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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Der Fruchtwechsel.
Instrumente so bequem geben kann, die Stelle der Brachbearbeitung. Sie thun
dies sogar mit beträchtlich minderem Arbeitsaufwande und die Lockerung und Pul-
verung des Bodens, die Luftaussetzung, die Mengung seiner Bestandtheile, wenn
man will, die Vertiefung desselben durch Heraufholung eines Theiles des Unter-
grundes, die Vertilgung des Unkrauts, wird unter gehöriger Behandlung dadurch
eben so gut, wie durch die Brache erreicht. Die große Menge von thierischer
Nahrung aber, welche sie geben, ersetzt durch den Mist die Kraft, die sie aus-
ziehen, fast zwiefach. Und läßt man sie -- wie freilich nicht ökonomisch,
aber mit großer Ersparung häufig in England geschieht -- vom gehordeten oder
getüderten Mastvieh auf dem Acker selbst verzehren, so ist ihr Anbau einer neuen
starken Düngung gleich zu achten. (Wenn die Engländer von langen Fruchtfol-
gen ohne alle Mistauffuhr reden, so kommen immer solche Gewächse
dazwischen.) Diese Methode hat doch immer den Vortheil, daß das Mastvieh
wenigstens die Pacht des Landes sammt der Arbeit bezahlt; wogegen die Brache
fast gar keinen Ertrag giebt, aber beträchtliche Kosten verursacht.

Die Wurzelgewächse, welche besonders in dieser ökonomischen Pflanzen-
klasse gehören, haben das Eigenthümliche, daß sie eine sehr gute Vorfrucht für
die Gerste ausmachen, und darin nach vielen Beobachtungen sogar eine reine
Brache übertreffen; dagegen aber für das Wintergetreide nicht als unmittelbare
Vorfrucht passen, welches zum Theil, aber doch wohl nicht allein, von der verspäte-
ten Einsaat des letzteren abzuhängen scheint. Dennoch geräth das Wintergetreide
ohne neue Düngung in demselben Umlaufe wieder vortrefflich, nachdem ein Scho-
tengewächs dazwischen gekommen war.

Bauet man aber statt dieser Wurzelgewächse mit derselben Manipulation des
Pferdehackens ein Schotengewächs, wozu sich auf lehmigem Boden die Pferde-
bohnen vorzüglich eignen, so wird die Winterung so gut wie nach der Brache,
oder wie einige behaupten noch besser. Deshalb sind in der Grafschaft Kent, wo
so vorzüglich viel Weizen gebauet wird, die gedrillten Bohnen als die vorzüglichste
Vorfrucht für denselben anerkannt.

Mehrere Handelsgewächse, besonders der gepflanzte oder gedrillete Raps,
können in diese Stelle eintreten, wenn man erst einen genugsamen Düngerschatz
für sie gesammelt und des Viehfutters zu viel hat.


Der Fruchtwechſel.
Inſtrumente ſo bequem geben kann, die Stelle der Brachbearbeitung. Sie thun
dies ſogar mit betraͤchtlich minderem Arbeitsaufwande und die Lockerung und Pul-
verung des Bodens, die Luftausſetzung, die Mengung ſeiner Beſtandtheile, wenn
man will, die Vertiefung deſſelben durch Heraufholung eines Theiles des Unter-
grundes, die Vertilgung des Unkrauts, wird unter gehoͤriger Behandlung dadurch
eben ſo gut, wie durch die Brache erreicht. Die große Menge von thieriſcher
Nahrung aber, welche ſie geben, erſetzt durch den Miſt die Kraft, die ſie aus-
ziehen, faſt zwiefach. Und laͤßt man ſie — wie freilich nicht oͤkonomiſch,
aber mit großer Erſparung haͤufig in England geſchieht — vom gehordeten oder
getuͤderten Maſtvieh auf dem Acker ſelbſt verzehren, ſo iſt ihr Anbau einer neuen
ſtarken Duͤngung gleich zu achten. (Wenn die Englaͤnder von langen Fruchtfol-
gen ohne alle Miſtauffuhr reden, ſo kommen immer ſolche Gewaͤchſe
dazwiſchen.) Dieſe Methode hat doch immer den Vortheil, daß das Maſtvieh
wenigſtens die Pacht des Landes ſammt der Arbeit bezahlt; wogegen die Brache
faſt gar keinen Ertrag giebt, aber betraͤchtliche Koſten verurſacht.

