Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Arbeit des Gespanns.
sie in voller Kraft, um die ihnen zukommenden Arbeiten auch den Winter hindurch
zu verrichten.

In Wirthschaften, wo man so viel Heu auf die Ochsen nicht verwenden kann,
wird solches durch Körner, am besten geschrootene, ersetzt. Ein Scheffel Hafer
kommt einem Centner guten Heues in der Futterung gleich, oder 1 Pfund Hafer ist
gleich 2 Pfund Heu. Giebt man ihnen also 3 Pfund Hafer täglich, so können sie
6 Pfund Heu weniger erhalten, und dabei in gleicher, vielleicht größerer Kraft bleiben.

Die vortheilhafteste Futterung im Winter ist aber ohne Zweifel die mit Kartof-
feln oder anderm nahrhaften Wurzelwerke. Bekömmt ein Ochse täglich 2 Metzen
Kartoffeln neben 12 Pfund Heu, so hält er sich dabei, vieler Erfahrung nach, bei
vollen Kräften.

§. 175.

Im Sommer werden die Ochsen entweder auf der Weide gehalten, und man
rechnet dann 11/2 gewöhnliche Landkuhweiden auf einen Ochsen. Schlägt man eine
Kuhweide zu 4 Scheffel Rocken oder 36 # an, so kostet eine Ochsenweide 54 #.

Oder man futtert die Ochsen auf dem Stalle mit grünem Klee, Wicken oder
anderm Futterkraute. Es erfordert ein stark arbeitender Ochse dann täglich im Durch-
schnitt 11/2 Quadratruthen rothen Klee, zu zwei Schnitten berechnet, folglich 11/4 Mor-
gen. Wenn man einen Morgen Klee zu 36 # anschlägt, so würde dieses jährlich
auf 45 # zu berechnen seyn. Was einige, auf einen vermuthlich fehlerhaften Ver-
such
sich stützend, gegen die Sommerstallfutterung der Ochsen mit grünem Klee ein-
gewandt haben, verdient keine Widerlegung, da unzählige Beispiele es erwiesen
haben, daß die Ochsen dabei in vollkommener Kraft und zur Arbeit geschickter bleiben,
als beim Weidegang, wenn anders diese Futterung gehörig eingerichtet ist.

§. 176.

Es werden also die Kosten eines Ochsen nach der verschiedenen Futterungsart
folgendermaßen zu berechnen seyn:

a) 40 Centner Heu a 3 # ........ = 120 #.
Sommerweide ............ = 54 -
macht 174 #.

Arbeit des Geſpanns.
ſie in voller Kraft, um die ihnen zukommenden Arbeiten auch den Winter hindurch
zu verrichten.

In Wirthſchaften, wo man ſo viel Heu auf die Ochſen nicht verwenden kann,
wird ſolches durch Koͤrner, am beſten geſchrootene, erſetzt. Ein Scheffel Hafer
kommt einem Centner guten Heues in der Futterung gleich, oder 1 Pfund Hafer iſt
gleich 2 Pfund Heu. Giebt man ihnen alſo 3 Pfund Hafer taͤglich, ſo koͤnnen ſie
6 Pfund Heu weniger erhalten, und dabei in gleicher, vielleicht groͤßerer Kraft bleiben.

Die vortheilhafteſte Futterung im Winter iſt aber ohne Zweifel die mit Kartof-
feln oder anderm nahrhaften Wurzelwerke. Bekoͤmmt ein Ochſe taͤglich 2 Metzen
Kartoffeln neben 12 Pfund Heu, ſo haͤlt er ſich dabei, vieler Erfahrung nach, bei
vollen Kraͤften.

§. 175.

Im Sommer werden die Ochſen entweder auf der Weide gehalten, und man
rechnet dann 1½ gewoͤhnliche Landkuhweiden auf einen Ochſen. Schlaͤgt man eine
Kuhweide zu 4 Scheffel Rocken oder 36 # an, ſo koſtet eine Ochſenweide 54 #.

