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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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der Futterung und des Viehstandes.
7) Wenn er den gewonnenen Dünger so schnell wie möglich zur Hervorbrin-
gung von verkäuflichen oder wiederum Dünger erzeugenden Produkten
benutzt, und den Umlauf aus der Erde in die Gewächse, aus den Ge-
wächsen in die Körper der Thiere, und aus diesen wieder zurück in die
Erde, in seiner Wirthschaft möglichst beschleunigt.

Diese Aufgaben können auf die vollkommenste Weise nur durch ein auf die
Lokalität genau berechnetes und möglichst passendes Feldsystem erreicht werden.

Die Ackerbausysteme.
§. 294.

Die Ackerbau- oder Feldsysteme werden hauptsächlich bedingt durch dasWorauf sich
die Ackerbau-
systeme grün-
den?

gerechte Verhältniß der Arbeit und der Düngung zur Quantität und Qualität das
Grundes und Bodens. Wo man Arbeit und Dünger zu jeder Zeit, so viel man
gebraucht, von auswärts her vortheilhaft haben kann, da bedarf es gar keines
bestimmten Ackersystems, und die ganze Kunst des Ackerbaues beschränkt sich auf die
Manipulation und auf die Auswahl der Früchte, welche der Acker in dem
Zustande, worin er eben ist, am vortheilhaftesten tragen kann. Man braucht
seine Erschöpfung und seine Verwilderung wenig zu fürchten, weil man jener durch
stärkere Düngung, dieser durch angestrengtere Arbeit zuvorkommen kann. In
Wirthschaften, welche diese Vortheile haben, ist die Verbindung der beiden Haupt-
zweige der Landwirthschaft, des Ackerbaues und der Viehhaltung, nicht
nothwendig, sondern es kann jede für sich, und zuweilen selbst vortheilhafter
getrennt betrieben werden. Dies gehört aber unter die seltenen Fälle, und findet
nur in der Nachbarschaft großer Städte oder in höchst bevölkerten Gegen-
den Statt.

§. 295.

Unter den gewöhnlichen ländlichen Verhältnissen hat die anerkannte Noth-
wendigkeit der thierischen Düngung für den Gewächsbau allen Zeiten und allen
Nationen gelehrt, daß Ackerbau und Viehzucht nothwendig in der genauesten Ver-
bindung stehen müssen, wenn aus beiden der möglichste Vortheil herauskommen
soll. Hierüber herrscht nur eine Stimme und Meinung. Aber über die Art die-

der Futterung und des Viehſtandes.
7) Wenn er den gewonnenen Duͤnger ſo ſchnell wie moͤglich zur Hervorbrin-
gung von verkaͤuflichen oder wiederum Duͤnger erzeugenden Produkten
benutzt, und den Umlauf aus der Erde in die Gewaͤchſe, aus den Ge-
waͤchſen in die Koͤrper der Thiere, und aus dieſen wieder zuruͤck in die
Erde, in ſeiner Wirthſchaft moͤglichſt beſchleunigt.

Dieſe Aufgaben koͤnnen auf die vollkommenſte Weiſe nur durch ein auf die
Lokalitaͤt genau berechnetes und moͤglichſt paſſendes Feldſyſtem erreicht werden.

Die Ackerbauſyſteme.
§. 294.

Die Ackerbau- oder Feldſyſteme werden hauptſaͤchlich bedingt durch dasWorauf ſich
die Ackerbau-
ſyſteme gruͤn-
den?

