Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Begründung der Lehre. man an den Einzelnen machen kann, und es wäre nur Sache des Staats, diesemGeschäfte gewachsene Männer in die Lage zu setzen, wo sie ihre Zeit und Talente ganz der Erforschung der Natur zum Besten der Landwirthschaft und des allgemeinen Wohlstandes widmen könnten. Oekonomische Societäten, welche zur Beförderung der Wissenschaft gestiftet §. 26. Da aber bis jetzt die Zahl solcher genauen Versuche noch zu geringe ist, so müs-Beobachtun- Haben sich doch Wissenschaften ausgebildet, die außer der Beobachtung der §. 27. Es gehört aber viele Vorsicht und Scharfsinn dazu, um in dieses verworrene B 2
Begruͤndung der Lehre. man an den Einzelnen machen kann, und es waͤre nur Sache des Staats, dieſemGeſchaͤfte gewachſene Maͤnner in die Lage zu ſetzen, wo ſie ihre Zeit und Talente ganz der Erforſchung der Natur zum Beſten der Landwirthſchaft und des allgemeinen Wohlſtandes widmen koͤnnten. Oekonomiſche Societaͤten, welche zur Befoͤrderung der Wiſſenſchaft geſtiftet §. 26. Da aber bis jetzt die Zahl ſolcher genauen Verſuche noch zu geringe iſt, ſo muͤſ-Beobachtun- Haben ſich doch Wiſſenſchaften ausgebildet, die außer der Beobachtung der §. 27. Es gehoͤrt aber viele Vorſicht und Scharfſinn dazu, um in dieſes verworrene B 2
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Begruͤndung der Lehre.
man an den Einzelnen machen kann, und es waͤre nur Sache des Staats, dieſem
Geſchaͤfte gewachſene Maͤnner in die Lage zu ſetzen, wo ſie ihre Zeit und Talente ganz
der Erforſchung der Natur zum Beſten der Landwirthſchaft und des allgemeinen
Wohlſtandes widmen koͤnnten.
Oekonomiſche Societaͤten, welche zur Befoͤrderung der Wiſſenſchaft geſtiftet
worden, ſollten ſich die Anſtellung ſolcher Verſuche und die Vertheilung derſelben
unter ihre Mitglieder vor allem angelegen ſeyn laſſen; ſo wie es die Mecklenburgi-
ſche Societaͤt thun wollte.
§. 26.
Da aber bis jetzt die Zahl ſolcher genauen Verſuche noch zu geringe iſt, ſo muͤſ-
ſen wir die, vielleicht ſchon zu große, Sammlung von bloßen Beobachtungen und
von Nachrichten, uͤber mancherlei angeſtellte Proben, bei aller ihrer Unvollkommen-
heit zu Huͤlfe nehmen, und ſie zur Begruͤndung unſerer Wiſſenſchaft benutzen.
Beobachtun-
gen.
Haben ſich doch Wiſſenſchaften ausgebildet, die außer der Beobachtung der
Wirkung unbekannter Potenzen und einzelner ſehr unvollkommener Proben noch we-
niger von reinen Erfahrungsſaͤtzen zum Grunde legen konnten, z. B. die Medicin.
§. 27.
Es gehoͤrt aber viele Vorſicht und Scharfſinn dazu, um in dieſes verworrene
Chaos Licht und Ordnung zu bringen. Es muͤſſen jene aufbehaltenen Beobachtungen
nicht bloß geſammelt und geordnet, ſondern auch von allen Seiten betrachtet, mit
einander verglichen, zuſammengepaßt, nach bekannten Thatſachen und den vorhande-
nen genauern Verſuchen gepruͤft werden. So laſſen ſich aus ihnen wichtige Reſultate
herausziehen, die zwar mehr oder minder evident ſind, denen man aber vernuͤnftiger
Weiſe ſeinen Beifall nicht verſagen kann, und die zu einer genauern Unterſuchung
leiten, woraus dann endlich ihre Beſtaͤtigung oder Widerlegung unwiderſprechlich
hervorgehen muß. Es muß nur dasjenige wohl unterſchieden werden, was mit meh-
rerer oder minderer Zuverſicht, und was nur auf eine zweifelhafte Art, nach der bis
jetzt mangelhaften Erfahrung, angenommen werden darf. Viel weiter wuͤrden wir
auch hierdurch ſchon gekommen ſeyn, wenn nicht die laͤcherliche Schaam, womit die
meiſten Landwirthe fehlgeſchlagene Verſuche verheimlichen, und die Uebertreibung,
womit ſie gluͤckliche erzaͤhlen, die Fortſchritte aufgehalten haͤtte.
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