Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.Bestandtheile des Bodens. nur mit Wahrscheinlichkeit reden. Er besitzt aber besondere Eigenschaften, selbstdann, wenn er keine Säure hat. Wir finden solchen Humus oft in Sinken und Niederungen, besonders neben Je länger der Humus also bedeckt liegt, desto mehr muß der Kohlenstoff in ihm an- Aber auch der Kalk befördert seine Zersetzbarkeit sehr, und oft ist man im Stande, Zweiter Theil. P
Beſtandtheile des Bodens. nur mit Wahrſcheinlichkeit reden. Er beſitzt aber beſondere Eigenſchaften, ſelbſtdann, wenn er keine Saͤure hat. Wir finden ſolchen Humus oft in Sinken und Niederungen, beſonders neben Je laͤnger der Humus alſo bedeckt liegt, deſto mehr muß der Kohlenſtoff in ihm an- Aber auch der Kalk befoͤrdert ſeine Zerſetzbarkeit ſehr, und oft iſt man im Stande, Zweiter Theil. P
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0157" n="113"/><fw place="top" type="header">Beſtandtheile des Bodens.</fw><lb/> nur mit Wahrſcheinlichkeit reden. Er beſitzt aber beſondere Eigenſchaften, ſelbſt<lb/> dann, wenn er keine Saͤure hat.</p><lb/> <p>Wir finden ſolchen Humus oft in Sinken und Niederungen, beſonders neben<lb/> Waͤldern angehaͤuft. Das aus den hoͤheren Stellen hier zuſammenfließende Waſſer,<lb/> nahm allerlei Vegetabilien und ſelbſt ſchon gebildeten Humus mit ſich fort, und ſetzte<lb/> ihn hier ab, wo er dann oft maͤchtige Lager bildet. Er iſt allerdings faſt immer mit<lb/> Grunderden vermengt, die von der Art ſind, woraus die umliegende Gegend beſteht.<lb/> Solcher Humus, wenigſtens der tiefer liegende, iſt vom Zutritte der Luft ausge-<lb/> ſchloſſen geweſen, hat ſich alſo auf eine ganz andere Weiſe in ſich ſelbſt zerſetzt, und<lb/> andere Materien in ſich erzeugt. Die Erzeugung der Kohlenſaͤure und des Extraktiv-<lb/> ſtoffs findet hoͤchſt wahrſcheinlich ohne Zutritt der Luft nicht ſtatt. Vermuthlich geht<lb/> ein Theil Hydrogen mit einem Theile Oxygen zu Waſſer zuſammen. Ein anderer<lb/> Theil von Hydrogen loͤſt dagegen Kohlenſtoff, und entweicht damit als gekohltes<lb/> Hydrogengas. Beſtimmt wird der Kohlenſtoff dieſem Humus in geringerer Menge,<lb/> wie die uͤbrigen Elemente, entriſſen. Es tritt alſo gerade der entgegengeſetzte Fall<lb/> ein, wie bei dem, der an der freien Luft lag.</p><lb/> <p>Je laͤnger der Humus alſo bedeckt liegt, deſto mehr muß der Kohlenſtoff in ihm an-<lb/> wachſen, und er alſo eine Art von langſamer Verkohlung erleiden. Die tiefer liegen-<lb/> den Schichten dieſes Humus, welche fruͤher entſtanden und aͤlter ſind, wie die hoͤher<lb/> liegenden, haben daher ein mehr kohlenartiges Anſehn, ſind ſchwaͤrzer und kompak-<lb/> ter, und geben beim Brennen mehr Kohle, wie die hoͤher liegenden. Wenn aber<lb/> die Kohle nur in ihrer Verbindung mit Hydrogen aufloͤslich bleibt, ſo iſt ein ſolcher<lb/> Humus ſchwer zerſetzbar, und daher wenig wirkſam, bis er nach laͤngerer Luftausſe-<lb/> tzung ſeine Natur wieder veraͤndert hat. Durch Vermengung mit friſchem, viel Am-<lb/> monium ausduͤnſtenden Miſt, wird er, wie die Erfahrung lehrt, ſchneller wirkſam,<lb/> und oft verſpuͤrt man die Wirkung der Auffuͤhrung eines ſolchen Humus auf den Acker<lb/> nicht eher, als bis derſelbe eine Miſtduͤngung erhaͤlt.</p><lb/> <p>Aber auch der Kalk befoͤrdert ſeine Zerſetzbarkeit ſehr, und oft iſt man im Stande,<lb/> dieſe Miſchung um ſo leichter zu bewirken, wenn man unter ſolchem Moder eine Schicht<lb/> von erdigen, aus Muſcheln entſtandenen Kalk antrifft; wie dies haͤufig der Fall iſt.<lb/> Faſt eine gleiche Bewandniß hat es mit dem Humus oder Moder, der unter Waſſer<lb/> gelegen hat. Steht das Waſſer nicht hoch uͤber denſelben, und trocknet von Zeit zu<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Zweiter Theil. P</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [113/0157]
Beſtandtheile des Bodens.