gerechte Verhaͤltniß der Arbeit und der Duͤngung zur Quantitaͤt und Qualitaͤt das
Grundes und Bodens. Wo man Arbeit und Duͤnger zu jeder Zeit, ſo viel man
gebraucht, von auswaͤrts her vortheilhaft haben kann, da bedarf es gar keines
beſtimmten Ackerſyſtems, und die ganze Kunſt des Ackerbaues beſchraͤnkt ſich auf die
Manipulation und auf die Auswahl der Fruͤchte, welche der Acker in dem
Zuſtande, worin er eben iſt, am vortheilhafteſten tragen kann. Man braucht
ſeine Erſchoͤpfung und ſeine Verwilderung wenig zu fuͤrchten, weil man jener durch
ſtaͤrkere Duͤngung, dieſer durch angeſtrengtere Arbeit zuvorkommen kann. In
Wirthſchaften, welche dieſe Vortheile haben, iſt die Verbindung der beiden Haupt-
zweige der Landwirthſchaft, des Ackerbaues und der Viehhaltung, nicht
nothwendig, ſondern es kann jede fuͤr ſich, und zuweilen ſelbſt vortheilhafter
getrennt betrieben werden. Dies gehoͤrt aber unter die ſeltenen Faͤlle, und findet
nur in der Nachbarſchaft großer Staͤdte oder in hoͤchſt bevoͤlkerten Gegen-
den Statt.

§. 295.

Unter den gewoͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen hat die anerkannte Noth-
wendigkeit der thieriſchen Duͤngung fuͤr den Gewaͤchsbau allen Zeiten und allen
Nationen gelehrt, daß Ackerbau und Viehzucht nothwendig in der genaueſten Ver-
bindung ſtehen muͤſſen, wenn aus beiden der moͤglichſte Vortheil herauskommen
ſoll. Hieruͤber herrſcht nur eine Stimme und Meinung. Aber uͤber die Art die-

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[285/0331] der Futterung und des Viehſtandes. 7) Wenn er den gewonnenen Duͤnger ſo ſchnell wie moͤglich zur Hervorbrin- gung von verkaͤuflichen oder wiederum Duͤnger erzeugenden Produkten benutzt, und den Umlauf aus der Erde in die Gewaͤchſe, aus den Ge- waͤchſen in die Koͤrper der Thiere, und aus dieſen wieder zuruͤck in die Erde, in ſeiner Wirthſchaft moͤglichſt beſchleunigt. Dieſe Aufgaben koͤnnen auf die vollkommenſte Weiſe nur durch ein auf die Lokalitaͤt genau berechnetes und moͤglichſt paſſendes Feldſyſtem erreicht werden. Die Ackerbauſyſteme. §. 294. Die Ackerbau- oder Feldſyſteme werden hauptſaͤchlich bedingt durch das gerechte Verhaͤltniß der Arbeit und der Duͤngung zur Quantitaͤt und Qualitaͤt das Grundes und Bodens. Wo man Arbeit und Duͤnger zu jeder Zeit, ſo viel man gebraucht, von auswaͤrts her vortheilhaft haben kann, da bedarf es gar keines beſtimmten Ackerſyſtems, und die ganze Kunſt des Ackerbaues beſchraͤnkt ſich auf die Manipulation und auf die Auswahl der Fruͤchte, welche der Acker in dem Zuſtande, worin er eben iſt, am vortheilhafteſten tragen kann. Man braucht ſeine Erſchoͤpfung und ſeine Verwilderung wenig zu fuͤrchten, weil man jener durch ſtaͤrkere Duͤngung, dieſer durch angeſtrengtere Arbeit zuvorkommen kann. In Wirthſchaften, welche dieſe Vortheile haben, iſt die Verbindung der beiden Haupt- zweige der Landwirthſchaft, des Ackerbaues und der Viehhaltung, nicht nothwendig, ſondern es kann jede fuͤr ſich, und zuweilen ſelbſt vortheilhafter getrennt betrieben werden. Dies gehoͤrt aber unter die ſeltenen Faͤlle, und findet nur in der Nachbarſchaft großer Staͤdte oder in hoͤchſt bevoͤlkerten Gegen- den Statt. Worauf ſich die Ackerbau- ſyſteme gruͤn- den? §. 295. Unter den gewoͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen hat die anerkannte Noth- wendigkeit der thieriſchen Duͤngung fuͤr den Gewaͤchsbau allen Zeiten und allen Nationen gelehrt, daß Ackerbau und Viehzucht nothwendig in der genaueſten Ver- bindung ſtehen muͤſſen, wenn aus beiden der moͤglichſte Vortheil herauskommen ſoll. Hieruͤber herrſcht nur eine Stimme und Meinung. Aber uͤber die Art die-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/331>, abgerufen am 21.11.2024.