Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
XIV. Vers. Ueber die Perfektibilität
VII.
Von dem Werth des äußern Zustandes in
Hinsicht auf die Vervollkommnung des
Menschen.

1) Die äußern Umstände haben einen relati-
ven Werth, insofern sie Mittel sind, die
Vervollkommnung der Menschheit zu beför-
dern.

2) Wie fern die äußern Umstände in Hinsicht
auf die innere Vervollkommnung gleichgül-
tig sind.

3) Fortsetzung. Allgemeine Anmerkung über
die Vorzüglichkeit gewisser Verfassungen.

4) Die Vervollkommnung des Menschen geht
weiter in polizirten Staten, als in der Bar-
barey und Wildheit.

1.

Dieselbigen Bemerkungen, worauf die obige Verglei-
chung der Menschen in Hinsicht ihrer innern Ent-
wickelung führet, stoßen uns vom neuen auf, wenn man
auf ihre äußere Verschiedenheit, auf die Beziehungen
auf andere Menschen und die Körperwelt, einen Blick
wirft. Auch diese äußern Zustände und ihr Werth kön-
nen aus einem zweyfachen Gesichtspunkte betrachtet wer-
den. Jst die Frage, ob der Zustand eines Deutschen
besser sey, als der Zustand eines Neuholländers oder ei-
nes Negers, und warum und wiefern er es sey: so kann
man entweder auf den Einfluß sehen, den er auf sein
Wohl hat, auf die Maße von Zufriedenheit und ange-
nehmen Empfindungen, die er bewirket, oder auch auf
seinen Einfluß in die Ausbildung und Vervollkommnung
der Natur. Das ist mit andern Worten: man kann

das
XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
VII.
Von dem Werth des aͤußern Zuſtandes in
Hinſicht auf die Vervollkommnung des
Menſchen.

1) Die aͤußern Umſtaͤnde haben einen relati-
ven Werth, inſofern ſie Mittel ſind, die
Vervollkommnung der Menſchheit zu befoͤr-
dern.

2) Wie fern die aͤußern Umſtaͤnde in Hinſicht
auf die innere Vervollkommnung gleichguͤl-
tig ſind.

3) Fortſetzung. Allgemeine Anmerkung uͤber
die Vorzuͤglichkeit gewiſſer Verfaſſungen.

4) Die Vervollkommnung des Menſchen geht
weiter in polizirten Staten, als in der Bar-
barey und Wildheit.

1.

Dieſelbigen Bemerkungen, worauf die obige Verglei-
chung der Menſchen in Hinſicht ihrer innern Ent-
wickelung fuͤhret, ſtoßen uns vom neuen auf, wenn man
auf ihre aͤußere Verſchiedenheit, auf die Beziehungen
auf andere Menſchen und die Koͤrperwelt, einen Blick
wirft. Auch dieſe aͤußern Zuſtaͤnde und ihr Werth koͤn-
nen aus einem zweyfachen Geſichtspunkte betrachtet wer-
den. Jſt die Frage, ob der Zuſtand eines Deutſchen
beſſer ſey, als der Zuſtand eines Neuhollaͤnders oder ei-
nes Negers, und warum und wiefern er es ſey: ſo kann
man entweder auf den Einfluß ſehen, den er auf ſein
Wohl hat, auf die Maße von Zufriedenheit und ange-
nehmen Empfindungen, die er bewirket, oder auch auf
ſeinen Einfluß in die Ausbildung und Vervollkommnung
der Natur. Das iſt mit andern Worten: man kann