Die Wurzelgewaͤchſe, welche beſonders in dieſer oͤkonomiſchen Pflanzen-
klaſſe gehoͤren, haben das Eigenthuͤmliche, daß ſie eine ſehr gute Vorfrucht fuͤr
die Gerſte ausmachen, und darin nach vielen Beobachtungen ſogar eine reine
Brache uͤbertreffen; dagegen aber fuͤr das Wintergetreide nicht als unmittelbare
Vorfrucht paſſen, welches zum Theil, aber doch wohl nicht allein, von der verſpaͤte-
ten Einſaat des letzteren abzuhaͤngen ſcheint. Dennoch geraͤth das Wintergetreide
ohne neue Duͤngung in demſelben Umlaufe wieder vortrefflich, nachdem ein Scho-
tengewaͤchs dazwiſchen gekommen war.

Bauet man aber ſtatt dieſer Wurzelgewaͤchſe mit derſelben Manipulation des
Pferdehackens ein Schotengewaͤchs, wozu ſich auf lehmigem Boden die Pferde-
bohnen vorzuͤglich eignen, ſo wird die Winterung ſo gut wie nach der Brache,
oder wie einige behaupten noch beſſer. Deshalb ſind in der Grafſchaft Kent, wo
ſo vorzuͤglich viel Weizen gebauet wird, die gedrillten Bohnen als die vorzuͤglichſte
Vorfrucht fuͤr denſelben anerkannt.

Mehrere Handelsgewaͤchſe, beſonders der gepflanzte oder gedrillete Raps,
koͤnnen in dieſe Stelle eintreten, wenn man erſt einen genugſamen Duͤngerſchatz
fuͤr ſie geſammelt und des Viehfutters zu viel hat.


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[346/0392] Der Fruchtwechſel. Inſtrumente ſo bequem geben kann, die Stelle der Brachbearbeitung. Sie thun dies ſogar mit betraͤchtlich minderem Arbeitsaufwande und die Lockerung und Pul- verung des Bodens, die Luftausſetzung, die Mengung ſeiner Beſtandtheile, wenn man will, die Vertiefung deſſelben durch Heraufholung eines Theiles des Unter- grundes, die Vertilgung des Unkrauts, wird unter gehoͤriger Behandlung dadurch eben ſo gut, wie durch die Brache erreicht. Die große Menge von thieriſcher Nahrung aber, welche ſie geben, erſetzt durch den Miſt die Kraft, die ſie aus- ziehen, faſt zwiefach. Und laͤßt man ſie — wie freilich nicht oͤkonomiſch, aber mit großer Erſparung haͤufig in England geſchieht — vom gehordeten oder getuͤderten Maſtvieh auf dem Acker ſelbſt verzehren, ſo iſt ihr Anbau einer neuen ſtarken Duͤngung gleich zu achten. (Wenn die Englaͤnder von langen Fruchtfol- gen ohne alle Miſtauffuhr reden, ſo kommen immer ſolche Gewaͤchſe dazwiſchen.) Dieſe Methode hat doch immer den Vortheil, daß das Maſtvieh wenigſtens die Pacht des Landes ſammt der Arbeit bezahlt; wogegen die Brache faſt gar keinen Ertrag giebt, aber betraͤchtliche Koſten verurſacht. Die Wurzelgewaͤchſe, welche beſonders in dieſer oͤkonomiſchen Pflanzen- klaſſe gehoͤren, haben das Eigenthuͤmliche, daß ſie eine ſehr gute Vorfrucht fuͤr die Gerſte ausmachen, und darin nach vielen Beobachtungen ſogar eine reine Brache uͤbertreffen; dagegen aber fuͤr das Wintergetreide nicht als unmittelbare Vorfrucht paſſen, welches zum Theil, aber doch wohl nicht allein, von der verſpaͤte- ten Einſaat des letzteren abzuhaͤngen ſcheint. Dennoch geraͤth das Wintergetreide ohne neue Duͤngung in demſelben Umlaufe wieder vortrefflich, nachdem ein Scho- tengewaͤchs dazwiſchen gekommen war. Bauet man aber ſtatt dieſer Wurzelgewaͤchſe mit derſelben Manipulation des Pferdehackens ein Schotengewaͤchs, wozu ſich auf lehmigem Boden die Pferde- bohnen vorzuͤglich eignen, ſo wird die Winterung ſo gut wie nach der Brache, oder wie einige behaupten noch beſſer. Deshalb ſind in der Grafſchaft Kent, wo ſo vorzuͤglich viel Weizen gebauet wird, die gedrillten Bohnen als die vorzuͤglichſte Vorfrucht fuͤr denſelben anerkannt. Mehrere Handelsgewaͤchſe, beſonders der gepflanzte oder gedrillete Raps, koͤnnen in dieſe Stelle eintreten, wenn man erſt einen genugſamen Duͤngerſchatz fuͤr ſie geſammelt und des Viehfutters zu viel hat.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/392>, abgerufen am 26.11.2024.