Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite
Sioux.

Die Sioux sind ein Stamm der nordamerikanischen Prärie-
indianer. Als Indianer bezeichnet man die Ureinwohner Amerikas
mit Ausnahme der jenseits des nördlichen Polarkreises wohnenden
Eskimos. Sie bilden eine eigene Menschenrasse, die amerikanische,
nach ihrer Farbe fälschlich die rote genannt, und zeichnen sich
durch straffes, dunkles Haupthaar, dünnen Bart, vorstehende Backen-
knochen und große, schmale, meist gebogene Nase aus. Die dunklen
Augen sind in der Regel von europäischer Form und haben nur
bei einzelnen Stämmen eine schiefe Lidspalte. Rothäute hat man
die Indianer wegen ihrer Körperbemalung genannt; aber ihre Haut
ist nicht rot, sondern wechselt vom hellen bis zum dunkelsten
Braun; am dunkelsten sind die in Südamerika lebenden Völker-
stämme.

Infolge der beschränkten Anzahl von Nutzpflanzen und Nutz-
tieren und der ungünstigen Lage des Landes ist der Amerikaner
in der Kulturentwicklung gegen andere Menschenrassen zurück-
geblieben, zum mindesten gegen Europäer und Mongolen. Im all-
gemeinen stehen die Indianer Nordamerikas auf einer höheren Stufe
der Gesittung als diejenigen Südamerikas. Dort finden wir den
Zusammenschluß zu größeren Völkerschaften und eine Gleichförmig-
keit, die das Entwerfen eines Gesamtbildes erleichtert, hier neben
der Zersplitterung in viele kleine Horden bei aller Übereinstimmung
in den Rassenmerkmalen doch die größte körperliche und geistige
Verschiedenheit.

Nach Sprache und Kulturgemeinschaft kann man eine Anzahl
natürlicher Gruppen unterscheiden; aber die Völker, die eine Kultur-
gemeinschaft bilden, gehören oft ganz verschiedenen Sprachfamilien
an, und Stämme wiederum, die zu einer und derselben Sprachfamilie
gehören, stehen oft auf ganz verschiedenen kulturellen Stufen. Das

Sioux.

Die Sioux sind ein Stamm der nordamerikanischen Prärie-
indianer. Als Indianer bezeichnet man die Ureinwohner Amerikas
mit Ausnahme der jenseits des nördlichen Polarkreises wohnenden
Eskimos. Sie bilden eine eigene Menschenrasse, die amerikanische,
nach ihrer Farbe fälschlich die rote genannt, und zeichnen sich
durch straffes, dunkles Haupthaar, dünnen Bart, vorstehende Backen-
knochen und große, schmale, meist gebogene Nase aus. Die dunklen
Augen sind in der Regel von europäischer Form und haben nur
bei einzelnen Stämmen eine schiefe Lidspalte. Rothäute hat man
die Indianer wegen ihrer Körperbemalung genannt; aber ihre Haut
ist nicht rot, sondern wechselt vom hellen bis zum dunkelsten
Braun; am dunkelsten sind die in Südamerika lebenden Völker-
stämme.

Infolge der beschränkten Anzahl von Nutzpflanzen und Nutz-
tieren und der ungünstigen Lage des Landes ist der Amerikaner
in der Kulturentwicklung gegen andere Menschenrassen zurück-
geblieben, zum mindesten gegen Europäer und Mongolen. Im all-
gemeinen stehen die Indianer Nordamerikas auf einer höheren Stufe
der Gesittung als diejenigen Südamerikas. Dort finden wir den
Zusammenschluß zu größeren Völkerschaften und eine Gleichförmig-
keit, die das Entwerfen eines Gesamtbildes erleichtert, hier neben
der Zersplitterung in viele kleine Horden bei aller Übereinstimmung
in den Rassenmerkmalen doch die größte körperliche und geistige
Verschiedenheit.

