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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.
§. 131.

Der Thon.
Dessen gute
Gigenschaften.
Der Thon befördert die Fruchtbarkeit:

1) durch seine wasserhaltende Kraft, indem er sich von der zur Nahrung der
Pflanzen unumgänglich nöthigen Feuchtigkeit, selbst bei anhaltender Dürre nicht
trennt, und diese, auch bei anscheinender großer Trockenheit, den Pflanzen doch noch
nothdürftig überläßt.

2) wirkt er durch die Festhaltung des Humus, welchen er nicht bloß physisch
einhüllt und schützt, sondern auch durch die gewissermaßen chemische Verbindung,
die er mit dieser zusammengesetzten Substanz eingegangen ist.

3) durch die festere Haltung, welche er den Pflanzenwurzeln giebt, und selbst
wohl durch den Widerstand, welchen er ihrer zu großen Ausdehnung entgegen-
setzt; wodurch sie zum Austriebe mehrerer Haarwurzelbüsche genöthigt werden,
durch die jede Pflanze ihre Nahrung in der Nähe sucht, und sie ihren Nachbarn
folglich weniger raubt.

4) durch die Abhaltung der den Wurzeln immer nachtheiligen atmosphäri-
schen Luft, und durch die schwächere Leitung der Wärme, wodurch er eine gleich-
mäßige Temperatur, bei einem schnellen Wechsel derselben in der Luft, dem Bo-
den mehr erhält. Die Wirkungen eines schnellen Wechsels von Wärme und Kälte
sind daher den auf thonigem Boden wachsenden Früchten, wenn er nicht eben zu
naß ist, minder nachtheilig, wie denen auf sandigem Boden.

5) indem er das zur Bildung der Kohlensäure so nöthige Oxygen, höchst
wahrscheinlich aber auch Azot an sich zieht, und die Wechselwirkung dieser allge-
mein verbreiteten Stoffe befördert.

§. 132.

Dessen nach-
theilige Ei-
genschaften.
Sein Uebermaaß wird aber nachtheilig:

1) indem er die Feuchtigkeit bei nasser Witterung zu lange anhält, sie weder
durchsintern noch leicht verdunsten läßt, sondern damit zu einem Brey zerfließt.

2) indem er sich bei trockener Witterung zu sehr erhärtet, dem Eindrin-
gen der Pflanzenwurzeln zu starken Widerstand leistet, und sich in eine fast ziegel-
artige Masse zusammenzieht.

3) indem er im Sommer bei starker Austrocknung sowohl, als im Winter
beim Froste Risse und Spalten bekommt. Hierdurch werden die Wurzeln theils

zerrissen,
Die Bodenarten.
§. 131.

Der Thon.
Deſſen gute
Gigenſchaften.
Der Thon befoͤrdert die Fruchtbarkeit:

1) durch ſeine waſſerhaltende Kraft, indem er ſich von der zur Nahrung der
Pflanzen unumgaͤnglich noͤthigen Feuchtigkeit, ſelbſt bei anhaltender Duͤrre nicht
trennt, und dieſe, auch bei anſcheinender großer Trockenheit, den Pflanzen doch noch
nothduͤrftig uͤberlaͤßt.

2) wirkt er durch die Feſthaltung des Humus, welchen er nicht bloß phyſiſch
einhuͤllt und ſchuͤtzt, ſondern auch durch die gewiſſermaßen chemiſche Verbindung,
die er mit dieſer zuſammengeſetzten Subſtanz eingegangen iſt.

3) durch die feſtere Haltung, welche er den Pflanzenwurzeln giebt, und ſelbſt
wohl durch den Widerſtand, welchen er ihrer zu großen Ausdehnung entgegen-
ſetzt; wodurch ſie zum Austriebe mehrerer Haarwurzelbuͤſche genoͤthigt werden,
durch die jede Pflanze ihre Nahrung in der Naͤhe ſucht, und ſie ihren Nachbarn
folglich weniger raubt.

4) durch die Abhaltung der den Wurzeln immer nachtheiligen atmoſphaͤri-
ſchen Luft, und durch die ſchwaͤchere Leitung der Waͤrme, wodurch er eine gleich-
maͤßige Temperatur, bei einem ſchnellen Wechſel derſelben in der Luft, dem Bo-
den mehr erhaͤlt. Die Wirkungen eines ſchnellen Wechſels von Waͤrme und Kaͤlte
ſind daher den auf thonigem Boden wachſenden Fruͤchten, wenn er nicht eben zu
naß iſt, minder nachtheilig, wie denen auf ſandigem Boden.

