Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Bodenarten.
zerrissen, theils werden sie in eine ihnen höchst nachtheilige unmittelbare Verbin-
dung mit der atmosphärischen Luft gebracht, wodurch ihr Verderben bewirkt
werden kann.

4) indem er die nährenden Stoffe oder den Dünger stark bindet und anzieht,
und nicht so leicht davon trennt, wie losere Erde. Ist er einmal damit reichlich
versehen und gewissermaßen gesättigt, so bleibt er zwar um so länger in Kraft.
Ist er aber einmal ausgezehrt und arm, so thun die ersten Düngungen weit min-
dere Wirkung auf die Pflanzen, und jene müssen sehr stark seyn, wenn die ersten
Früchte Nutzen von ihnen haben sollen.

5) indem er die Bearbeitung des Bodens schwer macht; bei feuchtem Wet-
ter Pflug, Egge und Wagen kaum zuläßt, sich an Pflug und Egge wie ein Teig
fest anhängt, ihre Einwirkung verhindert und der Zertheilung widersteht: dagegen
bei trockener Witterung sich zusammenzieht und dermaaßen erhärtet, daß er durch
den Pflug mit schwerer Arbeit nur in große Schollen zerbrochen werden kann, die
dann, bis sie wieder Feuchtigkeit erlangen, auch mit der Egge und selbst nicht mit
der Walze gezwungen werden können; weswegen man häufig das Zerschlagen der-
selben mit Keulen zu Hülfe nehmen muß, und selbst dadurch seinen Zweck nur
unvollkommen erreicht.

§. 143.

Die üblen Eigenschaften des überwiegenden Thons im Boden können zumVerhältniß
des Thons
zum Sande.

Theil durch die Zumengung des Humus jedoch nicht völlig überwunden werden,
worüber wir in §. 127. geredet haben. Auch die Zumischung des Kalks verbessert
sie gewissermaßen, worüber wir in der Folge reden werden. Vorzüglich und am
häufigsten aber werden sie durch den Sand überwunden. Einige Zumischung von
Sande enthält die ackerbare Krume fast immer, und ganz ohne selbigem würde sie
kaum urbar zu machen seyn. Es kömmt deshalb bei der Beurtheilung der meisten
Bodenarten vorzüglich auf das Verhältniß an, worin Sand und Thon ge-
mengt sind.

§. 134.

Bevor ich diese Verhältnisse angebe, muß ich mich bestimmt über das erklä-Sank.
ren, was ich Sand nenne. Ich verstehe darunter bloß diejenige grobkörnige Kie-
selerde, welche sich bei sorgfältigem Abschwemmen zu Boden gesetzt hat, und die

Zweiter Theil. R

Die Bodenarten.
zerriſſen, theils werden ſie in eine ihnen hoͤchſt nachtheilige unmittelbare Verbin-
dung mit der atmoſphaͤriſchen Luft gebracht, wodurch ihr Verderben bewirkt
werden kann.

4) indem er die naͤhrenden Stoffe oder den Duͤnger ſtark bindet und anzieht,
und nicht ſo leicht davon trennt, wie loſere Erde. Iſt er einmal damit reichlich
verſehen und gewiſſermaßen geſaͤttigt, ſo bleibt er zwar um ſo laͤnger in Kraft.
Iſt er aber einmal ausgezehrt und arm, ſo thun die erſten Duͤngungen weit min-
dere Wirkung auf die Pflanzen, und jene muͤſſen ſehr ſtark ſeyn, wenn die erſten
Fruͤchte Nutzen von ihnen haben ſollen.

5) indem er die Bearbeitung des Bodens ſchwer macht; bei feuchtem Wet-
ter Pflug, Egge und Wagen kaum zulaͤßt, ſich an Pflug und Egge wie ein Teig
feſt anhaͤngt, ihre Einwirkung verhindert und der Zertheilung widerſteht: dagegen
bei trockener Witterung ſich zuſammenzieht und dermaaßen erhaͤrtet, daß er durch
den Pflug mit ſchwerer Arbeit nur in große Schollen zerbrochen werden kann, die
dann, bis ſie wieder Feuchtigkeit erlangen, auch mit der Egge und ſelbſt nicht mit
der Walze gezwungen werden koͤnnen; weswegen man haͤufig das Zerſchlagen der-
ſelben mit Keulen zu Huͤlfe nehmen muß, und ſelbſt dadurch ſeinen Zweck nur
unvollkommen erreicht.

§. 143.

