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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Mergel.
finden werde. Diese Mergellagen sind in ihrer ganzen Dicke mehrentheils nicht von
gleicher Beschaffenheit, besonders beim Thonmergel nicht. Oben pflegen die Schich-
ten weniger Kalk zu enthalten wie unten, und gemeiniglich wird der Mergel um so
kalkreicher, je tiefer man eindringt.

§. 93.

An den Eigenschaften des Mergels haben der Thon und der Kalk zugleich An-
theil. Beide Erdarten verändern in der Mischung gegenseitig und durch einander ihre
physischen Eigenschaften. Die Zähigkeit und schlüpfrige Beschaffenheit des Thons
wird durch den Kalk verringert, und das spröde rauhe Wesen des Kalks wieder durch
den Thon gemildert. Je höher die Quantität des einen oder des andern Bestandtheils
im Mergel steigt, je mehr nimmt dieser die äußere Beschaffenheit dieses oder jenes
Körpers an.

Der eigentliche Mergel aus ungefähr gleichen Theilen von Thon und Kalk steht
weder dem Thone noch dem Kalke näher. Die Eigenschaften beider haben sich in
gleichen Verhältnissen amalgamirt. Der Thonmergel und der kalkigte Thon nähern
sich mehr dem Thone. Sie sind daher angefeuchtet schlüpfrig und dehnbarer, geben
einen Thongeruch von sich, und trocknen zu festen doch mehr zerreiblichen Klumpen
zusammen. Mergeliger Thonboden ist feucht oft noch schwerer zu bearbeiten, als
mergelloser Thon; trocken aber weit leichter. Der Kalkmergel und der thonige Kalk
gleicht mehr dem Kalke. Er fühlt sich trocken rauher an, ist feucht weniger zusam-
menhängend, und die trockenen Stücke lassen sich leicht zwischen den Fingern zerrei-
ben. Es kommt indessen hierbei sehr auf die Beschaffenheit des Thons an, ob dieser
nemlich fett oder mager ist. Ein fetter Thon bedarf eines größern Zusatzes von Kalk,
um seine Eigenschaften zu verstecken. Ein magerer Thon bedarf nur wenigen Kalk,
um dieselbe Wirkung hervorzubringen. Oft findet man Mergelarten, wovon die eine
dem Thonmergel, die andre dem Kalkmergel in ihrem äußern Verhalten mehr glei-
chen, und die dennoch eine gleiche Quantität von Kalk und Thon enthalten. Jener
hatte aber einen bindenden fetten, dieser einen magern Thon. Die Natur des Thons
hat also auf alle Eigenschaften des Mergels einen beträchtlichen Einfluß.

§. 94.

Der Mergel besitzt mancherlei Farben. Er ist weiß, gelb, gelblich, braun,Farben dessel-
ben.

gräulich, violet, röthlich, roth, grau, bläulich, schwarz u. s. w. Theils werden

Zweiter Theil. N

Der Mergel.
finden werde. Dieſe Mergellagen ſind in ihrer ganzen Dicke mehrentheils nicht von
gleicher Beſchaffenheit, beſonders beim Thonmergel nicht. Oben pflegen die Schich-
ten weniger Kalk zu enthalten wie unten, und gemeiniglich wird der Mergel um ſo
kalkreicher, je tiefer man eindringt.

§. 93.

An den Eigenſchaften des Mergels haben der Thon und der Kalk zugleich An-
theil. Beide Erdarten veraͤndern in der Miſchung gegenſeitig und durch einander ihre
phyſiſchen Eigenſchaften. Die Zaͤhigkeit und ſchluͤpfrige Beſchaffenheit des Thons
wird durch den Kalk verringert, und das ſproͤde rauhe Weſen des Kalks wieder durch
den Thon gemildert. Je hoͤher die Quantitaͤt des einen oder des andern Beſtandtheils
im Mergel ſteigt, je mehr nimmt dieſer die aͤußere Beſchaffenheit dieſes oder jenes
Koͤrpers an.

