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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Fähigkeiten des Subjekts.
chen will, um sich demselben in jeder Lage, wäre es auch nur durch einen kleinen
Schritt und durch große Umwege zu nähern. Unter Ideal der Landwirthschaft ist
keine einzelne Einrichtung, sondern diejenige Ordnung, wodurch unter allen gege-
benen Umständen der Zweck des Gewerbes nach §. 1. und 2. am vollkommen-
sten erreicht wird, zu verstehen.

Es ist durchaus nöthig, daß eine sinnliche Darstellung aller Gegenstände und
ihrer Behandlung in jedem Detail und in jedem Momente mit der Lehre verbunden
sey, damit ein tiefer, klarer und bleibender Eindruck bewirkt werde, auch von jedem
wichtigern Satze ein Erfahrungsbeweis oder erläuterndes Experiment gegeben werden
könne. Deshalb ist eine hinlänglich ausgedehnte und komplizirte Wirthschaft dabei
nöthig, die zu allen wichtigen Operationen die Vorkehrungen enthält und Veran-
lassung giebt. Da jedoch nicht Alles in einer Wirthschaft vereinigt seyn kann, ohne
sie gar zu komplizirt zu machen, -- wodurch sie wiederum aufhören würde, eine
Musterwirthschaft zu seyn, wie sie doch seyn soll, -- so muß für das Institut eine
solche Gegend ausgewählt werden, wo mannigfaltige Einrichtungen und Verschieden-
heiten in der Nähe zu beobachten, und Vergleichungen anzustellen sind.

Die mit dem Institute verbundene Wirthschaft muß zwar eine Musterwirth-
schaft, braucht aber nicht eine vollendete zu seyn. Vielmehr ist es besser, wenn sie
nur nach Vollendung hinstrebt, um die Schwierigkeiten, die dieser entgegenstehen,
und ihre Umgehung zu zeigen. Auch muß sie sich in den gewöhnlichen Verhältnissen
befinden, und keine außerordentliche Hülfsquellen, womit sie sich schneller emporbrin-
gen kann, als sonst möglich ist, haben oder benutzen. Desgleichen darf sie sich keiner
Hülfsmittel, vermöge eines unverhältnißmäßig großen Betriebs-Kapitals bedienen,
die im Großen durchaus nicht anwendbar wären.

Sie muß weder Dünger aus Städten kaufen, noch durch tiefes Rajolen mit
dem Spaten und durch Unterpflügen mehrjähriger Ernten u. dgl. zu kostspielige Mit-
tel ihren Acker verbessern, sondern muß durchaus ökonomisch richtig verfahren. Um
zu zeigen, was durch solche Operationen bewirkt werden könne, reichen einzelne
Quadratruthen zu.

Nicht minder muß ein vollständiger Apparat und zweckmäßige Einrichtungen für
die hier gelehrten Hülfswissenschaften vorhanden seyn. Die ganze Lebensweise und
Unterhaltung muß auf den einzigen Hauptzweck hinausgehen, und die ganze Thätig-

Faͤhigkeiten des Subjekts.
chen will, um ſich demſelben in jeder Lage, waͤre es auch nur durch einen kleinen
Schritt und durch große Umwege zu naͤhern. Unter Ideal der Landwirthſchaft iſt
keine einzelne Einrichtung, ſondern diejenige Ordnung, wodurch unter allen gege-
benen Umſtaͤnden der Zweck des Gewerbes nach §. 1. und 2. am vollkommen-
ſten erreicht wird, zu verſtehen.

Es iſt durchaus noͤthig, daß eine ſinnliche Darſtellung aller Gegenſtaͤnde und
ihrer Behandlung in jedem Detail und in jedem Momente mit der Lehre verbunden
ſey, damit ein tiefer, klarer und bleibender Eindruck bewirkt werde, auch von jedem
wichtigern Satze ein Erfahrungsbeweis oder erlaͤuterndes Experiment gegeben werden
koͤnne. Deshalb iſt eine hinlaͤnglich ausgedehnte und komplizirte Wirthſchaft dabei
noͤthig, die zu allen wichtigen Operationen die Vorkehrungen enthaͤlt und Veran-
laſſung giebt. Da jedoch nicht Alles in einer Wirthſchaft vereinigt ſeyn kann, ohne
ſie gar zu komplizirt zu machen, — wodurch ſie wiederum aufhoͤren wuͤrde, eine
Muſterwirthſchaft zu ſeyn, wie ſie doch ſeyn ſoll, — ſo muß fuͤr das Inſtitut eine
ſolche Gegend ausgewaͤhlt werden, wo mannigfaltige Einrichtungen und Verſchieden-
heiten in der Naͤhe zu beobachten, und Vergleichungen anzuſtellen ſind.

