aus, aber auch eine Verwandschaft, und kann also noch mit ihr zu Einer Gattung gerechnet werden, wenn die Bedeutung dieses Worts nicht schon anders bestimmet ist. Wesen von Einer Gattung, und von nahe verwandter Art würden also solche seyn, "die nicht ganz unfruchtbare Bastartarten durch ihre "Vermischung erzielen würden."
Eine Bastartart, die sich unter sich, mit ihres Gleichen nicht fortpflanzen kann, aber es doch kann, wenn sie sich mit einer von den Arten verbindet, durch deren Vermischung sie entstanden ist, offenbaret dadurch eine Schwäche der Zeugungskraft, welche dennoch kein gänzliches Unvermögen ist. Jn jedem Jndivi- duum ist diese Kraft geschwächt; solche schwache Kräf- te zusammen geben keine Frucht; aber wenn die ge- schwächte Bastartkraft mit der ungeschwächten in der natürlichen Art sich vereiniget, so ist noch Zeugungs- kraft vorhanden, welche fortpflanzen kann. Die neue Halbbastartart würde endlich zu der vollkommenen Gat- tung wiederzurückgebracht werden können. Ob es welche von dieser Gattung von Wesen gebe? ob das Maulthier mit der Stute, und der Bardot mit der Eselin, sich fruchtbar vermischen können? ist bisher noch ungewiß, da man an den berüchteten Jumars, bey der genauern Untersuchung, nichts anders als wahre Bardots, die Frucht aus einem Pferde und einer Eselin, gefunden hat. *) Gleichwohl mag Buffon nicht Unrecht haben, wenn er eine solche Vermischung für möglich hält. Es ist dieß die erste Stufe in der Verschiedenartigkeit, und würde die nächste Verwandschaft der verschiedenen Arten ausmachen.
Aber wenn die erzeugte Frucht gar kein Vermögen der Zeugung besitzet, wie bey den meisten Bastarten,
so
*)Blumenbach l. c. S. 12. in sine. Buffon allg. Geschich- te d. Natur 7 Th 2. B. S. 204. u. s. f.
N n 4
und Entwickelung des Menſchen.
aus, aber auch eine Verwandſchaft, und kann alſo noch mit ihr zu Einer Gattung gerechnet werden, wenn die Bedeutung dieſes Worts nicht ſchon anders beſtimmet iſt. Weſen von Einer Gattung, und von nahe verwandter Art wuͤrden alſo ſolche ſeyn, „die nicht ganz unfruchtbare Baſtartarten durch ihre „Vermiſchung erzielen wuͤrden.‟
Eine Baſtartart, die ſich unter ſich, mit ihres Gleichen nicht fortpflanzen kann, aber es doch kann, wenn ſie ſich mit einer von den Arten verbindet, durch deren Vermiſchung ſie entſtanden iſt, offenbaret dadurch eine Schwaͤche der Zeugungskraft, welche dennoch kein gaͤnzliches Unvermoͤgen iſt. Jn jedem Jndivi- duum iſt dieſe Kraft geſchwaͤcht; ſolche ſchwache Kraͤf- te zuſammen geben keine Frucht; aber wenn die ge- ſchwaͤchte Baſtartkraft mit der ungeſchwaͤchten in der natuͤrlichen Art ſich vereiniget, ſo iſt noch Zeugungs- kraft vorhanden, welche fortpflanzen kann. Die neue Halbbaſtartart wuͤrde endlich zu der vollkommenen Gat- tung wiederzuruͤckgebracht werden koͤnnen. Ob es welche von dieſer Gattung von Weſen gebe? ob das Maulthier mit der Stute, und der Bardot mit der Eſelin, ſich fruchtbar vermiſchen koͤnnen? iſt bisher noch ungewiß, da man an den beruͤchteten Jumars, bey der genauern Unterſuchung, nichts anders als wahre Bardots, die Frucht aus einem Pferde und einer Eſelin, gefunden hat. *) Gleichwohl mag Buffon nicht Unrecht haben, wenn er eine ſolche Vermiſchung fuͤr moͤglich haͤlt. Es iſt dieß die erſte Stufe in der Verſchiedenartigkeit, und wuͤrde die naͤchſte Verwandſchaft der verſchiedenen Arten ausmachen.
Aber wenn die erzeugte Frucht gar kein Vermoͤgen der Zeugung beſitzet, wie bey den meiſten Baſtarten,
ſo
*)Blumenbach l. c. S. 12. in ſine. Buffon allg. Geſchich- te d. Natur 7 Th 2. B. S. 204. u. ſ. f.
