Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Verhältniß der Düngung,
dieses Mistes von der Art ist, die der Städter gern bald los zu werden sucht, und
er folglich auf der Stelle nach gemachten Kontrakten äußerst geringe bezahlt wird.
Aber auch diese Preise sind in Betracht des wahren Düngerwerths immer sehr ge-
ringe. Dieser wahre Werth läßt sich nur dadurch ausmitteln, daß man einen
Vergleich zieht, was ein Morgen Landes, der vorher nur eine nothdürftige und
seltene Düngung erhielt, bei einer reichlichen und wiederholten an reinem Ertrage
mehr gebe oder geben könne. Im dritten Bande meiner englischen Landwirth-
schaft, Seite 461 u. f. habe ich eine solche Berechnung nach den mir von Bauern
angegebenen Datis gemacht, und das Resultat war, daß das Fuder Dünger
6 Rthlr. 9 Gr. werth sey. Um die Sache genauer auszumitteln, berechne man
den Ertrag der im §. 212. angegebenen einfachen Dreifelderwirthschaft, und setze
dagegen, daß diese Wirthschaft sich Mist genug verschaffen könne, um alle drei
Jahre mit sechs Fudern zu düngen, und nun -- um von der Dreifelderwirth-
schaft wenig abzuweichen -- folgendes baue:

1) Brache gedüngt;
2) Raps oder Rübsaat;
3) Weizen;
4) Erbsen gedüngt;
5) Rocken;
6) Gerste;
7) Kartoffeln gedüngt;
8) Gerste;
9) Rocken;

und berechne nun nach dem Verhältniß der im Acker befindlichen Kraft den Ertrag
dieser Gewächse, nach Abzug der höhern Kosten ihres Anbaues, und es wird sich
der Werth dieses Düngers auf eine auffallende Art ergeben.

Der wahre Werth des Düngers wird aber um so größer, wenn man er-
wägt, wie er sich progressiv durch sich selbst vermehrt, indem mehrerer Dünger,
richtig angewandt, immer mehreres Material zu neuem Dünger neben den eigent-
lichen Früchten erzeugt, und daß man dann zu der Möglichkeit, solche Früchte zu
bauen, die den höchsten Geldertrag geben, nachhaltig gelange. In gleicher Pro-
gression sinkt der Düngerstand, wenn einmal Mangel an Dünger eingetreten ist,

Verhaͤltniß der Duͤngung,
dieſes Miſtes von der Art iſt, die der Staͤdter gern bald los zu werden ſucht, und
er folglich auf der Stelle nach gemachten Kontrakten aͤußerſt geringe bezahlt wird.
Aber auch dieſe Preiſe ſind in Betracht des wahren Duͤngerwerths immer ſehr ge-
ringe. Dieſer wahre Werth laͤßt ſich nur dadurch ausmitteln, daß man einen
Vergleich zieht, was ein Morgen Landes, der vorher nur eine nothduͤrftige und
ſeltene Duͤngung erhielt, bei einer reichlichen und wiederholten an reinem Ertrage
mehr gebe oder geben koͤnne. Im dritten Bande meiner engliſchen Landwirth-
ſchaft, Seite 461 u. f. habe ich eine ſolche Berechnung nach den mir von Bauern
angegebenen Datis gemacht, und das Reſultat war, daß das Fuder Duͤnger
6 Rthlr. 9 Gr. werth ſey. Um die Sache genauer auszumitteln, berechne man
den Ertrag der im §. 212. angegebenen einfachen Dreifelderwirthſchaft, und ſetze
dagegen, daß dieſe Wirthſchaft ſich Miſt genug verſchaffen koͤnne, um alle drei
Jahre mit ſechs Fudern zu duͤngen, und nun — um von der Dreifelderwirth-
ſchaft wenig abzuweichen — folgendes baue:

1) Brache geduͤngt;
2) Raps oder Ruͤbſaat;
3) Weizen;
4) Erbſen geduͤngt;
5) Rocken;
6) Gerſte;
7) Kartoffeln geduͤngt;
8) Gerſte;
9) Rocken;

und berechne nun nach dem Verhaͤltniß der im Acker befindlichen Kraft den Ertrag
dieſer Gewaͤchſe, nach Abzug der hoͤhern Koſten ihres Anbaues, und es wird ſich
der Werth dieſes Duͤngers auf eine auffallende Art ergeben.