Oder man futtert die Ochſen auf dem Stalle mit gruͤnem Klee, Wicken oder
anderm Futterkraute. Es erfordert ein ſtark arbeitender Ochſe dann taͤglich im Durch-
ſchnitt 1½ Quadratruthen rothen Klee, zu zwei Schnitten berechnet, folglich 1¼ Mor-
gen. Wenn man einen Morgen Klee zu 36 # anſchlaͤgt, ſo wuͤrde dieſes jaͤhrlich
auf 45 # zu berechnen ſeyn. Was einige, auf einen vermuthlich fehlerhaften Ver-
ſuch
ſich ſtuͤtzend, gegen die Sommerſtallfutterung der Ochſen mit gruͤnem Klee ein-
gewandt haben, verdient keine Widerlegung, da unzaͤhlige Beiſpiele es erwieſen
haben, daß die Ochſen dabei in vollkommener Kraft und zur Arbeit geſchickter bleiben,
als beim Weidegang, wenn anders dieſe Futterung gehoͤrig eingerichtet iſt.

§. 176.

Es werden alſo die Koſten eines Ochſen nach der verſchiedenen Futterungsart
folgendermaßen zu berechnen ſeyn:

a) 40 Centner Heu à 3 # ........ = 120 #.
Sommerweide ............ = 54 -
macht 174 #.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0155" n="125"/><fw place="top" type="header">Arbeit des Ge&#x017F;panns.</fw><lb/>
&#x017F;ie in voller Kraft, um die ihnen zukommenden Arbeiten auch den Winter hindurch<lb/>
zu verrichten.</p><lb/>
              <p>In Wirth&#x017F;chaften, wo man &#x017F;o viel Heu auf die Och&#x017F;en nicht verwenden kann,<lb/>
wird &#x017F;olches durch Ko&#x0364;rner, am be&#x017F;ten ge&#x017F;chrootene, er&#x017F;etzt. Ein Scheffel Hafer<lb/>
kommt einem Centner guten Heues in der Futterung gleich, oder 1 Pfund Hafer i&#x017F;t<lb/>
gleich 2 Pfund Heu. Giebt man ihnen al&#x017F;o 3 Pfund Hafer ta&#x0364;glich, &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie<lb/>
6 Pfund Heu weniger erhalten, und dabei in gleicher, vielleicht gro&#x0364;ßerer Kraft bleiben.</p><lb/>
              <p>Die vortheilhafte&#x017F;te Futterung im Winter i&#x017F;t aber ohne Zweifel die mit Kartof-<lb/>
feln oder anderm nahrhaften Wurzelwerke. Beko&#x0364;mmt ein Och&#x017F;e ta&#x0364;glich 2 Metzen<lb/>
Kartoffeln neben 12 Pfund Heu, &#x017F;o ha&#x0364;lt er &#x017F;ich dabei, vieler Erfahrung nach, bei<lb/>
vollen Kra&#x0364;ften.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 175.</head><lb/>
              <p>Im Sommer werden die Och&#x017F;en entweder auf der Weide gehalten, und man<lb/>
rechnet dann 1½ gewo&#x0364;hnliche Landkuhweiden auf einen Och&#x017F;en. Schla&#x0364;gt man eine<lb/>
Kuhweide zu 4 Scheffel Rocken oder 36 # an, &#x017F;o ko&#x017F;tet eine Och&#x017F;enweide 54 #.</p><lb/>
              <p>Oder man futtert die Och&#x017F;en auf dem Stalle mit gru&#x0364;nem Klee, Wicken oder<lb/>
anderm Futterkraute. Es erfordert ein &#x017F;tark arbeitender Och&#x017F;e dann ta&#x0364;glich im Durch-<lb/>
&#x017F;chnitt 1½ Quadratruthen rothen Klee, zu zwei Schnitten berechnet, folglich 1¼ Mor-<lb/>
gen. Wenn man einen Morgen Klee zu 36 # an&#x017F;chla&#x0364;gt, &#x017F;o wu&#x0364;rde die&#x017F;es ja&#x0364;hrlich<lb/>
auf 45 # zu berechnen &#x017F;eyn. Was einige, auf einen vermuthlich fehlerhaften <choice><sic>Ver-<lb/>
fuch</sic><corr>Ver-<lb/>