Der eigentliche Mergel aus ungefaͤhr gleichen Theilen von Thon und Kalk ſteht
weder dem Thone noch dem Kalke naͤher. Die Eigenſchaften beider haben ſich in
gleichen Verhaͤltniſſen amalgamirt. Der Thonmergel und der kalkigte Thon naͤhern
ſich mehr dem Thone. Sie ſind daher angefeuchtet ſchluͤpfrig und dehnbarer, geben
einen Thongeruch von ſich, und trocknen zu feſten doch mehr zerreiblichen Klumpen
zuſammen. Mergeliger Thonboden iſt feucht oft noch ſchwerer zu bearbeiten, als
mergelloſer Thon; trocken aber weit leichter. Der Kalkmergel und der thonige Kalk
gleicht mehr dem Kalke. Er fuͤhlt ſich trocken rauher an, iſt feucht weniger zuſam-
menhaͤngend, und die trockenen Stuͤcke laſſen ſich leicht zwiſchen den Fingern zerrei-
ben. Es kommt indeſſen hierbei ſehr auf die Beſchaffenheit des Thons an, ob dieſer
nemlich fett oder mager iſt. Ein fetter Thon bedarf eines groͤßern Zuſatzes von Kalk,
um ſeine Eigenſchaften zu verſtecken. Ein magerer Thon bedarf nur wenigen Kalk,
um dieſelbe Wirkung hervorzubringen. Oft findet man Mergelarten, wovon die eine
dem Thonmergel, die andre dem Kalkmergel in ihrem aͤußern Verhalten mehr glei-
chen, und die dennoch eine gleiche Quantitaͤt von Kalk und Thon enthalten. Jener
hatte aber einen bindenden fetten, dieſer einen magern Thon. Die Natur des Thons
hat alſo auf alle Eigenſchaften des Mergels einen betraͤchtlichen Einfluß.

§. 94.

Der Mergel beſitzt mancherlei Farben. Er iſt weiß, gelb, gelblich, braun,Farben deſſel-
ben.

graͤulich, violet, roͤthlich, roth, grau, blaͤulich, ſchwarz u. ſ. w. Theils werden

Zweiter Theil. N
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[97/0141] Der Mergel. finden werde. Dieſe Mergellagen ſind in ihrer ganzen Dicke mehrentheils nicht von gleicher Beſchaffenheit, beſonders beim Thonmergel nicht. Oben pflegen die Schich- ten weniger Kalk zu enthalten wie unten, und gemeiniglich wird der Mergel um ſo kalkreicher, je tiefer man eindringt. §. 93. An den Eigenſchaften des Mergels haben der Thon und der Kalk zugleich An- theil. Beide Erdarten veraͤndern in der Miſchung gegenſeitig und durch einander ihre phyſiſchen Eigenſchaften. Die Zaͤhigkeit und ſchluͤpfrige Beſchaffenheit des Thons wird durch den Kalk verringert, und das ſproͤde rauhe Weſen des Kalks wieder durch den Thon gemildert. Je hoͤher die Quantitaͤt des einen oder des andern Beſtandtheils im Mergel ſteigt, je mehr nimmt dieſer die aͤußere Beſchaffenheit dieſes oder jenes Koͤrpers an. Der eigentliche Mergel aus ungefaͤhr gleichen Theilen von Thon und Kalk ſteht weder dem Thone noch dem Kalke naͤher. Die Eigenſchaften beider haben ſich in gleichen Verhaͤltniſſen amalgamirt. Der Thonmergel und der kalkigte Thon naͤhern ſich mehr dem Thone. Sie ſind daher angefeuchtet ſchluͤpfrig und dehnbarer, geben einen Thongeruch von ſich, und trocknen zu feſten doch mehr zerreiblichen Klumpen zuſammen. Mergeliger Thonboden iſt feucht oft noch ſchwerer zu bearbeiten, als mergelloſer Thon; trocken aber weit leichter. Der Kalkmergel und der thonige Kalk gleicht mehr dem Kalke. Er fuͤhlt ſich trocken rauher an, iſt feucht weniger zuſam- menhaͤngend, und die trockenen Stuͤcke laſſen ſich leicht zwiſchen den Fingern zerrei- ben. Es kommt indeſſen hierbei ſehr auf die Beſchaffenheit des Thons an, ob dieſer nemlich fett oder mager iſt. Ein fetter Thon bedarf eines groͤßern Zuſatzes von Kalk, um ſeine Eigenſchaften zu verſtecken. Ein magerer Thon bedarf nur wenigen Kalk, um dieſelbe Wirkung hervorzubringen. Oft findet man Mergelarten, wovon die eine dem Thonmergel, die andre dem Kalkmergel in ihrem aͤußern Verhalten mehr glei- chen, und die dennoch eine gleiche Quantitaͤt von Kalk und Thon enthalten. Jener hatte aber einen bindenden fetten, dieſer einen magern Thon. Die Natur des Thons hat alſo auf alle Eigenſchaften des Mergels einen betraͤchtlichen Einfluß. §. 94. Der Mergel beſitzt mancherlei Farben. Er iſt weiß, gelb, gelblich, braun, graͤulich, violet, roͤthlich, roth, grau, blaͤulich, ſchwarz u. ſ. w. Theils werden Farben deſſel- ben. Zweiter Theil. N

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/141>, abgerufen am 21.11.2024.