Die uͤblen Eigenſchaften des uͤberwiegenden Thons im Boden koͤnnen zumVerhaͤltniß
des Thons
zum Sande.

Theil durch die Zumengung des Humus jedoch nicht voͤllig uͤberwunden werden,
woruͤber wir in §. 127. geredet haben. Auch die Zumiſchung des Kalks verbeſſert
ſie gewiſſermaßen, woruͤber wir in der Folge reden werden. Vorzuͤglich und am
haͤufigſten aber werden ſie durch den Sand uͤberwunden. Einige Zumiſchung von
Sande enthaͤlt die ackerbare Krume faſt immer, und ganz ohne ſelbigem wuͤrde ſie
kaum urbar zu machen ſeyn. Es koͤmmt deshalb bei der Beurtheilung der meiſten
Bodenarten vorzuͤglich auf das Verhaͤltniß an, worin Sand und Thon ge-
mengt ſind.

§. 134.

Bevor ich dieſe Verhaͤltniſſe angebe, muß ich mich beſtimmt uͤber das erklaͤ-Sank.
ren, was ich Sand nenne. Ich verſtehe darunter bloß diejenige grobkoͤrnige Kie-
ſelerde, welche ſich bei ſorgfaͤltigem Abſchwemmen zu Boden geſetzt hat, und die

