Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Verhältniß der Düngung, nöthiget werden können. Auch diese Methode schien auf einigen Bodenarten, woder heraufgebrachte Untergrund aus einer glücklichen Erdmischung bestand, und zer- setzbare Verbindungen von Kohlen- und Wasserstoff enthielt, der Erwartung zu ent- sprechen; vereitelte sie aber bald, indem besonders dieser Untergrund den Pflanzen nach einigen Ernten ohne Düngung alle Nahrung versagte. Wenn nur wenige in diese Extreme verfallen sind, so findet man dagegen desto häu- Daß es Bodenarten gebe, die von Natur so reich, und seitdem sie in Kultur Verhaͤltniß der Duͤngung, noͤthiget werden koͤnnen. Auch dieſe Methode ſchien auf einigen Bodenarten, woder heraufgebrachte Untergrund aus einer gluͤcklichen Erdmiſchung beſtand, und zer- ſetzbare Verbindungen von Kohlen- und Waſſerſtoff enthielt, der Erwartung zu ent- ſprechen; vereitelte ſie aber bald, indem beſonders dieſer Untergrund den Pflanzen nach einigen Ernten ohne Duͤngung alle Nahrung verſagte. Wenn nur wenige in dieſe Extreme verfallen ſind, ſo findet man dagegen deſto haͤu- Daß es Bodenarten gebe, die von Natur ſo reich, und ſeitdem ſie in Kultur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0278" n="234"/><fw place="top" type="header">Verhaͤltniß der Duͤngung,</fw><lb/> noͤthiget werden koͤnnen. Auch dieſe Methode ſchien auf einigen Bodenarten, wo<lb/> der heraufgebrachte Untergrund aus einer gluͤcklichen Erdmiſchung beſtand, und zer-<lb/> ſetzbare Verbindungen von Kohlen- und Waſſerſtoff enthielt, der Erwartung zu ent-<lb/> ſprechen; vereitelte ſie aber bald, indem beſonders dieſer Untergrund den Pflanzen<lb/> nach einigen Ernten ohne Duͤngung alle Nahrung verſagte.</p><lb/> <p>Wenn nur wenige in dieſe Extreme verfallen ſind, ſo findet man dagegen deſto haͤu-<lb/> figer, daß ſich die Ackerbauer entweder auf die eine oder die andere jener beiden Kraͤfte<lb/> verlaſſen, je nachdem ſie die eine oder die andere mehr in ihrer Gewalt haben und an-<lb/> wenden koͤnnen. In der Naͤhe von Staͤdten, wo Duͤnger wohlfeil zu erhalten iſt,<lb/> oder in Gegenden, wo viele Weideauen und Wieſengruͤnde eine ſtarke Viehhaltung<lb/> beguͤnſtigen, wird der Acker wenig bearbeitet, weder Brache gehalten noch Gewaͤchſe<lb/> gebauet, die ihre Stelle erſetzen; ſondern alljaͤhrig Getreide, oft derſelben Art, ein-<lb/> geſaͤet. Wo man hingegen wegen des Mangels der Futterung wenig Duͤnger macht,<lb/> wird der Acker durch fleißige Bearbeitung, beſonders der Brache, und auch durch die<lb/> hinzukommende Ruhe oder natuͤrlichen Graswuchs tragbar gemacht. Selbſt die nahe<lb/> verwandten Wirthſchaftsſyſteme des <hi rendition="#g">Hollſteiners</hi> und des <hi rendition="#g">Mecklenburgers</hi><lb/> unterſchieden ſich dadurch, daß jener ſtark duͤngte, um dieſes thun zu koͤnnen, einen<lb/> groͤßern Theil ſeines Ackers zur Nahrung des Viehes gebrauchte, ihn zum Fruchtbau<lb/> aber wenig bearbeitete; wogegen der Mecklenburger, dem ſein Feldſyſtem nur eine<lb/> ſchwaͤchere Duͤngung erlaubte, dieſes durch die oͤftere und ſorgfaͤltige, das ganze<lb/> Jahr hindurch fortgeſetzte Bearbeitung ſeiner Brache erſetzte. Ungeachtet ein ſolcher<lb/> Erſatz bis auf einen gewiſſen Punkt moͤglich iſt; ſo kann er doch nie vollſtaͤndig ſeyn,<lb/> und es hat keinen Zweifel, daß das <hi rendition="#g">Hoͤchſte</hi> nur da erreicht werden koͤnne, wo<lb/> Boden, Arbeit, Duͤngung und die ausgewaͤhlte Frucht im gerechten und im moͤglich<lb/> beſten Verhaͤltniſſe gegen einander ſtehen.