nur mit Wahrſcheinlichkeit reden. Er beſitzt aber beſondere Eigenſchaften, ſelbſt
dann, wenn er keine Saͤure hat.
Wir finden ſolchen Humus oft in Sinken und Niederungen, beſonders neben
Waͤldern angehaͤuft. Das aus den hoͤheren Stellen hier zuſammenfließende Waſſer,
nahm allerlei Vegetabilien und ſelbſt ſchon gebildeten Humus mit ſich fort, und ſetzte
ihn hier ab, wo er dann oft maͤchtige Lager bildet. Er iſt allerdings faſt immer mit
Grunderden vermengt, die von der Art ſind, woraus die umliegende Gegend beſteht.
Solcher Humus, wenigſtens der tiefer liegende, iſt vom Zutritte der Luft ausge-
ſchloſſen geweſen, hat ſich alſo auf eine ganz andere Weiſe in ſich ſelbſt zerſetzt, und
andere Materien in ſich erzeugt. Die Erzeugung der Kohlenſaͤure und des Extraktiv-
ſtoffs findet hoͤchſt wahrſcheinlich ohne Zutritt der Luft nicht ſtatt. Vermuthlich geht
ein Theil Hydrogen mit einem Theile Oxygen zu Waſſer zuſammen. Ein anderer
Theil von Hydrogen loͤſt dagegen Kohlenſtoff, und entweicht damit als gekohltes
Hydrogengas. Beſtimmt wird der Kohlenſtoff dieſem Humus in geringerer Menge,
wie die uͤbrigen Elemente, entriſſen. Es tritt alſo gerade der entgegengeſetzte Fall
ein, wie bei dem, der an der freien Luft lag.
Je laͤnger der Humus alſo bedeckt liegt, deſto mehr muß der Kohlenſtoff in ihm an-
wachſen, und er alſo eine Art von langſamer Verkohlung erleiden. Die tiefer liegen-
den Schichten dieſes Humus, welche fruͤher entſtanden und aͤlter ſind, wie die hoͤher
liegenden, haben daher ein mehr kohlenartiges Anſehn, ſind ſchwaͤrzer und kompak-
ter, und geben beim Brennen mehr Kohle, wie die hoͤher liegenden. Wenn aber
die Kohle nur in ihrer Verbindung mit Hydrogen aufloͤslich bleibt, ſo iſt ein ſolcher
Humus ſchwer zerſetzbar, und daher wenig wirkſam, bis er nach laͤngerer Luftausſe-
tzung ſeine Natur wieder veraͤndert hat. Durch Vermengung mit friſchem, viel Am-
monium ausduͤnſtenden Miſt, wird er, wie die Erfahrung lehrt, ſchneller wirkſam,
und oft verſpuͤrt man die Wirkung der Auffuͤhrung eines ſolchen Humus auf den Acker
nicht eher, als bis derſelbe eine Miſtduͤngung erhaͤlt.
Aber auch der Kalk befoͤrdert ſeine Zerſetzbarkeit ſehr, und oft iſt man im Stande,
dieſe Miſchung um ſo leichter zu bewirken, wenn man unter ſolchem Moder eine Schicht
von erdigen, aus Muſcheln entſtandenen Kalk antrifft; wie dies haͤufig der Fall iſt.
Faſt eine gleiche Bewandniß hat es mit dem Humus oder Moder, der unter Waſſer
gelegen hat. Steht das Waſſer nicht hoch uͤber denſelben, und trocknet von Zeit zu
Zweiter Theil. P
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |