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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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namentlich vor ihrer Berührung mit den Europäern, Darin aber
sind alle einig, daß den Hottentotten persönlicher Mut nicht ab-
zusprechen ist, daß sie gastfreundlich sind und stets bereit, den
Bedrückten und Hilfsbedürftigen beizustehen. Freilich sind sie sehr
faul und träge, sehen in geregelter Tätigkeit eine Last und ver-
stehen sich zur Arbeit eigentlich nur, wenn die Not sie dazu treibt.
Wie andere afrikanische Naturvölker haben sie ein sanguinisches
Temperament, denken nicht an die Zukunft, sind leichtsinnig, meist
heiterer Laune und lieben Geselligkeit, Tanz und Schmauserei. Um
eine Zeitrechnung machen sie sich geringe Sorge, und einen um
mehrere Jahre zurückliegenden Zeitpunkt bestimmen sie schätzungs-
weise nach anderen ihnen wichtig erscheinenden Ereignissen. In
einer Hinsicht aber können sie selbst dem gebildeten Europäer als
Muster dienen, in der Achtung vor den natürlichen Autoritäten.
Eltern und Großeltern wird die größte Ehrfurcht entgegengebracht,
und selbst der heidnische Hottentotte hält das vierte Gebot hoch.
In der Familie herrscht ein ausgeprägter Sinn für Rangordnung.
Jüngere Geschwister sind gegen ältere ehrerbietig und bescheiden,
und es ist durchaus gegen die gute Sitte, sie, besonders aber den
Erstgeborenen, mit Vornamen anzureden. Die Frau ist die Herrin
des Hauses und wird von allen Familiengliedern als solche respektiert,
selbst vom Manne, der beispielsweise von den Vorräten des Hauses
nichts nimmt, ohne die Frau darum zu bitten.

Die Ehe wird durch Ankauf eines Mädchens geschlossen und
zwar auf Veranlassung der Eltern und meist schon in sehr früher
Jugend der Braut. Der gute Ton erfordert, daß man von Seiten
der letzteren den Antrag zunächst ablehnt und sich erst nach langem
Hin- und Herreden erweichen läßt. Heiraten unter nahen Ver-
wandten, selbst unter Geschwisterkindern, sind nicht gestattet. Am
Hochzeitstage bringen die jungen Eheleute und zwar jeder der beiden
Teile für sich der Schwiegermutter als Geschenk eine Kuh, die
sogenannte Abakuh, zum Danke dafür, daß sie einst die Geliebte,
beziehungsweise den Geliebten, im Abafell getragen hat. Für das
Wohlergehen eines Stammes ist die Geburt eines Knaben nach
Ansicht der Hottentotten wertvoller als die eines Mädchens, weil
die Männer in erster Linie berufen sind, die Viehherden, deren Kopf-
zahl der einzige Maßstab für Macht und Ansehen eines Volkes ist,
zu verteidigen und für ihre Vermehrung Sorge zu tragen. Darum
schlachtet der wohlhabende Hottentotte bei Geburt eines Knaben

namentlich vor ihrer Berührung mit den Europäern, Darin aber
sind alle einig, daß den Hottentotten persönlicher Mut nicht ab-
zusprechen ist, daß sie gastfreundlich sind und stets bereit, den
Bedrückten und Hilfsbedürftigen beizustehen. Freilich sind sie sehr
faul und träge, sehen in geregelter Tätigkeit eine Last und ver-
stehen sich zur Arbeit eigentlich nur, wenn die Not sie dazu treibt.
Wie andere afrikanische Naturvölker haben sie ein sanguinisches
Temperament, denken nicht an die Zukunft, sind leichtsinnig, meist
heiterer Laune und lieben Geselligkeit, Tanz und Schmauserei. Um
eine Zeitrechnung machen sie sich geringe Sorge, und einen um
mehrere Jahre zurückliegenden Zeitpunkt bestimmen sie schätzungs-
weise nach anderen ihnen wichtig erscheinenden Ereignissen. In
einer Hinsicht aber können sie selbst dem gebildeten Europäer als
Muster dienen, in der Achtung vor den natürlichen Autoritäten.
Eltern und Großeltern wird die größte Ehrfurcht entgegengebracht,
und selbst der heidnische Hottentotte hält das vierte Gebot hoch.
In der Familie herrscht ein ausgeprägter Sinn für Rangordnung.
Jüngere Geschwister sind gegen ältere ehrerbietig und bescheiden,
und es ist durchaus gegen die gute Sitte, sie, besonders aber den
Erstgeborenen, mit Vornamen anzureden. Die Frau ist die Herrin
des Hauses und wird von allen Familiengliedern als solche respektiert,
selbst vom Manne, der beispielsweise von den Vorräten des Hauses
nichts nimmt, ohne die Frau darum zu bitten.

Die Ehe wird durch Ankauf eines Mädchens geschlossen und
zwar auf Veranlassung der Eltern und meist schon in sehr früher
Jugend der Braut. Der gute Ton erfordert, daß man von Seiten
der letzteren den Antrag zunächst ablehnt und sich erst nach langem
Hin- und Herreden erweichen läßt. Heiraten unter nahen Ver-
wandten, selbst unter Geschwisterkindern, sind nicht gestattet. Am
Hochzeitstage bringen die jungen Eheleute und zwar jeder der beiden
Teile für sich der Schwiegermutter als Geschenk eine Kuh, die
sogenannte Abakuh, zum Danke dafür, daß sie einst die Geliebte,
beziehungsweise den Geliebten, im Abafell getragen hat. Für das
Wohlergehen eines Stammes ist die Geburt eines Knaben nach
Ansicht der Hottentotten wertvoller als die eines Mädchens, weil
die Männer in erster Linie berufen sind, die Viehherden, deren Kopf-
zahl der einzige Maßstab für Macht und Ansehen eines Volkes ist,
zu verteidigen und für ihre Vermehrung Sorge zu tragen. Darum
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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 68 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/72>, abgerufen am 27.11.2024.