</p><lb/> <p>Daß es Bodenarten gebe, die von Natur ſo reich, und ſeitdem ſie in Kultur<lb/> genommen, ſo wenig erſchoͤpft ſind, daß ſie lange keiner Duͤngerauffuͤhrung beduͤrfen,<lb/> iſt zwar richtig; allein dies gehoͤrt zu den ſeltenen Ausnahmen, auf welche nicht im<lb/> Allgemeinen, ſondern nur beſonders Ruͤckſicht genommen werden kann, wie an ſei-<lb/> nem Orte geſchehen wird. Oftmals wird aber auch ſolchen Aeckern dieſe Unerſchoͤpf-<lb/> lichkeit zugeſchrieben, welche ihre Kraft durch das laͤngere Niederlegen zum Graſe und<lb/> durch ſtarken Beſatz mit Vieh wieder erhalten.</p> </div><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0278]
Verhaͤltniß der Duͤngung,
noͤthiget werden koͤnnen. Auch dieſe Methode ſchien auf einigen Bodenarten, wo
der heraufgebrachte Untergrund aus einer gluͤcklichen Erdmiſchung beſtand, und zer-
ſetzbare Verbindungen von Kohlen- und Waſſerſtoff enthielt, der Erwartung zu ent-
ſprechen; vereitelte ſie aber bald, indem beſonders dieſer Untergrund den Pflanzen
nach einigen Ernten ohne Duͤngung alle Nahrung verſagte.
Wenn nur wenige in dieſe Extreme verfallen ſind, ſo findet man dagegen deſto haͤu-
figer, daß ſich die Ackerbauer entweder auf die eine oder die andere jener beiden Kraͤfte
verlaſſen, je nachdem ſie die eine oder die andere mehr in ihrer Gewalt haben und an-
wenden koͤnnen. In der Naͤhe von Staͤdten, wo Duͤnger wohlfeil zu erhalten iſt,
oder in Gegenden, wo viele Weideauen und Wieſengruͤnde eine ſtarke Viehhaltung
beguͤnſtigen, wird der Acker wenig bearbeitet, weder Brache gehalten noch Gewaͤchſe
gebauet, die ihre Stelle erſetzen; ſondern alljaͤhrig Getreide, oft derſelben Art, ein-
geſaͤet. Wo man hingegen wegen des Mangels der Futterung wenig Duͤnger macht,
wird der Acker durch fleißige Bearbeitung, beſonders der Brache, und auch durch die
hinzukommende Ruhe oder natuͤrlichen Graswuchs tragbar gemacht. Selbſt die nahe
verwandten Wirthſchaftsſyſteme des Hollſteiners und des Mecklenburgers
unterſchieden ſich dadurch, daß jener ſtark duͤngte, um dieſes thun zu koͤnnen, einen
groͤßern Theil ſeines Ackers zur Nahrung des Viehes gebrauchte, ihn zum Fruchtbau
aber wenig bearbeitete; wogegen der Mecklenburger, dem ſein Feldſyſtem nur eine
ſchwaͤchere Duͤngung erlaubte, dieſes durch die oͤftere und ſorgfaͤltige, das ganze
Jahr hindurch fortgeſetzte Bearbeitung ſeiner Brache erſetzte. Ungeachtet ein ſolcher
Erſatz bis auf einen gewiſſen Punkt moͤglich iſt; ſo kann er doch nie vollſtaͤndig ſeyn,
und es hat keinen Zweifel, daß das Hoͤchſte nur da erreicht werden koͤnne, wo
Boden, Arbeit, Duͤngung und die ausgewaͤhlte Frucht im gerechten und im moͤglich
beſten Verhaͤltniſſe gegen einander ſtehen.
Daß es Bodenarten gebe, die von Natur ſo reich, und ſeitdem ſie in Kultur
genommen, ſo wenig erſchoͤpft ſind, daß ſie lange keiner Duͤngerauffuͤhrung beduͤrfen,
iſt zwar richtig; allein dies gehoͤrt zu den ſeltenen Ausnahmen, auf welche nicht im
Allgemeinen, ſondern nur beſonders Ruͤckſicht genommen werden kann, wie an ſei-
nem Orte geſchehen wird. Oftmals wird aber auch ſolchen Aeckern dieſe Unerſchoͤpf-
lichkeit zugeſchrieben, welche ihre Kraft durch das laͤngere Niederlegen zum Graſe und
durch ſtarken Beſatz mit Vieh wieder erhalten.
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