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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

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und Entwickelung des Menschen.
nunft. Denn auch da, wo nur eine Maschine theil-
weise aus Stücken, die einzeln für sich keine Maschi-
nen sind, zusammenkommt, wird doch erfodert, daß
die Ursachen, welche die Theile an einander fügen, nach
gewissen Gesetzen neben und aufeinander wirken, und
daß in dieser Art zu wirken und in ihrer Lage und Ver-
bindung ein Grund von der Ordnung in der Wirkung
vorhanden sey. Es mag Eine Menschenhand die Ma-
schine verfertigen oder mehrere, so müssen in den Be-
wegungen, welche diese Hände nehmen, und welche zu-
sammen als die nächste vollständige Ursache der Zusam-
menfügung der Maschine zu betrachten sind, gewisse
Verhältnisse und Beziehungen vorkommen, die der La-
ge und Ordnung der Theile in der Maschine entsprechen
und eben so viele Regelmäßigkeit in sich fassen, als in
der Wirkung enthalten ist. Organisation erfodert also
entweder organische Ursachen, oder nach den Gesetzen der
Organisation vereinigt wirkende Ursachen.

Allein bis hieher geht auch nur das Widersprechen-
de in der generatione aequivoca, was sie schlechthin vor
der Vernunft verwerflich macht. Die letztere würde
die Grenzen ihrer Gerichtsbarkeit überschreiten, wenn
sie sich weiter wagen und wahre mögliche Erzeugungs-
arten, die dieser ungereimten vielleicht etwas ähnlich se-
hen können, mit ihr verwechseln und eben so beurtheilen
wollte. Da wo nur die Frage ist, ob eine Hypothese
ein Traum oder eine physische Wahrheit ist, eine Vor-
stellung von der wirklichen Natur oder von bloßen
Möglichkeiten, da fängt die Gerichtsbarkeit der Beob-
achtungen an.

Wer eine organische Konkretion behauptet, es
sey nun, daß er gewisse Modelle oder Formen annimmt,
in deren Bildung der Grund von der Art der Zusam-
menfügung lieget; oder sich als möglich vorstellet, es
werde ein ganzer Haufe von Ursachen, deren jede für

sich
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und Entwickelung des Menſchen.
nunft. Denn auch da, wo nur eine Maſchine theil-
weiſe aus Stuͤcken, die einzeln fuͤr ſich keine Maſchi-
nen ſind, zuſammenkommt, wird doch erfodert, daß
die Urſachen, welche die Theile an einander fuͤgen, nach
gewiſſen Geſetzen neben und aufeinander wirken, und
daß in dieſer Art zu wirken und in ihrer Lage und Ver-
bindung ein Grund von der Ordnung in der Wirkung
vorhanden ſey. Es mag Eine Menſchenhand die Ma-
ſchine verfertigen oder mehrere, ſo muͤſſen in den Be-
wegungen, welche dieſe Haͤnde nehmen, und welche zu-
ſammen als die naͤchſte vollſtaͤndige Urſache der Zuſam-
menfuͤgung der Maſchine zu betrachten ſind, gewiſſe
Verhaͤltniſſe und Beziehungen vorkommen, die der La-
ge und Ordnung der Theile in der Maſchine entſprechen
und eben ſo viele Regelmaͤßigkeit in ſich faſſen, als in
der Wirkung enthalten iſt. Organiſation erfodert alſo
entweder organiſche Urſachen, oder nach den Geſetzen der
Organiſation vereinigt wirkende Urſachen.

Allein bis hieher geht auch nur das Widerſprechen-
de in der generatione æquivoca, was ſie ſchlechthin vor
der Vernunft verwerflich macht. Die letztere wuͤrde
die Grenzen ihrer Gerichtsbarkeit uͤberſchreiten, wenn
ſie ſich weiter wagen und wahre moͤgliche Erzeugungs-
arten, die dieſer ungereimten vielleicht etwas aͤhnlich ſe-
hen koͤnnen, mit ihr verwechſeln und eben ſo beurtheilen
wollte. Da wo nur die Frage iſt, ob eine Hypotheſe
ein Traum oder eine phyſiſche Wahrheit iſt, eine Vor-
ſtellung von der wirklichen Natur oder von bloßen
Moͤglichkeiten, da faͤngt die Gerichtsbarkeit der Beob-
achtungen an.

Wer eine organiſche Konkretion behauptet, es
ſey nun, daß er gewiſſe Modelle oder Formen annimmt,
in deren Bildung der Grund von der Art der Zuſam-
menfuͤgung lieget; oder ſich als moͤglich vorſtellet, es
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[471/0501] und Entwickelung des Menſchen. nunft. Denn auch da, wo nur eine Maſchine theil- weiſe aus Stuͤcken, die einzeln fuͤr ſich keine Maſchi- nen ſind, zuſammenkommt, wird doch erfodert, daß die Urſachen, welche die Theile an einander fuͤgen, nach gewiſſen Geſetzen neben und aufeinander wirken, und daß in dieſer Art zu wirken und in ihrer Lage und Ver- bindung ein Grund von der Ordnung in der Wirkung vorhanden ſey. Es mag Eine Menſchenhand die Ma- ſchine verfertigen oder mehrere, ſo muͤſſen in den Be- wegungen, welche dieſe Haͤnde nehmen, und welche zu- ſammen als die naͤchſte vollſtaͤndige Urſache der Zuſam- menfuͤgung der Maſchine zu betrachten ſind, gewiſſe Verhaͤltniſſe und Beziehungen vorkommen, die der La- ge und Ordnung der Theile in der Maſchine entſprechen und eben ſo viele Regelmaͤßigkeit in ſich faſſen, als in der Wirkung enthalten iſt. Organiſation erfodert alſo entweder organiſche Urſachen, oder nach den Geſetzen der Organiſation vereinigt wirkende Urſachen. Allein bis hieher geht auch nur das Widerſprechen- de in der generatione æquivoca, was ſie ſchlechthin vor der Vernunft verwerflich macht. Die letztere wuͤrde die Grenzen ihrer Gerichtsbarkeit uͤberſchreiten, wenn ſie ſich weiter wagen und wahre moͤgliche Erzeugungs- arten, die dieſer ungereimten vielleicht etwas aͤhnlich ſe- hen koͤnnen, mit ihr verwechſeln und eben ſo beurtheilen wollte. Da wo nur die Frage iſt, ob eine Hypotheſe ein Traum oder eine phyſiſche Wahrheit iſt, eine Vor- ſtellung von der wirklichen Natur oder von bloßen Moͤglichkeiten, da faͤngt die Gerichtsbarkeit der Beob- achtungen an. Wer eine organiſche Konkretion behauptet, es ſey nun, daß er gewiſſe Modelle oder Formen annimmt, in deren Bildung der Grund von der Art der Zuſam- menfuͤgung lieget; oder ſich als moͤglich vorſtellet, es werde ein ganzer Haufe von Urſachen, deren jede fuͤr ſich G g 4

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/501>, abgerufen am 22.11.2024.