Nach Sprache und Kulturgemeinschaft kann man eine Anzahl
natürlicher Gruppen unterscheiden; aber die Völker, die eine Kultur-
gemeinschaft bilden, gehören oft ganz verschiedenen Sprachfamilien
an, und Stämme wiederum, die zu einer und derselben Sprachfamilie
gehören, stehen oft auf ganz verschiedenen kulturellen Stufen. Das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0052" n="" corresp="http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN733267742/00000052"/>
      <div n="1">
        <head>Sioux.</head><lb/>
        <p>Die Sioux sind ein Stamm der nordamerikanischen Prärie-<lb/>
indianer. Als Indianer bezeichnet man die Ureinwohner <placeName>Amerika</placeName>s<lb/>
mit Ausnahme der <placeName>jenseits des nördlichen Polarkreises</placeName> wohnenden<lb/>
Eskimos. Sie bilden eine eigene Menschenrasse, die amerikanische,<lb/>
nach ihrer Farbe fälschlich die rote genannt, und zeichnen sich<lb/>
durch straffes, dunkles Haupthaar, dünnen Bart, vorstehende Backen-<lb/>
knochen und große, schmale, meist gebogene Nase aus. Die dunklen<lb/>
Augen sind in der Regel von europäischer Form und haben nur<lb/>
bei einzelnen Stämmen eine schiefe Lidspalte. Rothäute hat man<lb/>
die Indianer wegen ihrer Körperbemalung genannt; aber ihre Haut<lb/>
ist nicht rot, sondern wechselt vom hellen bis zum dunkelsten<lb/>
Braun; am dunkelsten sind die in <placeName>Südamerika</placeName> lebenden Völker-<lb/>
stämme.</p><lb/>
        <p>Infolge der beschränkten Anzahl von Nutzpflanzen und Nutz-<lb/>
tieren und der ungünstigen Lage des Landes ist der Amerikaner<lb/>
in der Kulturentwicklung gegen andere Menschenrassen zurück-<lb/>
geblieben, zum mindesten gegen Europäer und Mongolen. Im all-<lb/>
gemeinen stehen die Indianer <placeName>Nordamerika</placeName>s auf einer höheren Stufe<lb/>
der Gesittung als diejenigen <placeName>Südamerika</placeName>s. Dort finden wir den<lb/>
Zusammenschluß zu größeren Völkerschaften und eine Gleichförmig-<lb/>
keit, die das Entwerfen eines Gesamtbildes erleichtert, hier neben<lb/>
der Zersplitterung in viele kleine Horden bei aller Übereinstimmung<lb/>
in den Rassenmerkmalen doch die größte körperliche und geistige<lb/>
Verschiedenheit.</p><lb/>
        <p>Nach Sprache und Kulturgemeinschaft kann man eine Anzahl<lb/>
natürlicher Gruppen unterscheiden; aber die Völker, die eine Kultur-<lb/>
gemeinschaft bilden, gehören oft ganz verschiedenen Sprachfamilien<lb/>
an, und Stämme wiederum, die zu einer und derselben Sprachfamilie<lb/>
gehören, stehen oft auf ganz verschiedenen kulturellen Stufen. Das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[/0052] Sioux. Die Sioux sind ein Stamm der nordamerikanischen Prärie- indianer. Als Indianer bezeichnet man die Ureinwohner Amerikas mit Ausnahme der jenseits des nördlichen Polarkreises wohnenden Eskimos. Sie bilden eine eigene Menschenrasse, die amerikanische, nach ihrer Farbe fälschlich die rote genannt, und zeichnen sich durch straffes, dunkles Haupthaar, dünnen Bart, vorstehende Backen- knochen und große, schmale, meist gebogene Nase aus. Die dunklen Augen sind in der Regel von europäischer Form und haben nur bei einzelnen Stämmen eine schiefe Lidspalte. Rothäute hat man die Indianer wegen ihrer Körperbemalung genannt; aber ihre Haut ist nicht rot, sondern wechselt vom hellen bis zum dunkelsten Braun; am dunkelsten sind die in Südamerika lebenden Völker- stämme. Infolge der beschränkten Anzahl von Nutzpflanzen und Nutz- tieren und der ungünstigen Lage des Landes ist der Amerikaner in der Kulturentwicklung gegen andere Menschenrassen zurück- geblieben, zum mindesten gegen Europäer und Mongolen. Im all- gemeinen stehen die Indianer Nordamerikas auf einer höheren Stufe der Gesittung als diejenigen Südamerikas. Dort finden wir den Zusammenschluß zu größeren Völkerschaften und eine Gleichförmig- keit, die das Entwerfen eines Gesamtbildes erleichtert, hier neben der Zersplitterung in viele kleine Horden bei aller Übereinstimmung in den Rassenmerkmalen doch die größte körperliche und geistige Verschiedenheit. Nach Sprache und Kulturgemeinschaft kann man eine Anzahl natürlicher Gruppen unterscheiden; aber die Völker, die eine Kultur- gemeinschaft bilden, gehören oft ganz verschiedenen Sprachfamilien an, und Stämme wiederum, die zu einer und derselben Sprachfamilie gehören, stehen oft auf ganz verschiedenen kulturellen Stufen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-07-21T13:10:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Maret Keller, Christian Wachter, Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-07-21T13:10:17Z)
CLARIN-D: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/52
Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/52>, abgerufen am 22.11.2024.