem Koͤr- per, und auch eine vermittelſt der Seele. 3) Fragen uͤber die beſtimmte Art dieſer Zu- ſammenwirkung. Wie weit die Seelen- kraft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/329
Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/329>, abgerufen am 22.11.2024.