Der wahre Werth des Duͤngers wird aber um ſo groͤßer, wenn man er-
waͤgt, wie er ſich progreſſiv durch ſich ſelbſt vermehrt, indem mehrerer Duͤnger,
richtig angewandt, immer mehreres Material zu neuem Duͤnger neben den eigent-
lichen Fruͤchten erzeugt, und daß man dann zu der Moͤglichkeit, ſolche Fruͤchte zu
bauen, die den hoͤchſten Geldertrag geben, nachhaltig gelange. In gleicher Pro-
greſſion ſinkt der Duͤngerſtand, wenn einmal Mangel an Duͤnger eingetreten iſt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0294" n="250"/><fw place="top" type="header">Verha&#x0364;ltniß der Du&#x0364;ngung,</fw><lb/>
die&#x017F;es Mi&#x017F;tes von der Art i&#x017F;t, die der Sta&#x0364;dter gern bald los zu werden &#x017F;ucht, und<lb/>
er folglich auf der Stelle nach gemachten Kontrakten a&#x0364;ußer&#x017F;t geringe bezahlt wird.<lb/>
Aber auch die&#x017F;e Prei&#x017F;e &#x017F;ind in Betracht des wahren Du&#x0364;ngerwerths immer &#x017F;ehr ge-<lb/>
ringe. Die&#x017F;er wahre Werth la&#x0364;ßt &#x017F;ich nur dadurch ausmitteln, daß man einen<lb/>
Vergleich zieht, was ein Morgen Landes, der vorher nur eine nothdu&#x0364;rftige und<lb/>
&#x017F;eltene Du&#x0364;ngung erhielt, bei einer reichlichen und wiederholten an reinem Ertrage<lb/><hi rendition="#g">mehr</hi> gebe oder geben ko&#x0364;nne. Im dritten Bande meiner engli&#x017F;chen Landwirth-<lb/>
&#x017F;chaft, Seite 461 u. f. habe ich eine &#x017F;olche Berechnung nach den mir von Bauern<lb/>
angegebenen Datis gemacht, und das Re&#x017F;ultat war, daß das Fuder Du&#x0364;nger<lb/>
6 Rthlr. 9 Gr. werth &#x017F;ey. Um die Sache genauer auszumitteln, berechne man<lb/>
den Ertrag der im §. 212. angegebenen einfachen Dreifelderwirth&#x017F;chaft, und &#x017F;etze<lb/>
dagegen, daß die&#x017F;e Wirth&#x017F;chaft &#x017F;ich Mi&#x017F;t genug ver&#x017F;chaffen ko&#x0364;nne, um alle drei<lb/>
Jahre mit &#x017F;echs Fudern zu du&#x0364;ngen, und nun &#x2014; um von der Dreifelderwirth-<lb/>
&#x017F;chaft wenig abzuweichen &#x2014; folgendes baue:</p><lb/>
            <list>
              <item>1) Brache gedu&#x0364;ngt;</item><lb/>
              <item>2) Raps oder Ru&#x0364;b&#x017F;aat;</item><lb/>
              <item>3) Weizen;</item><lb/>
              <item>4) Erb&#x017F;en gedu&#x0364;ngt;</item><lb/>
              <item>5) Rocken;</item><lb/>
              <item>6) Ger&#x017F;te;</item><lb/>
              <item>7) Kartoffeln gedu&#x0364;ngt;</item><lb/>
              <item>8) Ger&#x017F;te;</item><lb/>
              <item>9) Rocken;</item>
            </list><lb/>
            <p>und berechne nun nach dem Verha&#x0364;ltniß der im Acker befindlichen Kraft den Ertrag<lb/>
die&#x017F;er Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, nach Abzug der ho&#x0364;hern Ko&#x017F;ten ihres Anbaues, und es wird &#x017F;ich<lb/>
