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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Die Koppelwirthschaft.
Die Rechnungsführung kann höchst einfach und dennoch genau genug seyn. Man
hat in Mecklenburg Eigenthümer und Pächter mehrerer großen Güter gekannt, die
ihre ganze Wirthschaftsrechnung mit Kreide an der Thür führten.

Ferner ist die Arbeit nicht nur mehr geordnet und gleichmäßiger, sondern auch
allerdings geringer, wie bei jeder anderen Wirthschaftsart. Deshalb paßt sie sich
vor allen andern in den Gegenden, wo der Arbeiter weniger, besonders aber keine
außerordentliche und hinzuzunehmende zu haben sind. Man gebraucht ein Jahr wie
das andere dieselbe Zahl von Zugvieh und von Menschen, und die Arbeit derselben
ist durch alle Jahreszeiten so gut wie möglich vertheilt. Wenn gleich die Menschen,
welche man in einer Periode gebraucht, in der andern nicht beschäftigt werden
können, so sind sie einmal daran gewöhnt, alsdann keinen Verdienst in der Wirth-
schaft zu haben, und suchen sich einen Nebenerwerb, oder schlafen.

In minder kultivirten und bevölkerten Ländern, wobei den großen noch wenig
benutzten Landflächen eine extensive Wirthschaft unstreitig rathsamer, wie eine in-
tensive ist, findet sie vor allen andern die nützlichste Anwendung, und ich würde in
dem Falle vorerst an der hergebrachten Form kaum etwas ändern.

Sie hat den großen Vorzug, daß sie nachher so leicht eine totale Abände-
rung verstattet, den Uebergang zu jeder andern Wirthschaftsart erleichtert, und
gewissermaßen vorbereitet; ja sogar eine zweckmäßige Parzelirung großer Güter
am besten einleiten kann, indem die Einrichtung einer besondern Wirthschaft auf
jeder geruhten Koppel so leicht auszuführen ist.

§. 353.

Mangel der-
selben.
Aber von der möglichsten Vollkommenheit im Allgemeinen und ohne Rücksicht
auf besondere Lokalitäten, die der höheren Vervollkommnung überhaupt im Wege
stehen können -- ist sie noch weit entfernt. Nach der Hollsteinischen Methode ist
der Ertrag des Fruchtbaues nach dem Verhältnisse der im Acker befindlichen Kraft,
wie man auch allgemein anerkennt, zu geringe. Bei der Mecklenburgischen dage-
gen liegt der Mangel am Viehstande keinesweges in zu geringer Kopfzahl; --
denn diese hat man oft nur zu stark gemacht -- aber an zureichender Nahrung für
dasselbe, im Sommer sowohl als im Winter. Hieraus erfolgt nicht nur eine zu
schwache Benutzung desselben, sondern was vielleicht wichtiger ist, Mangel an

Dünger,

Die Koppelwirthſchaft.
Die Rechnungsfuͤhrung kann hoͤchſt einfach und dennoch genau genug ſeyn. Man
hat in Mecklenburg Eigenthuͤmer und Paͤchter mehrerer großen Guͤter gekannt, die
ihre ganze Wirthſchaftsrechnung mit Kreide an der Thuͤr fuͤhrten.

Ferner iſt die Arbeit nicht nur mehr geordnet und gleichmaͤßiger, ſondern auch
allerdings geringer, wie bei jeder anderen Wirthſchaftsart. Deshalb paßt ſie ſich
vor allen andern in den Gegenden, wo der Arbeiter weniger, beſonders aber keine
außerordentliche und hinzuzunehmende zu haben ſind. Man gebraucht ein Jahr wie
das andere dieſelbe Zahl von Zugvieh und von Menſchen, und die Arbeit derſelben
iſt durch alle Jahreszeiten ſo gut wie moͤglich vertheilt. Wenn gleich die Menſchen,
welche man in einer Periode gebraucht, in der andern nicht beſchaͤftigt werden
koͤnnen, ſo ſind ſie einmal daran gewoͤhnt, alsdann keinen Verdienſt in der Wirth-
ſchaft zu haben, und ſuchen ſich einen Nebenerwerb, oder ſchlafen.

In minder kultivirten und bevoͤlkerten Laͤndern, wobei den großen noch wenig
benutzten Landflaͤchen eine extenſive Wirthſchaft unſtreitig rathſamer, wie eine in-
tenſive iſt, findet ſie vor allen andern die nuͤtzlichſte Anwendung, und ich wuͤrde in
dem Falle vorerſt an der hergebrachten Form kaum etwas aͤndern.

