Befruchtung fehlet, und daß in dem andern Geschlech- te das Vermögen zu befruchten zur Reife gelanget ist. Sie gehet nämlich bis zur Mannbarkeit. Jn dieser Pe- riode trift man zwar noch beides an, Entwickelung und Epigenesis; aber der Zusätze von neuen Formen werden weniger, und das meiste bestehet in der Vergrößerung der schon vorhandenen. Von hier an geht fast alles wei- ter durch bloße Entwickelung.
Niemals höret indessen das Zuwachsen neuer For- men ganz und gar auf, so wenig als die Entwickelung. Aber wenn die Organisation ihr Größtes erreichet hat, und nun eine Zeitlang in diesern Zustande beharret, so wirken die Kräfte, welche vergrößern und verbinden, nicht stärker, als die ihnen entgegenstehenden Ursachen, die beide Wirkungen aufheben.
Es ist die letzte Periode des Einschrumpfens und der Trennung noch übrig, welche sich mit dem Tode endiget, die ich hier aber übergehen will, weil davon unten noch etwas vorkommen muß.
Dritter
XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
Befruchtung fehlet, und daß in dem andern Geſchlech- te das Vermoͤgen zu befruchten zur Reife gelanget iſt. Sie gehet naͤmlich bis zur Mannbarkeit. Jn dieſer Pe- riode trift man zwar noch beides an, Entwickelung und Epigeneſis; aber der Zuſaͤtze von neuen Formen werden weniger, und das meiſte beſtehet in der Vergroͤßerung der ſchon vorhandenen. Von hier an geht faſt alles wei- ter durch bloße Entwickelung.
Niemals hoͤret indeſſen das Zuwachſen neuer For- men ganz und gar auf, ſo wenig als die Entwickelung. Aber wenn die Organiſation ihr Groͤßtes erreichet hat, und nun eine Zeitlang in dieſern Zuſtande beharret, ſo wirken die Kraͤfte, welche vergroͤßern und verbinden, nicht ſtaͤrker, als die ihnen entgegenſtehenden Urſachen, die beide Wirkungen aufheben.
Es iſt die letzte Periode des Einſchrumpfens und der Trennung noch uͤbrig, welche ſich mit dem Tode endiget, die ich hier aber uͤbergehen will, weil davon unten noch etwas vorkommen muß.
Dritter
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XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
Befruchtung fehlet, und daß in dem andern Geſchlech-
te das Vermoͤgen zu befruchten zur Reife gelanget iſt.
Sie gehet naͤmlich bis zur Mannbarkeit. Jn dieſer Pe-
riode trift man zwar noch beides an, Entwickelung und
Epigeneſis; aber der Zuſaͤtze von neuen Formen werden
weniger, und das meiſte beſtehet in der Vergroͤßerung
der ſchon vorhandenen. Von hier an geht faſt alles wei-
ter durch bloße Entwickelung.
Niemals hoͤret indeſſen das Zuwachſen neuer For-
men ganz und gar auf, ſo wenig als die Entwickelung.
Aber wenn die Organiſation ihr Groͤßtes erreichet hat,
und nun eine Zeitlang in dieſern Zuſtande beharret, ſo
wirken die Kraͤfte, welche vergroͤßern und verbinden,
nicht ſtaͤrker, als die ihnen entgegenſtehenden Urſachen,
die beide Wirkungen aufheben.
Es iſt die letzte Periode des Einſchrumpfens und
der Trennung noch uͤbrig, welche ſich mit dem Tode
endiget, die ich hier aber uͤbergehen will, weil davon
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/568>, abgerufen am 22.11.2024.
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