5) indem er das zur Bildung der Kohlenſaͤure ſo noͤthige Oxygen, hoͤchſt
wahrſcheinlich aber auch Azot an ſich zieht, und die Wechſelwirkung dieſer allge-
mein verbreiteten Stoffe befoͤrdert.

§. 132.

Deſſen nach-
theilige Ei-
genſchaften.
Sein Uebermaaß wird aber nachtheilig:

1) indem er die Feuchtigkeit bei naſſer Witterung zu lange anhaͤlt, ſie weder
durchſintern noch leicht verdunſten laͤßt, ſondern damit zu einem Brey zerfließt.

2) indem er ſich bei trockener Witterung zu ſehr erhaͤrtet, dem Eindrin-
gen der Pflanzenwurzeln zu ſtarken Widerſtand leiſtet, und ſich in eine faſt ziegel-
artige Maſſe zuſammenzieht.

3) indem er im Sommer bei ſtarker Austrocknung ſowohl, als im Winter
beim Froſte Riſſe und Spalten bekommt. Hierdurch werden die Wurzeln theils

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[128/0172] Die Bodenarten. §. 131. Der Thon befoͤrdert die Fruchtbarkeit: Der Thon. Deſſen gute Gigenſchaften. 1) durch ſeine waſſerhaltende Kraft, indem er ſich von der zur Nahrung der Pflanzen unumgaͤnglich noͤthigen Feuchtigkeit, ſelbſt bei anhaltender Duͤrre nicht trennt, und dieſe, auch bei anſcheinender großer Trockenheit, den Pflanzen doch noch nothduͤrftig uͤberlaͤßt. 2) wirkt er durch die Feſthaltung des Humus, welchen er nicht bloß phyſiſch einhuͤllt und ſchuͤtzt, ſondern auch durch die gewiſſermaßen chemiſche Verbindung, die er mit dieſer zuſammengeſetzten Subſtanz eingegangen iſt. 3) durch die feſtere Haltung, welche er den Pflanzenwurzeln giebt, und ſelbſt wohl durch den Widerſtand, welchen er ihrer zu großen Ausdehnung entgegen- ſetzt; wodurch ſie zum Austriebe mehrerer Haarwurzelbuͤſche genoͤthigt werden, durch die jede Pflanze ihre Nahrung in der Naͤhe ſucht, und ſie ihren Nachbarn folglich weniger raubt. 4) durch die Abhaltung der den Wurzeln immer nachtheiligen atmoſphaͤri- ſchen Luft, und durch die ſchwaͤchere Leitung der Waͤrme, wodurch er eine gleich- maͤßige Temperatur, bei einem ſchnellen Wechſel derſelben in der Luft, dem Bo- den mehr erhaͤlt. Die Wirkungen eines ſchnellen Wechſels von Waͤrme und Kaͤlte ſind daher den auf thonigem Boden wachſenden Fruͤchten, wenn er nicht eben zu naß iſt, minder nachtheilig, wie denen auf ſandigem Boden. 5) indem er das zur Bildung der Kohlenſaͤure ſo noͤthige Oxygen, hoͤchſt wahrſcheinlich aber auch Azot an ſich zieht, und die Wechſelwirkung dieſer allge- mein verbreiteten Stoffe befoͤrdert. §. 132. Sein Uebermaaß wird aber nachtheilig: Deſſen nach- theilige Ei- genſchaften. 1) indem er die Feuchtigkeit bei naſſer Witterung zu lange anhaͤlt, ſie weder durchſintern noch leicht verdunſten laͤßt, ſondern damit zu einem Brey zerfließt. 2) indem er ſich bei trockener Witterung zu ſehr erhaͤrtet, dem Eindrin- gen der Pflanzenwurzeln zu ſtarken Widerſtand leiſtet, und ſich in eine faſt ziegel- artige Maſſe zuſammenzieht. 3) indem er im Sommer bei ſtarker Austrocknung ſowohl, als im Winter beim Froſte Riſſe und Spalten bekommt. Hierdurch werden die Wurzeln theils zerriſſen,

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/172>, abgerufen am 24.11.2024.