Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Begründung der Lehre. Begründung der Lehre. §. 14. Die Wissenschaft des Ackerbaues beruht auf Erfahrung, und es können nur dieAuf Erfah- §. 15. Aber schon Erfahrung an sich ist nicht bloß sinnliche Wahrnehmung, sondernWas Erfah- Es ist auch dem rohesten Menschen eigen, bei jeder beachteten Erscheinung nach Die Ursache einer Erscheinung muß die Wirkung einer anderen seyn, und diese §. 16. Zu dem Schlusse, daß eine Erscheinung die Wirkung einer anderen sey, führt Begruͤndung der Lehre. Begruͤndung der Lehre. §. 14. Die Wiſſenſchaft des Ackerbaues beruht auf Erfahrung, und es koͤnnen nur dieAuf Erfah- §. 15. Aber ſchon Erfahrung an ſich iſt nicht bloß ſinnliche Wahrnehmung, ſondernWas Erfah- Es iſt auch dem roheſten Menſchen eigen, bei jeder beachteten Erſcheinung nach Die Urſache einer Erſcheinung muß die Wirkung einer anderen ſeyn, und dieſe §. 16. Zu dem Schluſſe, daß eine Erſcheinung die Wirkung einer anderen ſey, fuͤhrt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0037" n="7"/> <fw place="top" type="header">Begruͤndung der Lehre.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Begruͤndung der Lehre</hi>.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>§. 14.</head><lb/> <p>Die Wiſſenſchaft des Ackerbaues beruht auf Erfahrung, und es koͤnnen nur die<note place="right">Auf Erfah-<lb/> rung.</note><lb/> an eine Erfahrungs-Wiſſenſchaft zu machenden Forderungen an ſie ergehen. Ihr<lb/> Grundſtoff iſt empiriſch, d. h. durch ſinnliche Wahrnehmung gegeben. Waͤre die<lb/> Erfahrung aber auch ganz empiriſch, ſo iſt doch die Entwickelung der Reſultate und<lb/> die Conſtruction der Wiſſenſchaft das Werk des Verſtandes.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 15.</head><lb/> <p>Aber ſchon Erfahrung <hi rendition="#g">an ſich</hi> iſt nicht bloß ſinnliche Wahrnehmung, ſondern<note place="right">Was Erfah-<lb/> rung ſey?</note><lb/> begreift Reflexion uͤber das Wahrgenommene in ſich. Der Begriff der Kauſalitaͤt,<lb/> oder daß eine Erſcheinung die Wirkung einer andern ſey, liegt jeder Erfahrung zum<lb/> Grunde, und folglich iſt jede aus ſinnlicher Wahrnehmung und aus Thaͤtigkeit des<lb/> Verſtandes zuſammengeſetzt.</p><lb/> <p>Es iſt auch dem roheſten Menſchen eigen, bei jeder beachteten Erſcheinung nach<lb/> der Urſache zu fragen, und Etwas ohne Urſach kann ſich keiner denken.</p><lb/> <p>Die Urſache <hi rendition="#g">einer</hi> Erſcheinung muß die Wirkung einer anderen ſeyn, und dieſe<lb/> muß wiederum eine <hi rendition="#g">andere</hi> Urſache haben. So denkt ſich jeder Menſch eine Kette<lb/> von Urſachen ſo lang, als es moͤglich iſt, nimmt oft die Phantaſie zu Huͤlfe, um ſie<lb/> zu verlaͤngern, — laͤßt die Welt auf einen Rieſen, den Rieſen auf einen Elephan-<lb/> ten, und den Elephanten auf einer Schildkroͤte ruhen — muß aber endlich auf einen<lb/> Punkt kommen, wo er keine Urſach der Urſachen mehr finden kann. Die letzte Ur-<lb/> ſach nennen wir dann Kraft, welche wir wie von der Natur, von der Gottheit aus-<lb/> gehend, betrachten. Kraft iſt aber immer nur das letzte, wohin unſer Verſtand<lb/> dringen kann, und Manches, was man fuͤr eine nicht weiter zu ergruͤndende Kraft<lb/> anſah, iſt nachmals als Wirkung tiefer liegender Urſachen anerkannt worden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 16.</head><lb/> <p>Zu dem Schluſſe, daß eine Erſcheinung die Wirkung einer anderen ſey, fuͤhrt<lb/> uns das oͤftere Beieinanderſeyn oder Aufeinanderfolgen dieſer Erſcheinungen. Hierin<lb/> liegt aber der Grund der meiſten Trugſchluͤſſe, indem wir zu leicht geneigt ſind, das<lb/> Folgende immer als die Wirkung des Vorhergehenden anzuſehen. (<hi rendition="#aq">Post hoc, ergo</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0037]
Begruͤndung der Lehre.
Begruͤndung der Lehre.
§. 14.
Die Wiſſenſchaft des Ackerbaues beruht auf Erfahrung, und es koͤnnen nur die
an eine Erfahrungs-Wiſſenſchaft zu machenden Forderungen an ſie ergehen. Ihr
Grundſtoff iſt empiriſch, d. h. durch ſinnliche Wahrnehmung gegeben. Waͤre die
Erfahrung aber auch ganz empiriſch, ſo iſt doch die Entwickelung der Reſultate und
die Conſtruction der Wiſſenſchaft das Werk des Verſtandes.
Auf Erfah-
rung.
§. 15.
Aber ſchon Erfahrung an ſich iſt nicht bloß ſinnliche Wahrnehmung, ſondern
begreift Reflexion uͤber das Wahrgenommene in ſich. Der Begriff der Kauſalitaͤt,
oder daß eine Erſcheinung die Wirkung einer andern ſey, liegt jeder Erfahrung zum
Grunde, und folglich iſt jede aus ſinnlicher Wahrnehmung und aus Thaͤtigkeit des
Verſtandes zuſammengeſetzt.
Was Erfah-
rung ſey?
Es iſt auch dem roheſten Menſchen eigen, bei jeder beachteten Erſcheinung nach
der Urſache zu fragen, und Etwas ohne Urſach kann ſich keiner denken.
Die Urſache einer Erſcheinung muß die Wirkung einer anderen ſeyn, und dieſe
muß wiederum eine andere Urſache haben. So denkt ſich jeder Menſch eine Kette
von Urſachen ſo lang, als es moͤglich iſt, nimmt oft die Phantaſie zu Huͤlfe, um ſie
zu verlaͤngern, — laͤßt die Welt auf einen Rieſen, den Rieſen auf einen Elephan-
ten, und den Elephanten auf einer Schildkroͤte ruhen — muß aber endlich auf einen
Punkt kommen, wo er keine Urſach der Urſachen mehr finden kann. Die letzte Ur-
ſach nennen wir dann Kraft, welche wir wie von der Natur, von der Gottheit aus-
gehend, betrachten. Kraft iſt aber immer nur das letzte, wohin unſer Verſtand
dringen kann, und Manches, was man fuͤr eine nicht weiter zu ergruͤndende Kraft
anſah, iſt nachmals als Wirkung tiefer liegender Urſachen anerkannt worden.
§. 16.
Zu dem Schluſſe, daß eine Erſcheinung die Wirkung einer anderen ſey, fuͤhrt
uns das oͤftere Beieinanderſeyn oder Aufeinanderfolgen dieſer Erſcheinungen. Hierin
liegt aber der Grund der meiſten Trugſchluͤſſe, indem wir zu leicht geneigt ſind, das
Folgende immer als die Wirkung des Vorhergehenden anzuſehen. (Post hoc, ergo
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