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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Die Koppelwirthschaft.
Dünger, durch dessen Abhelfung bei der sehr guten Beackerung ein ungleich höhe-
rer Körnerertrag zugleich mit einer mehreren Zunahme der Kraft im Acker bewirkt
werden könnte.

Der Korn- und Strohgewinn wird ferner aber in beiden Wirthschaftsarten
durch die ununterbrochene Folge von drei, vier und mehrern Getreidesaaten unge-
mein vermindert, und wenn gleich der Mecklenburger nach seiner treflich bearbei-
teten Brache in der Winterung das gewinnt, was der Acker nach seiner Kraft zu
geben vermag, so schlagen doch die übrigen Früchte, insbesondere die dritte und
vierte so sehr zurück, daß im Ganzen der Körnergewinn nur auf 4 bis 41/2 Korn
in Mecklenburg angenommen wird.

Durch mehreren Futtergewinn und eine andere Folge der Früchte würde sich
ohne Zweifel der Ertrag des Ackers im Körnerbau sowohl als in der Viehnutzung
beträchtlich vermehren lassen, wenn, wie viele auch bereits angefangen haben,
eine andere Bestellung der unter dem Pfluge stehenden Schläge eingeführt wird,
ohne daß man darum nöthig habe, die einmal bestehenden Schlageintheilungen
beträchtlich abzuändern, oder Stallfutterung, bei der sich manche so große
Schwierigkeiten denken, einzuführen.

Um die Zweckmäßigkeit dieser Abänderungen und die Art und Weise dersel-
ben klar darzustellen, müssen wir an diesem Orte eine der wichtigsten Lehren, näm-
lich die vom Fruchtwechsel, vorläufig in ein helleres Licht zu stellen suchen;
obwohl sie eigentlich erst bei der allgemeinen Lehre von der vegetabilischen Produk-
tion vorgetragen werden sollte.

Der Fruchtwechsel.
§. 354.

Schon seit uralten Zeiten haben aufmerksame Beobachter des Feld- und Gar-Alte Erfah-
rungen für
den Frucht-
wechsel.

tenbaues bemerkt, daß der Erdboden die Gewächse in ungleich größerer Vollkom-
menheit hervorbringe, wenn man damit abwechsele, und daß eine Folgereihe der-
selben nach Verschiedenheit des Bodens Vorzüge vor einer andern habe.
Wollte man den Anbau nur auf einzelne Gewächse oder Gewächsarten beschrän-
ken, so fand man seit jeher nöthig, daß der Boden nach einigen Ernten Ruhe oder

Erster Theil. U u

Die Koppelwirthſchaft.
Duͤnger, durch deſſen Abhelfung bei der ſehr guten Beackerung ein ungleich hoͤhe-
rer Koͤrnerertrag zugleich mit einer mehreren Zunahme der Kraft im Acker bewirkt
werden koͤnnte.

Der Korn- und Strohgewinn wird ferner aber in beiden Wirthſchaftsarten
durch die ununterbrochene Folge von drei, vier und mehrern Getreideſaaten unge-
mein vermindert, und wenn gleich der Mecklenburger nach ſeiner treflich bearbei-
teten Brache in der Winterung das gewinnt, was der Acker nach ſeiner Kraft zu
geben vermag, ſo ſchlagen doch die uͤbrigen Fruͤchte, insbeſondere die dritte und
vierte ſo ſehr zuruͤck, daß im Ganzen der Koͤrnergewinn nur auf 4 bis 4½ Korn
in Mecklenburg angenommen wird.

Durch mehreren Futtergewinn und eine andere Folge der Fruͤchte wuͤrde ſich
ohne Zweifel der Ertrag des Ackers im Koͤrnerbau ſowohl als in der Viehnutzung
betraͤchtlich vermehren laſſen, wenn, wie viele auch bereits angefangen haben,
eine andere Beſtellung der unter dem Pfluge ſtehenden Schlaͤge eingefuͤhrt wird,
ohne daß man darum noͤthig habe, die einmal beſtehenden Schlageintheilungen
betraͤchtlich abzuaͤndern, oder Stallfutterung, bei der ſich manche ſo große
Schwierigkeiten denken, einzufuͤhren.