das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0722" n="692"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XIV.</hi> Ver&#x017F;. Ueber die Perfektibilita&#x0364;t</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">VII.</hi><lb/>
Von dem Werth des a&#x0364;ußern Zu&#x017F;tandes in<lb/>
Hin&#x017F;icht auf die Vervollkommnung des<lb/>
Men&#x017F;chen.</head><lb/>
            <argument>
              <p>
                <list>
                  <item>1) <hi rendition="#fr">Die a&#x0364;ußern Um&#x017F;ta&#x0364;nde haben einen relati-<lb/>
ven Werth, in&#x017F;ofern &#x017F;ie Mittel &#x017F;ind, die<lb/>
Vervollkommnung der Men&#x017F;chheit zu befo&#x0364;r-<lb/>
dern.</hi></item><lb/>
                  <item>2) <hi rendition="#fr">Wie fern die a&#x0364;ußern Um&#x017F;ta&#x0364;nde in Hin&#x017F;icht<lb/>
auf die innere Vervollkommnung gleichgu&#x0364;l-<lb/>
tig &#x017F;ind.</hi></item><lb/>
                  <item>3) <hi rendition="#fr">Fort&#x017F;etzung. Allgemeine Anmerkung u&#x0364;ber<lb/>
die Vorzu&#x0364;glichkeit gewi&#x017F;&#x017F;er Verfa&#x017F;&#x017F;ungen.</hi></item><lb/>
                  <item>4) <hi rendition="#fr">Die Vervollkommnung des Men&#x017F;chen geht<lb/>
weiter in polizirten Staten, als in der Bar-<lb/>
barey und Wildheit.</hi></item>
                </list>
              </p>
            </argument><lb/>
            <div n="4">
              <head>1.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;elbigen Bemerkungen, worauf die obige Verglei-<lb/>
chung der Men&#x017F;chen in Hin&#x017F;icht ihrer innern Ent-<lb/>
wickelung fu&#x0364;hret, &#x017F;toßen uns vom neuen auf, wenn man<lb/>
auf ihre a&#x0364;ußere Ver&#x017F;chiedenheit, auf die Beziehungen<lb/>
auf andere Men&#x017F;chen und die Ko&#x0364;rperwelt, einen Blick<lb/>
wirft. Auch die&#x017F;e a&#x0364;ußern Zu&#x017F;ta&#x0364;nde und ihr Werth ko&#x0364;n-<lb/>
nen aus einem zweyfachen Ge&#x017F;ichtspunkte betrachtet wer-<lb/>
den. J&#x017F;t die Frage, ob der Zu&#x017F;tand eines Deut&#x017F;chen<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey, als der Zu&#x017F;tand eines Neuholla&#x0364;nders oder ei-<lb/>
nes Negers, und warum und wiefern er es &#x017F;ey: &#x017F;o kann<lb/>
man entweder auf den Einfluß &#x017F;ehen, den er auf &#x017F;ein<lb/>
Wohl hat, auf die Maße von Zufriedenheit und ange-<lb/>
nehmen Empfindungen, die er bewirket, oder auch auf<lb/>
&#x017F;einen Einfluß in die Ausbildung und Vervollkommnung<lb/>
der Natur. Das i&#x017F;t mit andern Worten: man kann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[692/0722] XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt VII. Von dem Werth des aͤußern Zuſtandes in Hinſicht auf die Vervollkommnung des Menſchen. 1) Die aͤußern Umſtaͤnde haben einen relati- ven Werth, inſofern ſie Mittel ſind, die Vervollkommnung der Menſchheit zu befoͤr- dern. 2) Wie fern die aͤußern Umſtaͤnde in Hinſicht auf die innere Vervollkommnung gleichguͤl- tig ſind. 3) Fortſetzung. Allgemeine Anmerkung uͤber die Vorzuͤglichkeit gewiſſer Verfaſſungen. 4) Die Vervollkommnung des Menſchen geht weiter in polizirten Staten, als in der Bar- barey und Wildheit. 1. Dieſelbigen Bemerkungen, worauf die obige Verglei- chung der Menſchen in Hinſicht ihrer innern Ent- wickelung fuͤhret, ſtoßen uns vom neuen auf, wenn man auf ihre aͤußere Verſchiedenheit, auf die Beziehungen auf andere Menſchen und die Koͤrperwelt, einen Blick wirft. Auch dieſe aͤußern Zuſtaͤnde und ihr Werth koͤn- nen aus einem zweyfachen Geſichtspunkte betrachtet wer- den. Jſt die Frage, ob der Zuſtand eines Deutſchen beſſer ſey, als der Zuſtand eines Neuhollaͤnders oder ei- nes Negers, und warum und wiefern er es ſey: ſo kann man entweder auf den Einfluß ſehen, den er auf ſein Wohl hat, auf die Maße von Zufriedenheit und ange- nehmen Empfindungen, die er bewirket, oder auch auf ſeinen Einfluß in die Ausbildung und Vervollkommnung der Natur. Das iſt mit andern Worten: man kann das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/722
Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/722>, abgerufen am 25.11.2024.