der Werth die&#x017F;es Du&#x0364;ngers auf eine auffallende Art ergeben.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#g">wahre</hi> Werth des Du&#x0364;ngers wird aber um &#x017F;o gro&#x0364;ßer, wenn man er-<lb/>
wa&#x0364;gt, wie er &#x017F;ich progre&#x017F;&#x017F;iv durch &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t vermehrt, indem mehrerer Du&#x0364;nger,<lb/>
richtig angewandt, immer mehreres Material zu neuem Du&#x0364;nger neben den eigent-<lb/>
lichen Fru&#x0364;chten erzeugt, und daß man dann zu der Mo&#x0364;glichkeit, &#x017F;olche Fru&#x0364;chte zu<lb/>
bauen, die den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Geldertrag geben, nachhaltig gelange. In gleicher Pro-<lb/>
gre&#x017F;&#x017F;ion &#x017F;inkt der Du&#x0364;nger&#x017F;tand, wenn einmal Mangel an Du&#x0364;nger eingetreten i&#x017F;t,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0294] Verhaͤltniß der Duͤngung, dieſes Miſtes von der Art iſt, die der Staͤdter gern bald los zu werden ſucht, und er folglich auf der Stelle nach gemachten Kontrakten aͤußerſt geringe bezahlt wird. Aber auch dieſe Preiſe ſind in Betracht des wahren Duͤngerwerths immer ſehr ge- ringe. Dieſer wahre Werth laͤßt ſich nur dadurch ausmitteln, daß man einen Vergleich zieht, was ein Morgen Landes, der vorher nur eine nothduͤrftige und ſeltene Duͤngung erhielt, bei einer reichlichen und wiederholten an reinem Ertrage mehr gebe oder geben koͤnne. Im dritten Bande meiner engliſchen Landwirth- ſchaft, Seite 461 u. f. habe ich eine ſolche Berechnung nach den mir von Bauern angegebenen Datis gemacht, und das Reſultat war, daß das Fuder Duͤnger 6 Rthlr. 9 Gr. werth ſey. Um die Sache genauer auszumitteln, berechne man den Ertrag der im §. 212. angegebenen einfachen Dreifelderwirthſchaft, und ſetze dagegen, daß dieſe Wirthſchaft ſich Miſt genug verſchaffen koͤnne, um alle drei Jahre mit ſechs Fudern zu duͤngen, und nun — um von der Dreifelderwirth- ſchaft wenig abzuweichen — folgendes baue: 1) Brache geduͤngt; 2) Raps oder Ruͤbſaat; 3) Weizen; 4) Erbſen geduͤngt; 5) Rocken; 6) Gerſte; 7) Kartoffeln geduͤngt; 8) Gerſte; 9) Rocken; und berechne nun nach dem Verhaͤltniß der im Acker befindlichen Kraft den Ertrag dieſer Gewaͤchſe, nach Abzug der hoͤhern Koſten ihres Anbaues, und es wird ſich der Werth dieſes Duͤngers auf eine auffallende Art ergeben. Der wahre Werth des Duͤngers wird aber um ſo groͤßer, wenn man er- waͤgt, wie er ſich progreſſiv durch ſich ſelbſt vermehrt, indem mehrerer Duͤnger, richtig angewandt, immer mehreres Material zu neuem Duͤnger neben den eigent- lichen Fruͤchten erzeugt, und daß man dann zu der Moͤglichkeit, ſolche Fruͤchte zu bauen, die den hoͤchſten Geldertrag geben, nachhaltig gelange. In gleicher Pro- greſſion ſinkt der Duͤngerſtand, wenn einmal Mangel an Duͤnger eingetreten iſt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/294
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/294>, abgerufen am 21.11.2024.