eine Bewegung anzunehmen; -- ihre Rückwirkung, die man ihr während der Aktion der Feder etwan zu- schreibet, abgerechnet. Die ganze Wirksamkeit vom Anfange bis zu Ende ist in der Feder, und gehet aus einem innern Princip in ihr hervor. Dieß ist ein Bey- spiel, das uns einen Begriff von einer Selbstthätig- keit geben kann, die es in dem höchsten Grade ist. Wenn die Feder sich nur allein ausdehnet, ohne daß sie an einen andern Körper anstößt, so ist keine Aktion in ein anderes Objekt vorhanden, und die Feder wirket alsdenn nur auf sich allein, und in sich.
Zwischen den beiden Aeußersten in diesen angeführ- ten Beyspielen, zwischen der bloß leidenden und der ganz thätigen Kraft, liegen andere Mittelstufen, wo- von ich hier nur folgende besonders auszeichnen will. Es sey die Feder in ihrer freyen ausgestreckten Lage, und es werde ein harter Körper gegen sie geworfen, der sie zusammendrücke und spanne. Sobald sie gespannt wird, fängt ihre elastische Kraft an, sich wirksam zu beweisen. Sie entziehet dem anstoßenden Körper seine Geschwindigkeit, so lange sie ihn noch immer näher hinan kommen läßt; und alsdenn giebt sie ihm vom neuen eine entgegengesetzte Bewegung, und entfernet ihn wieder von sich. Hier lassen sich zwo Aktionen der Feder unterscheiden, oder vielmehr etwas zweifaches in der Wirkung, die durch die Aktion hervorgebracht wird. Die Bewegung des Körpers, der auf die Feder stößt und sie zusammendrückt, wird zerstöret, und eine neue Bewegung in derselbigen Materie hervorgebracht. So- wohl die erstere als die zwote von diesen Aktionen sind selbstthätige, jedoch mit einiger Verschiedenheit, wenn jede für sich abgesondert und einzeln vorgestellet wird. Die letztere ist vollkommen selbstthätig, wie in in dem vorhergehenden Beyspiele; die erstere aber nicht so. Der stoßende Körper spannte durch seine Thätigkeit
die
XII. Verſuch. Ueber die Selbſtthaͤtigkeit
eine Bewegung anzunehmen; — ihre Ruͤckwirkung, die man ihr waͤhrend der Aktion der Feder etwan zu- ſchreibet, abgerechnet. Die ganze Wirkſamkeit vom Anfange bis zu Ende iſt in der Feder, und gehet aus einem innern Princip in ihr hervor. Dieß iſt ein Bey- ſpiel, das uns einen Begriff von einer Selbſtthaͤtig- keit geben kann, die es in dem hoͤchſten Grade iſt. Wenn die Feder ſich nur allein ausdehnet, ohne daß ſie an einen andern Koͤrper anſtoͤßt, ſo iſt keine Aktion in ein anderes Objekt vorhanden, und die Feder wirket alsdenn nur auf ſich allein, und in ſich.
Zwiſchen den beiden Aeußerſten in dieſen angefuͤhr- ten Beyſpielen, zwiſchen der bloß leidenden und der ganz thaͤtigen Kraft, liegen andere Mittelſtufen, wo- von ich hier nur folgende beſonders auszeichnen will. Es ſey die Feder in ihrer freyen ausgeſtreckten Lage, und es werde ein harter Koͤrper gegen ſie geworfen, der ſie zuſammendruͤcke und ſpanne. Sobald ſie geſpannt wird, faͤngt ihre elaſtiſche Kraft an, ſich wirkſam zu beweiſen. Sie entziehet dem anſtoßenden Koͤrper ſeine Geſchwindigkeit, ſo lange ſie ihn noch immer naͤher hinan kommen laͤßt; und alsdenn giebt ſie ihm vom neuen eine entgegengeſetzte Bewegung, und entfernet ihn wieder von ſich. Hier laſſen ſich zwo Aktionen der Feder unterſcheiden, oder vielmehr etwas zweifaches in der Wirkung, die durch die Aktion hervorgebracht wird. Die Bewegung des Koͤrpers, der auf die Feder ſtoͤßt und ſie zuſammendruͤckt, wird zerſtoͤret, und eine neue Bewegung in derſelbigen Materie hervorgebracht. So- wohl die erſtere als die zwote von dieſen Aktionen ſind ſelbſtthaͤtige, jedoch mit einiger Verſchiedenheit, wenn jede fuͤr ſich abgeſondert und einzeln vorgeſtellet wird. Die letztere iſt vollkommen ſelbſtthaͤtig, wie in in dem vorhergehenden Beyſpiele; die erſtere aber nicht ſo. Der ſtoßende Koͤrper ſpannte durch ſeine Thaͤtigkeit
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XII. Verſuch. Ueber die Selbſtthaͤtigkeit
eine Bewegung anzunehmen; — ihre Ruͤckwirkung,
die man ihr waͤhrend der Aktion der Feder etwan zu-
ſchreibet, abgerechnet. Die ganze Wirkſamkeit vom
Anfange bis zu Ende iſt in der Feder, und gehet aus
einem innern Princip in ihr hervor. Dieß iſt ein Bey-
ſpiel, das uns einen Begriff von einer Selbſtthaͤtig-
keit geben kann, die es in dem hoͤchſten Grade iſt.
Wenn die Feder ſich nur allein ausdehnet, ohne daß ſie
an einen andern Koͤrper anſtoͤßt, ſo iſt keine Aktion in
ein anderes Objekt vorhanden, und die Feder wirket
alsdenn nur auf ſich allein, und in ſich.
Zwiſchen den beiden Aeußerſten in dieſen angefuͤhr-
ten Beyſpielen, zwiſchen der bloß leidenden und der
ganz thaͤtigen Kraft, liegen andere Mittelſtufen, wo-
von ich hier nur folgende beſonders auszeichnen will.
Es ſey die Feder in ihrer freyen ausgeſtreckten Lage,
und es werde ein harter Koͤrper gegen ſie geworfen, der
ſie zuſammendruͤcke und ſpanne. Sobald ſie geſpannt
wird, faͤngt ihre elaſtiſche Kraft an, ſich wirkſam zu
beweiſen. Sie entziehet dem anſtoßenden Koͤrper ſeine
Geſchwindigkeit, ſo lange ſie ihn noch immer naͤher
hinan kommen laͤßt; und alsdenn giebt ſie ihm vom
neuen eine entgegengeſetzte Bewegung, und entfernet
ihn wieder von ſich. Hier laſſen ſich zwo Aktionen der
Feder unterſcheiden, oder vielmehr etwas zweifaches in
der Wirkung, die durch die Aktion hervorgebracht wird.
Die Bewegung des Koͤrpers, der auf die Feder ſtoͤßt
und ſie zuſammendruͤckt, wird zerſtoͤret, und eine neue
Bewegung in derſelbigen Materie hervorgebracht. So-
wohl die erſtere als die zwote von dieſen Aktionen ſind
ſelbſtthaͤtige, jedoch mit einiger Verſchiedenheit,
wenn jede fuͤr ſich abgeſondert und einzeln vorgeſtellet
wird. Die letztere iſt vollkommen ſelbſtthaͤtig, wie in
in dem vorhergehenden Beyſpiele; die erſtere aber nicht
ſo. Der ſtoßende Koͤrper ſpannte durch ſeine Thaͤtigkeit
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/78>, abgerufen am 16.02.2025.
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