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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Das Wechselsystem.
sem Ausdrucke nachher ein anderes Fruchtfolgesystem ausschließlich hat bezeichnen
wollen und schlechthin dafür angenommen hat. Man drückt sich jetzt freilich gegen
die meisten verständlicher aus, wenn man die obigen Namen statt Wechselwirthschaft
gebraucht. Aber diese sind wieder zweideutig, und bezeichnen bei Andern nur eine
besondere Gattung jenes Systems.

Unter Schlägen verstehen manche nicht ein zusammenhängendes Feld, sondern
zuweilen getrennte Feldstücke, die aber in jedem Jahre auf gleiche Weise bestellt wer-
den, oder die Ordnung, in welcher diese Feldstücke vertheilt sind. Koppel hingegen
heißt bei ihnen ein zusammenhängendes Stück, wenn gleich auf diesem Stücke in
einem Jahre verschiedene Früchte gebauet werden. Viele geben diesen Namen nur
einem umzäunten Stücke Landes. Andere wollen die Hollsteinische Wirthschaft des-
halb ausschließlich Koppelwirthschaft, die Mecklenburgische aber Schlagwirthschaft
nennen, weil dort Unzäunungen, hier keine gebräuchlich sind. Die meisten nehmen
in den Gegenden, wo diese Wirthschaft eingeführt ist, die Ausdrücke gleichbedeutend.
Ich denke mir unter Schlägen die Vertheilung einer Feldflur nach einer gewissen
Fruchtfolge, so daß nach Ablauf der mit den Schlägen gleichen Jahreszahl ein jeder
Schlag sich wieder in dem Zustande befinde, worin er zu Anfange des Umlaufs war,
fordere aber nicht unbedingt den örtlichen Zusammenhang der Felder jedes Schlages,
welcher insbesondere bei der Stallfutterung keinesweges nöthig ist; wo vielmehr un-
ter gewissen Verhältnissen, Trennungen in Hinsicht des Orts nützlich seyn können.
Koppel aber nenne ich einen Schlag, der auch im örtlichen Zusammenhange steht.
Um alle Mißverständnisse zu vermeiden, und nicht bloß einigen einzelnen Provinzen,
sondern allen Deutschen verständlich zu werden, nenne ich die Wirthschaftsart, von
der wir jetzt reden, im Allgemeinen die Wechselwirthschaft mit Weide. Und
um ihre besondern Abarten zu unterscheiden, nenne ich sie Koppelwirthschaft, wenn
sie nach der bisher gewöhnlichen landüblichen Art geführt wird; und zwar Hollsteini-
sche, wenn sie mit überwiegenden Weidejahren, und Mecklenburgische, wenn sie mit
überwiegenden Frucht- und Brachschlägen eingerichtet ist.

§. 324.

Es ist wahrscheinlich, daß sich diese Wirthschaftsart im Norden noch aus denenGeschichte der
Koppelwirth-
schaft.

Zeiten herstammt, wovon Tacitus sagt, arva per annos mutant et superest
ager
(Sie verändern jährlich die Felder, und der Boden ist überflüssig vorhanden).

Das Wechſelſyſtem.
ſem Ausdrucke nachher ein anderes Fruchtfolgeſyſtem ausſchließlich hat bezeichnen
wollen und ſchlechthin dafuͤr angenommen hat. Man druͤckt ſich jetzt freilich gegen
die meiſten verſtaͤndlicher aus, wenn man die obigen Namen ſtatt Wechſelwirthſchaft
gebraucht. Aber dieſe ſind wieder zweideutig, und bezeichnen bei Andern nur eine
beſondere Gattung jenes Syſtems.

Unter Schlaͤgen verſtehen manche nicht ein zuſammenhaͤngendes Feld, ſondern
zuweilen getrennte Feldſtuͤcke, die aber in jedem Jahre auf gleiche Weiſe beſtellt wer-
den, oder die Ordnung, in welcher dieſe Feldſtuͤcke vertheilt ſind. Koppel hingegen
heißt bei ihnen ein zuſammenhaͤngendes Stuͤck, wenn gleich auf dieſem Stuͤcke in
einem Jahre verſchiedene Fruͤchte gebauet werden. Viele geben dieſen Namen nur
einem umzaͤunten Stuͤcke Landes. Andere wollen die Hollſteiniſche Wirthſchaft des-
halb ausſchließlich Koppelwirthſchaft, die Mecklenburgiſche aber Schlagwirthſchaft
nennen, weil dort Unzaͤunungen, hier keine gebraͤuchlich ſind. Die meiſten nehmen
in den Gegenden, wo dieſe Wirthſchaft eingefuͤhrt iſt, die Ausdruͤcke gleichbedeutend.
Ich denke mir unter Schlaͤgen die Vertheilung einer Feldflur nach einer gewiſſen
Fruchtfolge, ſo daß nach Ablauf der mit den Schlaͤgen gleichen Jahreszahl ein jeder
Schlag ſich wieder in dem Zuſtande befinde, worin er zu Anfange des Umlaufs war,
fordere aber nicht unbedingt den oͤrtlichen Zuſammenhang der Felder jedes Schlages,
welcher insbeſondere bei der Stallfutterung keinesweges noͤthig iſt; wo vielmehr un-
ter gewiſſen Verhaͤltniſſen, Trennungen in Hinſicht des Orts nuͤtzlich ſeyn koͤnnen.
Koppel aber nenne ich einen Schlag, der auch im oͤrtlichen Zuſammenhange ſteht.
Um alle Mißverſtaͤndniſſe zu vermeiden, und nicht bloß einigen einzelnen Provinzen,
ſondern allen Deutſchen verſtaͤndlich zu werden, nenne ich die Wirthſchaftsart, von
der wir jetzt reden, im Allgemeinen die Wechſelwirthſchaft mit Weide. Und
um ihre beſondern Abarten zu unterſcheiden, nenne ich ſie Koppelwirthſchaft, wenn
ſie nach der bisher gewoͤhnlichen landuͤblichen Art gefuͤhrt wird; und zwar Hollſteini-
ſche, wenn ſie mit uͤberwiegenden Weidejahren, und Mecklenburgiſche, wenn ſie mit
uͤberwiegenden Frucht- und Brachſchlaͤgen eingerichtet iſt.