N n 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0597"n="567"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Entwickelung des Menſchen.</hi></fw><lb/>
aus, aber auch eine <hirendition="#fr">Verwandſchaft,</hi> und kann alſo<lb/>
noch mit ihr zu <hirendition="#fr">Einer Gattung</hi> gerechnet werden,<lb/>
wenn die Bedeutung dieſes Worts nicht ſchon anders<lb/>
beſtimmet iſt. Weſen von <hirendition="#fr">Einer Gattung,</hi> und<lb/><hirendition="#fr">von nahe verwandter Art</hi> wuͤrden alſo ſolche ſeyn,<lb/>„die nicht ganz unfruchtbare Baſtartarten durch ihre<lb/>„Vermiſchung erzielen wuͤrden.‟</p><lb/><p>Eine Baſtartart, die ſich unter ſich, mit ihres<lb/>
Gleichen nicht fortpflanzen kann, aber es doch kann,<lb/>
wenn ſie ſich mit einer von den Arten verbindet, durch<lb/>
deren Vermiſchung ſie entſtanden iſt, offenbaret dadurch<lb/>
eine <hirendition="#fr">Schwaͤche der Zeugungskraft,</hi> welche dennoch<lb/>
kein gaͤnzliches Unvermoͤgen iſt. Jn jedem Jndivi-<lb/>
duum iſt dieſe Kraft geſchwaͤcht; ſolche ſchwache Kraͤf-<lb/>
te zuſammen geben keine Frucht; aber wenn die ge-<lb/>ſchwaͤchte Baſtartkraft mit der ungeſchwaͤchten in der<lb/>
natuͤrlichen Art ſich vereiniget, ſo iſt noch Zeugungs-<lb/>
kraft vorhanden, welche fortpflanzen kann. Die neue<lb/>
Halbbaſtartart wuͤrde endlich zu der vollkommenen Gat-<lb/>
tung wiederzuruͤckgebracht werden koͤnnen. Ob es welche<lb/>
von dieſer Gattung von Weſen gebe? ob das Maulthier<lb/>
mit der Stute, und der Bardot mit der Eſelin, ſich<lb/>
fruchtbar vermiſchen koͤnnen? iſt bisher noch ungewiß,<lb/>
da man an den beruͤchteten Jumars, bey der genauern<lb/>
Unterſuchung, nichts anders als wahre Bardots, die<lb/>
Frucht aus einem Pferde und einer Eſelin, gefunden<lb/>
hat. <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#aq">Blumenbach l. c.</hi> S. 12. <hirendition="#aq">in ſine.</hi> Buffon allg. Geſchich-<lb/>
te d. Natur 7 Th 2. B. S. 204. u. ſ. f.</note> Gleichwohl mag <hirendition="#fr">Buffon</hi> nicht Unrecht haben,<lb/>
wenn er eine ſolche Vermiſchung fuͤr moͤglich haͤlt. Es<lb/>
iſt dieß die erſte Stufe in der Verſchiedenartigkeit, und<lb/>
wuͤrde die <hirendition="#fr">naͤchſte Verwandſchaft</hi> der verſchiedenen<lb/>
Arten ausmachen.</p><lb/><p>Aber wenn die erzeugte Frucht gar kein Vermoͤgen<lb/>
der Zeugung beſitzet, wie bey den meiſten Baſtarten,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N n 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſo</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[567/0597]
und Entwickelung des Menſchen.
aus, aber auch eine Verwandſchaft, und kann alſo
noch mit ihr zu Einer Gattung gerechnet werden,
wenn die Bedeutung dieſes Worts nicht ſchon anders
beſtimmet iſt. Weſen von Einer Gattung, und
von nahe verwandter Art wuͤrden alſo ſolche ſeyn,
„die nicht ganz unfruchtbare Baſtartarten durch ihre
„Vermiſchung erzielen wuͤrden.‟
Eine Baſtartart, die ſich unter ſich, mit ihres
Gleichen nicht fortpflanzen kann, aber es doch kann,
wenn ſie ſich mit einer von den Arten verbindet, durch
deren Vermiſchung ſie entſtanden iſt, offenbaret dadurch
eine Schwaͤche der Zeugungskraft, welche dennoch
kein gaͤnzliches Unvermoͤgen iſt. Jn jedem Jndivi-
duum iſt dieſe Kraft geſchwaͤcht; ſolche ſchwache Kraͤf-
te zuſammen geben keine Frucht; aber wenn die ge-
ſchwaͤchte Baſtartkraft mit der ungeſchwaͤchten in der
natuͤrlichen Art ſich vereiniget, ſo iſt noch Zeugungs-
kraft vorhanden, welche fortpflanzen kann. Die neue
Halbbaſtartart wuͤrde endlich zu der vollkommenen Gat-
tung wiederzuruͤckgebracht werden koͤnnen. Ob es welche
von dieſer Gattung von Weſen gebe? ob das Maulthier
mit der Stute, und der Bardot mit der Eſelin, ſich
fruchtbar vermiſchen koͤnnen? iſt bisher noch ungewiß,
da man an den beruͤchteten Jumars, bey der genauern
Unterſuchung, nichts anders als wahre Bardots, die
Frucht aus einem Pferde und einer Eſelin, gefunden
hat. *) Gleichwohl mag Buffon nicht Unrecht haben,
wenn er eine ſolche Vermiſchung fuͤr moͤglich haͤlt. Es
iſt dieß die erſte Stufe in der Verſchiedenartigkeit, und
wuͤrde die naͤchſte Verwandſchaft der verſchiedenen
Arten ausmachen.
Aber wenn die erzeugte Frucht gar kein Vermoͤgen
der Zeugung beſitzet, wie bey den meiſten Baſtarten,
ſo
*) Blumenbach l. c. S. 12. in ſine. Buffon allg. Geſchich-
te d. Natur 7 Th 2. B. S. 204. u. ſ. f.
N n 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/597>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.