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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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Reitpferdes, dem es zwar an Schnelligkeit etwas nachsteht, das es
aber an Ausdauer bei weitem übertrifft. Ein Lastkamel trägt ein
Gewicht von 5 Zentnern und macht trotzdem bei Wüstenreisen täg-
lich 10 Stunden im Schritt; ein gutes Reitkamel legt durchschnitt-
lich 15 km in einer Stunde zurück. Dabei vermag das Tier lange
Zeit zu dursten und sich auf mehrere Tage mit Wasser zu ver-
sehen. Aber es muß ins Bereich der Fabel verwiesen werden, daß
dieser Wasservorrat im Magen des Kamels schon manchen Reisenden
vom Tode des Verschmachtens errettet hat. Nicht minder an-
spruchslos ist es in Bezug auf Nahrung; es kann 24 Stunden
fasten und begnügt sich wie der Esel mit dem spärlichsten Futter,
mit Disteln und allerlei stachlichten Gewächsen, wie sie die Wüste
hervorbringt. "Alles im Bau des Kamels ist auf die Wüste be-
rechnet. An der Brust hat es eine große Schwiele, vier kleinere
an den Vorderfüßen und zwei an den Hinterfüßen; diese Schwielen
dienen ihm zum Aufstemmen, wenn es sich niederlegt und wieder
aufsteht. Wollte man das Tier stehend beladen, so müßte man
eine kleine Leiter ansetzen, denn es wird 2, zuweilen auch 2 1/2 m
hoch. Darum ist das Niederknien des Dromedars höchst notwendig.
Der Araber bindet den jungen Tieren die Beine unter den Leib,
beschwert denselben mit Gewichten und läßt sie 14 bis 20 Tage
in dieser Lage. Nach dieser Zeit legen sie sich nie mehr anders
nieder. Unter den Fußsohlen befindet sich ein mit dicker Haut
überzogener Ballen Fleisch, der wie ein Kissen den beschwerlichen
Gang im Sande erleichtert."

Der Beduine lebt nicht lange an ein und demselben Orte.
Findet er keine Weide mehr für sein Vieh, so werden die Zelte
abgebrochen und mit den übrigen Habseligkeiten auf die Kamele
geladen. Das geschieht innerhalb weniger Stunden und ist eine
Arbeit der Weiber. Die Männer steigen währenddessen zu Pferde
und bilden, wie immer auf Reisen, die Vorhut. Die liebste Be-
schäftigung des Beduinen ist der Raub. Derselbe wird wie ehe-
mals bei uns von den Raubrittern nicht als unehrenhaft oder
gar schimpflich betrachtet, sondern als rechtmäßiger Erwerb für
völlig erlaubt gehalten. Der Reisende, der sich willig ausplündern
läßt, wird dabei sanft und menschlich behandelt und nur, wenn
er Widerstand ausübt, getötet. Der Räuber steigt gar nicht vom
Pferde; der Überfallene muß sich selbst entkleiden und alles her
geben, was er hat. Das Wüstenleben begünstigt eine derartige

Reitpferdes, dem es zwar an Schnelligkeit etwas nachsteht, das es
aber an Ausdauer bei weitem übertrifft. Ein Lastkamel trägt ein
Gewicht von 5 Zentnern und macht trotzdem bei Wüstenreisen täg-
lich 10 Stunden im Schritt; ein gutes Reitkamel legt durchschnitt-
lich 15 km in einer Stunde zurück. Dabei vermag das Tier lange
Zeit zu dursten und sich auf mehrere Tage mit Wasser zu ver-
sehen. Aber es muß ins Bereich der Fabel verwiesen werden, daß
dieser Wasservorrat im Magen des Kamels schon manchen Reisenden
vom Tode des Verschmachtens errettet hat. Nicht minder an-
spruchslos ist es in Bezug auf Nahrung; es kann 24 Stunden
fasten und begnügt sich wie der Esel mit dem spärlichsten Futter,
mit Disteln und allerlei stachlichten Gewächsen, wie sie die Wüste
hervorbringt. „Alles im Bau des Kamels ist auf die Wüste be-
rechnet. An der Brust hat es eine große Schwiele, vier kleinere
an den Vorderfüßen und zwei an den Hinterfüßen; diese Schwielen
dienen ihm zum Aufstemmen, wenn es sich niederlegt und wieder
aufsteht. Wollte man das Tier stehend beladen, so müßte man
eine kleine Leiter ansetzen, denn es wird 2, zuweilen auch 2 1/2 m
hoch. Darum ist das Niederknien des Dromedars höchst notwendig.
Der Araber bindet den jungen Tieren die Beine unter den Leib,
beschwert denselben mit Gewichten und läßt sie 14 bis 20 Tage
in dieser Lage. Nach dieser Zeit legen sie sich nie mehr anders
nieder. Unter den Fußsohlen befindet sich ein mit dicker Haut
überzogener Ballen Fleisch, der wie ein Kissen den beschwerlichen
Gang im Sande erleichtert."