&#x017F;uch</corr></choice> &#x017F;ich &#x017F;tu&#x0364;tzend, gegen die Sommer&#x017F;tallfutterung der Och&#x017F;en mit gru&#x0364;nem Klee ein-<lb/>
gewandt haben, verdient keine Widerlegung, da unza&#x0364;hlige Bei&#x017F;piele es erwie&#x017F;en<lb/>
haben, daß die Och&#x017F;en dabei in vollkommener Kraft und zur Arbeit ge&#x017F;chickter bleiben,<lb/>
als beim Weidegang, wenn anders die&#x017F;e Futterung geho&#x0364;rig eingerichtet i&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 176.</head><lb/>
              <p>Es werden al&#x017F;o die Ko&#x017F;ten eines Och&#x017F;en nach der ver&#x017F;chiedenen Futterungsart<lb/>
folgendermaßen zu berechnen &#x017F;eyn:</p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">a</hi>) 40 Centner Heu <hi rendition="#aq">à</hi> 3 # ........ = 120 #.</item><lb/>
                <item>Sommerweide ...........<hi rendition="#u">. = 54 -</hi></item><lb/>
                <item> <hi rendition="#et">macht 174 #.</hi> </item>
              </list><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0155] Arbeit des Geſpanns. ſie in voller Kraft, um die ihnen zukommenden Arbeiten auch den Winter hindurch zu verrichten. In Wirthſchaften, wo man ſo viel Heu auf die Ochſen nicht verwenden kann, wird ſolches durch Koͤrner, am beſten geſchrootene, erſetzt. Ein Scheffel Hafer kommt einem Centner guten Heues in der Futterung gleich, oder 1 Pfund Hafer iſt gleich 2 Pfund Heu. Giebt man ihnen alſo 3 Pfund Hafer taͤglich, ſo koͤnnen ſie 6 Pfund Heu weniger erhalten, und dabei in gleicher, vielleicht groͤßerer Kraft bleiben. Die vortheilhafteſte Futterung im Winter iſt aber ohne Zweifel die mit Kartof- feln oder anderm nahrhaften Wurzelwerke. Bekoͤmmt ein Ochſe taͤglich 2 Metzen Kartoffeln neben 12 Pfund Heu, ſo haͤlt er ſich dabei, vieler Erfahrung nach, bei vollen Kraͤften. §. 175. Im Sommer werden die Ochſen entweder auf der Weide gehalten, und man rechnet dann 1½ gewoͤhnliche Landkuhweiden auf einen Ochſen. Schlaͤgt man eine Kuhweide zu 4 Scheffel Rocken oder 36 # an, ſo koſtet eine Ochſenweide 54 #. Oder man futtert die Ochſen auf dem Stalle mit gruͤnem Klee, Wicken oder anderm Futterkraute. Es erfordert ein ſtark arbeitender Ochſe dann taͤglich im Durch- ſchnitt 1½ Quadratruthen rothen Klee, zu zwei Schnitten berechnet, folglich 1¼ Mor- gen. Wenn man einen Morgen Klee zu 36 # anſchlaͤgt, ſo wuͤrde dieſes jaͤhrlich auf 45 # zu berechnen ſeyn. Was einige, auf einen vermuthlich fehlerhaften Ver- ſuch ſich ſtuͤtzend, gegen die Sommerſtallfutterung der Ochſen mit gruͤnem Klee ein- gewandt haben, verdient keine Widerlegung, da unzaͤhlige Beiſpiele es erwieſen haben, daß die Ochſen dabei in vollkommener Kraft und zur Arbeit geſchickter bleiben, als beim Weidegang, wenn anders dieſe Futterung gehoͤrig eingerichtet iſt. §. 176. Es werden alſo die Koſten eines Ochſen nach der verſchiedenen Futterungsart folgendermaßen zu berechnen ſeyn: a) 40 Centner Heu à 3 # ........ = 120 #. Sommerweide ............ = 54 - macht 174 #.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/155
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/155>, abgerufen am 21.11.2024.