Sie hat den großen Vorzug, daß ſie nachher ſo leicht eine totale Abaͤnde-
rung verſtattet, den Uebergang zu jeder andern Wirthſchaftsart erleichtert, und
gewiſſermaßen vorbereitet; ja ſogar eine zweckmaͤßige Parzelirung großer Guͤter
am beſten einleiten kann, indem die Einrichtung einer beſondern Wirthſchaft auf
jeder geruhten Koppel ſo leicht auszufuͤhren iſt.

§. 353.

Mangel der-
ſelben.
Aber von der moͤglichſten Vollkommenheit im Allgemeinen und ohne Ruͤckſicht
auf beſondere Lokalitaͤten, die der hoͤheren Vervollkommnung uͤberhaupt im Wege
ſtehen koͤnnen — iſt ſie noch weit entfernt. Nach der Hollſteiniſchen Methode iſt
der Ertrag des Fruchtbaues nach dem Verhaͤltniſſe der im Acker befindlichen Kraft,
wie man auch allgemein anerkennt, zu geringe. Bei der Mecklenburgiſchen dage-
gen liegt der Mangel am Viehſtande keinesweges in zu geringer Kopfzahl; —
denn dieſe hat man oft nur zu ſtark gemacht — aber an zureichender Nahrung fuͤr
daſſelbe, im Sommer ſowohl als im Winter. Hieraus erfolgt nicht nur eine zu
ſchwache Benutzung deſſelben, ſondern was vielleicht wichtiger iſt, Mangel an

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[336/0382] Die Koppelwirthſchaft. Die Rechnungsfuͤhrung kann hoͤchſt einfach und dennoch genau genug ſeyn. Man hat in Mecklenburg Eigenthuͤmer und Paͤchter mehrerer großen Guͤter gekannt, die ihre ganze Wirthſchaftsrechnung mit Kreide an der Thuͤr fuͤhrten. Ferner iſt die Arbeit nicht nur mehr geordnet und gleichmaͤßiger, ſondern auch allerdings geringer, wie bei jeder anderen Wirthſchaftsart. Deshalb paßt ſie ſich vor allen andern in den Gegenden, wo der Arbeiter weniger, beſonders aber keine außerordentliche und hinzuzunehmende zu haben ſind. Man gebraucht ein Jahr wie das andere dieſelbe Zahl von Zugvieh und von Menſchen, und die Arbeit derſelben iſt durch alle Jahreszeiten ſo gut wie moͤglich vertheilt. Wenn gleich die Menſchen, welche man in einer Periode gebraucht, in der andern nicht beſchaͤftigt werden koͤnnen, ſo ſind ſie einmal daran gewoͤhnt, alsdann keinen Verdienſt in der Wirth- ſchaft zu haben, und ſuchen ſich einen Nebenerwerb, oder ſchlafen. In minder kultivirten und bevoͤlkerten Laͤndern, wobei den großen noch wenig benutzten Landflaͤchen eine extenſive Wirthſchaft unſtreitig rathſamer, wie eine in- tenſive iſt, findet ſie vor allen andern die nuͤtzlichſte Anwendung, und ich wuͤrde in dem Falle vorerſt an der hergebrachten Form kaum etwas aͤndern. Sie hat den großen Vorzug, daß ſie nachher ſo leicht eine totale Abaͤnde- rung verſtattet, den Uebergang zu jeder andern Wirthſchaftsart erleichtert, und gewiſſermaßen vorbereitet; ja ſogar eine zweckmaͤßige Parzelirung großer Guͤter am beſten einleiten kann, indem die Einrichtung einer beſondern Wirthſchaft auf jeder geruhten Koppel ſo leicht auszufuͤhren iſt. §. 353. Aber von der moͤglichſten Vollkommenheit im Allgemeinen und ohne Ruͤckſicht auf beſondere Lokalitaͤten, die der hoͤheren Vervollkommnung uͤberhaupt im Wege ſtehen koͤnnen — iſt ſie noch weit entfernt. Nach der Hollſteiniſchen Methode iſt der Ertrag des Fruchtbaues nach dem Verhaͤltniſſe der im Acker befindlichen Kraft, wie man auch allgemein anerkennt, zu geringe. Bei der Mecklenburgiſchen dage- gen liegt der Mangel am Viehſtande keinesweges in zu geringer Kopfzahl; — denn dieſe hat man oft nur zu ſtark gemacht — aber an zureichender Nahrung fuͤr daſſelbe, im Sommer ſowohl als im Winter. Hieraus erfolgt nicht nur eine zu ſchwache Benutzung deſſelben, ſondern was vielleicht wichtiger iſt, Mangel an Duͤnger, Mangel der- ſelben.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/382>, abgerufen am 25.11.2024.