Der Beduine lebt nicht lange an ein und demselben Orte.
Findet er keine Weide mehr für sein Vieh, so werden die Zelte
abgebrochen und mit den übrigen Habseligkeiten auf die Kamele
geladen. Das geschieht innerhalb weniger Stunden und ist eine
Arbeit der Weiber. Die Männer steigen währenddessen zu Pferde
und bilden, wie immer auf Reisen, die Vorhut. Die liebste Be-
schäftigung des Beduinen ist der Raub. Derselbe wird wie ehe-
mals bei uns von den Raubrittern nicht als unehrenhaft oder
gar schimpflich betrachtet, sondern als rechtmäßiger Erwerb für
völlig erlaubt gehalten. Der Reisende, der sich willig ausplündern
läßt, wird dabei sanft und menschlich behandelt und nur, wenn
er Widerstand ausübt, getötet. Der Räuber steigt gar nicht vom
Pferde; der Überfallene muß sich selbst entkleiden und alles her
geben, was er hat. Das Wüstenleben begünstigt eine derartige

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[— 33 —/0037] Reitpferdes, dem es zwar an Schnelligkeit etwas nachsteht, das es aber an Ausdauer bei weitem übertrifft. Ein Lastkamel trägt ein Gewicht von 5 Zentnern und macht trotzdem bei Wüstenreisen täg- lich 10 Stunden im Schritt; ein gutes Reitkamel legt durchschnitt- lich 15 km in einer Stunde zurück. Dabei vermag das Tier lange Zeit zu dursten und sich auf mehrere Tage mit Wasser zu ver- sehen. Aber es muß ins Bereich der Fabel verwiesen werden, daß dieser Wasservorrat im Magen des Kamels schon manchen Reisenden vom Tode des Verschmachtens errettet hat. Nicht minder an- spruchslos ist es in Bezug auf Nahrung; es kann 24 Stunden fasten und begnügt sich wie der Esel mit dem spärlichsten Futter, mit Disteln und allerlei stachlichten Gewächsen, wie sie die Wüste hervorbringt. „Alles im Bau des Kamels ist auf die Wüste be- rechnet. An der Brust hat es eine große Schwiele, vier kleinere an den Vorderfüßen und zwei an den Hinterfüßen; diese Schwielen dienen ihm zum Aufstemmen, wenn es sich niederlegt und wieder aufsteht. Wollte man das Tier stehend beladen, so müßte man eine kleine Leiter ansetzen, denn es wird 2, zuweilen auch 2 1/2 m hoch. Darum ist das Niederknien des Dromedars höchst notwendig. Der Araber bindet den jungen Tieren die Beine unter den Leib, beschwert denselben mit Gewichten und läßt sie 14 bis 20 Tage in dieser Lage. Nach dieser Zeit legen sie sich nie mehr anders nieder. Unter den Fußsohlen befindet sich ein mit dicker Haut überzogener Ballen Fleisch, der wie ein Kissen den beschwerlichen Gang im Sande erleichtert." Der Beduine lebt nicht lange an ein und demselben Orte. Findet er keine Weide mehr für sein Vieh, so werden die Zelte abgebrochen und mit den übrigen Habseligkeiten auf die Kamele geladen. Das geschieht innerhalb weniger Stunden und ist eine Arbeit der Weiber. Die Männer steigen währenddessen zu Pferde und bilden, wie immer auf Reisen, die Vorhut. Die liebste Be- schäftigung des Beduinen ist der Raub. Derselbe wird wie ehe- mals bei uns von den Raubrittern nicht als unehrenhaft oder gar schimpflich betrachtet, sondern als rechtmäßiger Erwerb für völlig erlaubt gehalten. Der Reisende, der sich willig ausplündern läßt, wird dabei sanft und menschlich behandelt und nur, wenn er Widerstand ausübt, getötet. Der Räuber steigt gar nicht vom Pferde; der Überfallene muß sich selbst entkleiden und alles her geben, was er hat. Das Wüstenleben begünstigt eine derartige

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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 33 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/37>, abgerufen am 21.11.2024.