Die mit dem Inſtitute verbundene Wirthſchaft muß zwar eine Muſterwirth-
ſchaft, braucht aber nicht eine vollendete zu ſeyn. Vielmehr iſt es beſſer, wenn ſie
nur nach Vollendung hinſtrebt, um die Schwierigkeiten, die dieſer entgegenſtehen,
und ihre Umgehung zu zeigen. Auch muß ſie ſich in den gewoͤhnlichen Verhaͤltniſſen
befinden, und keine außerordentliche Huͤlfsquellen, womit ſie ſich ſchneller emporbrin-
gen kann, als ſonſt moͤglich iſt, haben oder benutzen. Desgleichen darf ſie ſich keiner
Huͤlfsmittel, vermoͤge eines unverhaͤltnißmaͤßig großen Betriebs-Kapitals bedienen,
die im Großen durchaus nicht anwendbar waͤren.

Sie muß weder Duͤnger aus Staͤdten kaufen, noch durch tiefes Rajolen mit
dem Spaten und durch Unterpfluͤgen mehrjaͤhriger Ernten u. dgl. zu koſtſpielige Mit-
tel ihren Acker verbeſſern, ſondern muß durchaus oͤkonomiſch richtig verfahren. Um
zu zeigen, was durch ſolche Operationen bewirkt werden koͤnne, reichen einzelne
Quadratruthen zu.

Nicht minder muß ein vollſtaͤndiger Apparat und zweckmaͤßige Einrichtungen fuͤr
die hier gelehrten Huͤlfswiſſenſchaften vorhanden ſeyn. Die ganze Lebensweiſe und
Unterhaltung muß auf den einzigen Hauptzweck hinausgehen, und die ganze Thaͤtig-

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[21/0051] Faͤhigkeiten des Subjekts. chen will, um ſich demſelben in jeder Lage, waͤre es auch nur durch einen kleinen Schritt und durch große Umwege zu naͤhern. Unter Ideal der Landwirthſchaft iſt keine einzelne Einrichtung, ſondern diejenige Ordnung, wodurch unter allen gege- benen Umſtaͤnden der Zweck des Gewerbes nach §. 1. und 2. am vollkommen- ſten erreicht wird, zu verſtehen. Es iſt durchaus noͤthig, daß eine ſinnliche Darſtellung aller Gegenſtaͤnde und ihrer Behandlung in jedem Detail und in jedem Momente mit der Lehre verbunden ſey, damit ein tiefer, klarer und bleibender Eindruck bewirkt werde, auch von jedem wichtigern Satze ein Erfahrungsbeweis oder erlaͤuterndes Experiment gegeben werden koͤnne. Deshalb iſt eine hinlaͤnglich ausgedehnte und komplizirte Wirthſchaft dabei noͤthig, die zu allen wichtigen Operationen die Vorkehrungen enthaͤlt und Veran- laſſung giebt. Da jedoch nicht Alles in einer Wirthſchaft vereinigt ſeyn kann, ohne ſie gar zu komplizirt zu machen, — wodurch ſie wiederum aufhoͤren wuͤrde, eine Muſterwirthſchaft zu ſeyn, wie ſie doch ſeyn ſoll, — ſo muß fuͤr das Inſtitut eine ſolche Gegend ausgewaͤhlt werden, wo mannigfaltige Einrichtungen und Verſchieden- heiten in der Naͤhe zu beobachten, und Vergleichungen anzuſtellen ſind. Die mit dem Inſtitute verbundene Wirthſchaft muß zwar eine Muſterwirth- ſchaft, braucht aber nicht eine vollendete zu ſeyn. Vielmehr iſt es beſſer, wenn ſie nur nach Vollendung hinſtrebt, um die Schwierigkeiten, die dieſer entgegenſtehen, und ihre Umgehung zu zeigen. Auch muß ſie ſich in den gewoͤhnlichen Verhaͤltniſſen befinden, und keine außerordentliche Huͤlfsquellen, womit ſie ſich ſchneller emporbrin- gen kann, als ſonſt moͤglich iſt, haben oder benutzen. Desgleichen darf ſie ſich keiner Huͤlfsmittel, vermoͤge eines unverhaͤltnißmaͤßig großen Betriebs-Kapitals bedienen, die im Großen durchaus nicht anwendbar waͤren. Sie muß weder Duͤnger aus Staͤdten kaufen, noch durch tiefes Rajolen mit dem Spaten und durch Unterpfluͤgen mehrjaͤhriger Ernten u. dgl. zu koſtſpielige Mit- tel ihren Acker verbeſſern, ſondern muß durchaus oͤkonomiſch richtig verfahren. Um zu zeigen, was durch ſolche Operationen bewirkt werden koͤnne, reichen einzelne Quadratruthen zu. Nicht minder muß ein vollſtaͤndiger Apparat und zweckmaͤßige Einrichtungen fuͤr die hier gelehrten Huͤlfswiſſenſchaften vorhanden ſeyn. Die ganze Lebensweiſe und Unterhaltung muß auf den einzigen Hauptzweck hinausgehen, und die ganze Thaͤtig-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/51>, abgerufen am 21.11.2024.