gungen gegeben hat: so ist es eine andere Frage, ob solche sich mit der Hypothese von unvollständigen Keimen nicht vereinigen ließen? ob Hr. Bonnet das, was die Natur hier wirket, und was er richtig bemerkt und rich- tig beschrieben hat, auch so richtig auf seine Jdee von der Evolution aus einem vollständigen Keim bezogen, und überall eine gleichartige Entwickelung gefunden ha- be? und ob nicht diese Phänomene auf die Jdee von unvollständigen Keimen oder bloßen Modellen zurückführen? Davon unten mehr. Die Fälle, wo un- vollständige Keime vorkommen, mögen vielleicht in der Natur wirklich vorhanden seyn.
7.
Wenn ein organischer Körper auf eine ähnliche Art durch eine organische Konkretion entstehen könnte, wie die Krystallen der Salze, der philosophische Baum und andere Bildungen im Mineralreich: so würden die obigen Begriffe von Keimen, wie die von Modellen und Patronen, hiebey wegfallen. Wenigstens würden die Keime nicht nothwendig seyn, ob man sie gleich noch gewissermaßen damit verbinden könnte. Nach der buf- fonischen Hypothese von der Erzeugung der Keime soll nach der Stelle hin, wo die Erzeugung geschieht, eine Wirkung von allen wesentlichen Theilen des ganzen or- ganisirten Körpers sich ergießen, so daß jedes Glied et- was sich auf seine Struktur beziehendes dahin schicke und ablege. Hieraus soll eine Zusammensetzung entste- hen, welche der Natur des Ganzen, dessen Theile in ihrer Lage und Beziehung auf einander dazu ihren Bey- trag liefern, angemessen und also ein Extrakt der gan- zen Organisation ist. Man kann es eine organische Abformung nennen, weil das, was gebildet wird, da es ein auf alle wesentliche Theile des bildenden Kör- pers sich beziehender Extrakt desselben ist, auch eine Art
von
XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
gungen gegeben hat: ſo iſt es eine andere Frage, ob ſolche ſich mit der Hypotheſe von unvollſtaͤndigen Keimen nicht vereinigen ließen? ob Hr. Bonnet das, was die Natur hier wirket, und was er richtig bemerkt und rich- tig beſchrieben hat, auch ſo richtig auf ſeine Jdee von der Evolution aus einem vollſtaͤndigen Keim bezogen, und uͤberall eine gleichartige Entwickelung gefunden ha- be? und ob nicht dieſe Phaͤnomene auf die Jdee von unvollſtaͤndigen Keimen oder bloßen Modellen zuruͤckfuͤhren? Davon unten mehr. Die Faͤlle, wo un- vollſtaͤndige Keime vorkommen, moͤgen vielleicht in der Natur wirklich vorhanden ſeyn.
7.
Wenn ein organiſcher Koͤrper auf eine aͤhnliche Art durch eine organiſche Konkretion entſtehen koͤnnte, wie die Kryſtallen der Salze, der philoſophiſche Baum und andere Bildungen im Mineralreich: ſo wuͤrden die obigen Begriffe von Keimen, wie die von Modellen und Patronen, hiebey wegfallen. Wenigſtens wuͤrden die Keime nicht nothwendig ſeyn, ob man ſie gleich noch gewiſſermaßen damit verbinden koͤnnte. Nach der buf- foniſchen Hypotheſe von der Erzeugung der Keime ſoll nach der Stelle hin, wo die Erzeugung geſchieht, eine Wirkung von allen weſentlichen Theilen des ganzen or- ganiſirten Koͤrpers ſich ergießen, ſo daß jedes Glied et- was ſich auf ſeine Struktur beziehendes dahin ſchicke und ablege. Hieraus ſoll eine Zuſammenſetzung entſte- hen, welche der Natur des Ganzen, deſſen Theile in ihrer Lage und Beziehung auf einander dazu ihren Bey- trag liefern, angemeſſen und alſo ein Extrakt der gan- zen Organiſation iſt. Man kann es eine organiſche Abformung nennen, weil das, was gebildet wird, da es ein auf alle weſentliche Theile des bildenden Koͤr- pers ſich beziehender Extrakt deſſelben iſt, auch eine Art
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XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
gungen gegeben hat: ſo iſt es eine andere Frage, ob
ſolche ſich mit der Hypotheſe von unvollſtaͤndigen Keimen
nicht vereinigen ließen? ob Hr. Bonnet das, was die
Natur hier wirket, und was er richtig bemerkt und rich-
tig beſchrieben hat, auch ſo richtig auf ſeine Jdee von
der Evolution aus einem vollſtaͤndigen Keim bezogen,
und uͤberall eine gleichartige Entwickelung gefunden ha-
be? und ob nicht dieſe Phaͤnomene auf die Jdee von
unvollſtaͤndigen Keimen oder bloßen Modellen
zuruͤckfuͤhren? Davon unten mehr. Die Faͤlle, wo un-
vollſtaͤndige Keime vorkommen, moͤgen vielleicht in der
Natur wirklich vorhanden ſeyn.
7.
Wenn ein organiſcher Koͤrper auf eine aͤhnliche Art
durch eine organiſche Konkretion entſtehen koͤnnte,
wie die Kryſtallen der Salze, der philoſophiſche Baum
und andere Bildungen im Mineralreich: ſo wuͤrden die
obigen Begriffe von Keimen, wie die von Modellen
und Patronen, hiebey wegfallen. Wenigſtens wuͤrden
die Keime nicht nothwendig ſeyn, ob man ſie gleich noch
gewiſſermaßen damit verbinden koͤnnte. Nach der buf-
foniſchen Hypotheſe von der Erzeugung der Keime ſoll
nach der Stelle hin, wo die Erzeugung geſchieht, eine
Wirkung von allen weſentlichen Theilen des ganzen or-
ganiſirten Koͤrpers ſich ergießen, ſo daß jedes Glied et-
was ſich auf ſeine Struktur beziehendes dahin ſchicke
und ablege. Hieraus ſoll eine Zuſammenſetzung entſte-
hen, welche der Natur des Ganzen, deſſen Theile in
ihrer Lage und Beziehung auf einander dazu ihren Bey-
trag liefern, angemeſſen und alſo ein Extrakt der gan-
zen Organiſation iſt. Man kann es eine organiſche
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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