Zweiter Theil. R
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0173" n="129"/><fw place="top" type="header">Die Bodenarten.</fw><lb/>
zerri&#x017F;&#x017F;en, theils werden &#x017F;ie in eine ihnen ho&#x0364;ch&#x017F;t nachtheilige unmittelbare Verbin-<lb/>
dung mit der atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;chen Luft gebracht, wodurch ihr Verderben bewirkt<lb/>
werden kann.</p><lb/>
            <p>4) indem er die na&#x0364;hrenden Stoffe oder den Du&#x0364;nger &#x017F;tark bindet und anzieht,<lb/>
und nicht &#x017F;o leicht davon trennt, wie lo&#x017F;ere Erde. I&#x017F;t er einmal damit reichlich<lb/>
ver&#x017F;ehen und gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen ge&#x017F;a&#x0364;ttigt, &#x017F;o bleibt er zwar um &#x017F;o la&#x0364;nger in Kraft.<lb/>
I&#x017F;t er aber einmal ausgezehrt und arm, &#x017F;o thun die er&#x017F;ten Du&#x0364;ngungen weit min-<lb/>
dere Wirkung auf die Pflanzen, und jene mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr &#x017F;tark &#x017F;eyn, wenn die er&#x017F;ten<lb/>
Fru&#x0364;chte Nutzen von ihnen haben &#x017F;ollen.</p><lb/>
            <p>5) indem er die Bearbeitung des Bodens &#x017F;chwer macht; bei feuchtem Wet-<lb/>
ter Pflug, Egge und Wagen kaum zula&#x0364;ßt, &#x017F;ich an Pflug und Egge wie ein Teig<lb/>
fe&#x017F;t anha&#x0364;ngt, ihre Einwirkung verhindert und der Zertheilung wider&#x017F;teht: dagegen<lb/>
bei trockener Witterung &#x017F;ich zu&#x017F;ammenzieht und dermaaßen erha&#x0364;rtet, daß er durch<lb/>
den Pflug mit &#x017F;chwerer Arbeit nur in große Schollen zerbrochen werden kann, die<lb/>
dann, bis &#x017F;ie wieder Feuchtigkeit erlangen, auch mit der Egge und &#x017F;elb&#x017F;t nicht mit<lb/>
der Walze gezwungen werden ko&#x0364;nnen; weswegen man ha&#x0364;ufig das Zer&#x017F;chlagen der-<lb/>
&#x017F;elben mit Keulen zu Hu&#x0364;lfe nehmen muß, und &#x017F;elb&#x017F;t dadurch &#x017F;einen Zweck nur<lb/>
unvollkommen erreicht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 143.</head><lb/>
            <p>Die u&#x0364;blen Eigen&#x017F;chaften des u&#x0364;berwiegenden Thons im Boden ko&#x0364;nnen zum<note place="right">Verha&#x0364;ltniß<lb/>
des Thons<lb/>
zum Sande.</note><lb/>
Theil durch die Zumengung des Humus jedoch nicht vo&#x0364;llig u&#x0364;berwunden werden,<lb/>
woru&#x0364;ber wir in §. 127. geredet haben. Auch die Zumi&#x017F;chung des Kalks verbe&#x017F;&#x017F;ert<lb/>
&#x017F;ie gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen, woru&#x0364;ber wir in der Folge reden werden. Vorzu&#x0364;glich und am<lb/>
ha&#x0364;ufig&#x017F;ten aber werden &#x017F;ie durch den Sand u&#x0364;berwunden. Einige Zumi&#x017F;chung von<lb/>
Sande entha&#x0364;lt die ackerbare Krume fa&#x017F;t immer, und ganz ohne &#x017F;elbigem wu&#x0364;rde &#x017F;ie<lb/>
kaum urbar zu machen &#x017F;eyn. Es ko&#x0364;mmt deshalb bei der Beurtheilung der mei&#x017F;ten<lb/>
Bodenarten vorzu&#x0364;glich auf das Verha&#x0364;ltniß an, worin Sand und Thon ge-<lb/>
mengt &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 134.</head><lb/>
            <p>Bevor ich die&#x017F;e Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e angebe, muß ich mich be&#x017F;timmt u&#x0364;ber das erkla&#x0364;-<note place="right">Sank.</note><lb/>
ren, was ich Sand nenne. Ich ver&#x017F;tehe darunter bloß diejenige grobko&#x0364;rnige Kie-<lb/>
&#x017F;elerde, welche &#x017F;ich bei &#x017F;orgfa&#x0364;ltigem Ab&#x017F;chwemmen zu Boden ge&#x017F;etzt hat, und die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Zweiter Theil. R</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0173] Die Bodenarten. zerriſſen, theils werden ſie in eine ihnen hoͤchſt nachtheilige unmittelbare Verbin- dung mit der atmoſphaͤriſchen Luft gebracht, wodurch ihr Verderben bewirkt werden kann. 4) indem er die naͤhrenden Stoffe oder den Duͤnger ſtark bindet und anzieht, und nicht ſo leicht davon trennt, wie loſere Erde. Iſt er einmal damit reichlich verſehen und gewiſſermaßen geſaͤttigt, ſo bleibt er zwar um ſo laͤnger in Kraft. Iſt er aber einmal ausgezehrt und arm, ſo thun die erſten Duͤngungen weit min- dere Wirkung auf die Pflanzen, und jene muͤſſen ſehr ſtark ſeyn, wenn die erſten Fruͤchte Nutzen von ihnen haben ſollen. 5) indem er die Bearbeitung des Bodens ſchwer macht; bei feuchtem Wet- ter Pflug, Egge und Wagen kaum zulaͤßt, ſich an Pflug und Egge wie ein Teig feſt anhaͤngt, ihre Einwirkung verhindert und der Zertheilung widerſteht: dagegen bei trockener Witterung ſich zuſammenzieht und dermaaßen erhaͤrtet, daß er durch den Pflug mit ſchwerer Arbeit nur in große Schollen zerbrochen werden kann, die dann, bis ſie wieder Feuchtigkeit erlangen, auch mit der Egge und ſelbſt nicht mit der Walze gezwungen werden koͤnnen; weswegen man haͤufig das Zerſchlagen der- ſelben mit Keulen zu Huͤlfe nehmen muß, und ſelbſt dadurch ſeinen Zweck nur unvollkommen erreicht. §. 143. Die uͤblen Eigenſchaften des uͤberwiegenden Thons im Boden koͤnnen zum Theil durch die Zumengung des Humus jedoch nicht voͤllig uͤberwunden werden, woruͤber wir in §. 127. geredet haben. Auch die Zumiſchung des Kalks verbeſſert ſie gewiſſermaßen, woruͤber wir in der Folge reden werden. Vorzuͤglich und am haͤufigſten aber werden ſie durch den Sand uͤberwunden. Einige Zumiſchung von Sande enthaͤlt die ackerbare Krume faſt immer, und ganz ohne ſelbigem wuͤrde ſie kaum urbar zu machen ſeyn. Es koͤmmt deshalb bei der Beurtheilung der meiſten Bodenarten vorzuͤglich auf das Verhaͤltniß an, worin Sand und Thon ge- mengt ſind. Verhaͤltniß des Thons zum Sande. §. 134. Bevor ich dieſe Verhaͤltniſſe angebe, muß ich mich beſtimmt uͤber das erklaͤ- ren, was ich Sand nenne. Ich verſtehe darunter bloß diejenige grobkoͤrnige Kie- ſelerde, welche ſich bei ſorgfaͤltigem Abſchwemmen zu Boden geſetzt hat, und die Sank. Zweiter Theil. R

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/173
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/173>, abgerufen am 24.11.2024.