Um die Zweckmaͤßigkeit dieſer Abaͤnderungen und die Art und Weiſe derſel-
ben klar darzuſtellen, muͤſſen wir an dieſem Orte eine der wichtigſten Lehren, naͤm-
lich die vom Fruchtwechſel, vorlaͤufig in ein helleres Licht zu ſtellen ſuchen;
obwohl ſie eigentlich erſt bei der allgemeinen Lehre von der vegetabiliſchen Produk-
tion vorgetragen werden ſollte.

Der Fruchtwechſel.
§. 354.

Schon ſeit uralten Zeiten haben aufmerkſame Beobachter des Feld- und Gar-Alte Erfah-
rungen fuͤr
den Frucht-
wechſel.

tenbaues bemerkt, daß der Erdboden die Gewaͤchſe in ungleich groͤßerer Vollkom-
menheit hervorbringe, wenn man damit abwechſele, und daß eine Folgereihe der-
ſelben nach Verſchiedenheit des Bodens Vorzuͤge vor einer andern habe.
Wollte man den Anbau nur auf einzelne Gewaͤchſe oder Gewaͤchsarten beſchraͤn-
ken, ſo fand man ſeit jeher noͤthig, daß der Boden nach einigen Ernten Ruhe oder

Erſter Theil. U u
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[337/0383] Die Koppelwirthſchaft. Duͤnger, durch deſſen Abhelfung bei der ſehr guten Beackerung ein ungleich hoͤhe- rer Koͤrnerertrag zugleich mit einer mehreren Zunahme der Kraft im Acker bewirkt werden koͤnnte. Der Korn- und Strohgewinn wird ferner aber in beiden Wirthſchaftsarten durch die ununterbrochene Folge von drei, vier und mehrern Getreideſaaten unge- mein vermindert, und wenn gleich der Mecklenburger nach ſeiner treflich bearbei- teten Brache in der Winterung das gewinnt, was der Acker nach ſeiner Kraft zu geben vermag, ſo ſchlagen doch die uͤbrigen Fruͤchte, insbeſondere die dritte und vierte ſo ſehr zuruͤck, daß im Ganzen der Koͤrnergewinn nur auf 4 bis 4½ Korn in Mecklenburg angenommen wird. Durch mehreren Futtergewinn und eine andere Folge der Fruͤchte wuͤrde ſich ohne Zweifel der Ertrag des Ackers im Koͤrnerbau ſowohl als in der Viehnutzung betraͤchtlich vermehren laſſen, wenn, wie viele auch bereits angefangen haben, eine andere Beſtellung der unter dem Pfluge ſtehenden Schlaͤge eingefuͤhrt wird, ohne daß man darum noͤthig habe, die einmal beſtehenden Schlageintheilungen betraͤchtlich abzuaͤndern, oder Stallfutterung, bei der ſich manche ſo große Schwierigkeiten denken, einzufuͤhren. Um die Zweckmaͤßigkeit dieſer Abaͤnderungen und die Art und Weiſe derſel- ben klar darzuſtellen, muͤſſen wir an dieſem Orte eine der wichtigſten Lehren, naͤm- lich die vom Fruchtwechſel, vorlaͤufig in ein helleres Licht zu ſtellen ſuchen; obwohl ſie eigentlich erſt bei der allgemeinen Lehre von der vegetabiliſchen Produk- tion vorgetragen werden ſollte. Der Fruchtwechſel. §. 354. Schon ſeit uralten Zeiten haben aufmerkſame Beobachter des Feld- und Gar- tenbaues bemerkt, daß der Erdboden die Gewaͤchſe in ungleich groͤßerer Vollkom- menheit hervorbringe, wenn man damit abwechſele, und daß eine Folgereihe der- ſelben nach Verſchiedenheit des Bodens Vorzuͤge vor einer andern habe. Wollte man den Anbau nur auf einzelne Gewaͤchſe oder Gewaͤchsarten beſchraͤn- ken, ſo fand man ſeit jeher noͤthig, daß der Boden nach einigen Ernten Ruhe oder Alte Erfah- rungen fuͤr den Frucht- wechſel. Erſter Theil. U u

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/383>, abgerufen am 25.11.2024.