§. 324.

Es iſt wahrſcheinlich, daß ſich dieſe Wirthſchaftsart im Norden noch aus denenGeſchichte der
Koppelwirth-
ſchaft.

Zeiten herſtammt, wovon Tacitus ſagt, arva per annos mutant et superest
ager
(Sie veraͤndern jaͤhrlich die Felder, und der Boden iſt uͤberfluͤſſig vorhanden).

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[311/0357] Das Wechſelſyſtem. ſem Ausdrucke nachher ein anderes Fruchtfolgeſyſtem ausſchließlich hat bezeichnen wollen und ſchlechthin dafuͤr angenommen hat. Man druͤckt ſich jetzt freilich gegen die meiſten verſtaͤndlicher aus, wenn man die obigen Namen ſtatt Wechſelwirthſchaft gebraucht. Aber dieſe ſind wieder zweideutig, und bezeichnen bei Andern nur eine beſondere Gattung jenes Syſtems. Unter Schlaͤgen verſtehen manche nicht ein zuſammenhaͤngendes Feld, ſondern zuweilen getrennte Feldſtuͤcke, die aber in jedem Jahre auf gleiche Weiſe beſtellt wer- den, oder die Ordnung, in welcher dieſe Feldſtuͤcke vertheilt ſind. Koppel hingegen heißt bei ihnen ein zuſammenhaͤngendes Stuͤck, wenn gleich auf dieſem Stuͤcke in einem Jahre verſchiedene Fruͤchte gebauet werden. Viele geben dieſen Namen nur einem umzaͤunten Stuͤcke Landes. Andere wollen die Hollſteiniſche Wirthſchaft des- halb ausſchließlich Koppelwirthſchaft, die Mecklenburgiſche aber Schlagwirthſchaft nennen, weil dort Unzaͤunungen, hier keine gebraͤuchlich ſind. Die meiſten nehmen in den Gegenden, wo dieſe Wirthſchaft eingefuͤhrt iſt, die Ausdruͤcke gleichbedeutend. Ich denke mir unter Schlaͤgen die Vertheilung einer Feldflur nach einer gewiſſen Fruchtfolge, ſo daß nach Ablauf der mit den Schlaͤgen gleichen Jahreszahl ein jeder Schlag ſich wieder in dem Zuſtande befinde, worin er zu Anfange des Umlaufs war, fordere aber nicht unbedingt den oͤrtlichen Zuſammenhang der Felder jedes Schlages, welcher insbeſondere bei der Stallfutterung keinesweges noͤthig iſt; wo vielmehr un- ter gewiſſen Verhaͤltniſſen, Trennungen in Hinſicht des Orts nuͤtzlich ſeyn koͤnnen. Koppel aber nenne ich einen Schlag, der auch im oͤrtlichen Zuſammenhange ſteht. Um alle Mißverſtaͤndniſſe zu vermeiden, und nicht bloß einigen einzelnen Provinzen, ſondern allen Deutſchen verſtaͤndlich zu werden, nenne ich die Wirthſchaftsart, von der wir jetzt reden, im Allgemeinen die Wechſelwirthſchaft mit Weide. Und um ihre beſondern Abarten zu unterſcheiden, nenne ich ſie Koppelwirthſchaft, wenn ſie nach der bisher gewoͤhnlichen landuͤblichen Art gefuͤhrt wird; und zwar Hollſteini- ſche, wenn ſie mit uͤberwiegenden Weidejahren, und Mecklenburgiſche, wenn ſie mit uͤberwiegenden Frucht- und Brachſchlaͤgen eingerichtet iſt. §. 324. Es iſt wahrſcheinlich, daß ſich dieſe Wirthſchaftsart im Norden noch aus denen Zeiten herſtammt, wovon Tacitus ſagt, arva per annos mutant et superest ager (Sie veraͤndern jaͤhrlich die Felder, und der Boden iſt uͤberfluͤſſig vorhanden). Geſchichte der Koppelwirth- ſchaft.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/357>, abgerufen am 23.11.2024.