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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
§. 32.

Es ist in manchen Gegenden üblich diesen strohigen Stallmist entweder mit al-Mengedünger
oder Kompost

lerlei vegetabilischen Substanzen oder auch wohl nur mit bloßer Erde zu vermengen,
ihn damit vollkommen zergehen zu lassen, und dann diese inniger gemischte Substanz,
welche man Mengedünger oder jetzt nach dem englischen Namen Kompost
nennt, auf den Acker zu bringen. Diese Methode ist von vielen vielleicht übertrieben
gerühmt und zu allgemein anempfohlen, von andern dagegen zu unbedingt verwor-
fen worden.

Die Methoden deren man sich dabei bedient, sind mannigfaltig. Einige fahren
dergleichen Materialien, besonders abgestochene Rasen, schon auf die Düngerstelle
selbst, füllen den Grund damit an, worauf sie den Dünger bringen, und legen dann
wieder eine Schicht davon auf jede Mistlage. Nachdem er so zergangen, wird er her-
aus geworfen und in höhere Haufen zusammengeschlagen, in welchen er bis zur voll-
kommneren Vermoderung liegen und mehrmals umgestochen werden soll, bevor er
gebraucht wird. Bei diesem Verfahren werden die flüchtigen und flüssigen Theile des
Mistes mehr zusammengehalten, und können, wenn der Zusatz aus Rasen besteht,
sich gleich in nähere Verbindung und Wechselwirkung mit den erdigen Theilen setzen,
wobei, zumahl wenn auch etwas ätzender Kalk hinzukommt; mancherlei Zersetzungen
und Verbindungen der Stoffe entstehen, die man sonst gar nicht oder spät erreicht.
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das Wasser selbst hierbei zum Theil zersetzt werde,
und in feste Verbindungen übergehe.

Andere legen diese Mengehausen auf einer andern Stelle, entweder neben dem
Hofe, vortheilhafter aber auf dem Acker, wo er gebraucht werden soll, unmittelbar
an, wodurch wenigstens die doppelte Fuhre der Zusatzmaterialien erspart wird.

Die Anlegung eines solchen Mengehaufens geschieht auf zweierlei Art.

a) Durch eine reguläre Schichtung der Materialien übereinander. Zu unterst
bringt man eine gute ebene Lage von Erde oder Rasen, die auf allen Seiten 5 bis
6 Fuß breiter gemacht wird, als der eigentliche Haufen werden soll. Dann wird eine
etwa einen Fuß hohe Lage von Mist aufgefahren. Je frischer dieser Mist aus dem
Stalle kommt, desto besser. Hierauf wieder eine Schicht von Erde oder Rasen.
Sind andere moderungsfähige Materialien vorhanden, so werden sie auf diese Erd-
schicht gebracht. Dann kommt wiederum eine Lage von Mist, und sofort bis der

Die Miſtduͤngung.
§. 32.

Es iſt in manchen Gegenden uͤblich dieſen ſtrohigen Stallmiſt entweder mit al-Mengeduͤnger
oder Kompoſt

lerlei vegetabiliſchen Subſtanzen oder auch wohl nur mit bloßer Erde zu vermengen,
ihn damit vollkommen zergehen zu laſſen, und dann dieſe inniger gemiſchte Subſtanz,
welche man Mengeduͤnger oder jetzt nach dem engliſchen Namen Kompoſt
nennt, auf den Acker zu bringen. Dieſe Methode iſt von vielen vielleicht uͤbertrieben
geruͤhmt und zu allgemein anempfohlen, von andern dagegen zu unbedingt verwor-
fen worden.

Die Methoden deren man ſich dabei bedient, ſind mannigfaltig. Einige fahren
dergleichen Materialien, beſonders abgeſtochene Raſen, ſchon auf die Duͤngerſtelle
ſelbſt, fuͤllen den Grund damit an, worauf ſie den Duͤnger bringen, und legen dann
wieder eine Schicht davon auf jede Miſtlage. Nachdem er ſo zergangen, wird er her-
aus geworfen und in hoͤhere Haufen zuſammengeſchlagen, in welchen er bis zur voll-
kommneren Vermoderung liegen und mehrmals umgeſtochen werden ſoll, bevor er
gebraucht wird. Bei dieſem Verfahren werden die fluͤchtigen und fluͤſſigen Theile des
Miſtes mehr zuſammengehalten, und koͤnnen, wenn der Zuſatz aus Raſen beſteht,
ſich gleich in naͤhere Verbindung und Wechſelwirkung mit den erdigen Theilen ſetzen,
wobei, zumahl wenn auch etwas aͤtzender Kalk hinzukommt; mancherlei Zerſetzungen
und Verbindungen der Stoffe entſtehen, die man ſonſt gar nicht oder ſpaͤt erreicht.
Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß das Waſſer ſelbſt hierbei zum Theil zerſetzt werde,
und in feſte Verbindungen uͤbergehe.

Andere legen dieſe Mengehauſen auf einer andern Stelle, entweder neben dem
Hofe, vortheilhafter aber auf dem Acker, wo er gebraucht werden ſoll, unmittelbar
an, wodurch wenigſtens die doppelte Fuhre der Zuſatzmaterialien erſpart wird.

Die Anlegung eines ſolchen Mengehaufens geſchieht auf zweierlei Art.

a) Durch eine regulaͤre Schichtung der Materialien uͤbereinander. Zu unterſt
bringt man eine gute ebene Lage von Erde oder Raſen, die auf allen Seiten 5 bis
6 Fuß breiter gemacht wird, als der eigentliche Haufen werden ſoll. Dann wird eine
etwa einen Fuß hohe Lage von Miſt aufgefahren. Je friſcher dieſer Miſt aus dem
Stalle kommt, deſto beſſer. Hierauf wieder eine Schicht von Erde oder Raſen.
Sind andere moderungsfaͤhige Materialien vorhanden, ſo werden ſie auf dieſe Erd-
ſchicht gebracht. Dann kommt wiederum eine Lage von Miſt, und ſofort bis der

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[205/0253] Die Miſtduͤngung. §. 32. Es iſt in manchen Gegenden uͤblich dieſen ſtrohigen Stallmiſt entweder mit al- lerlei vegetabiliſchen Subſtanzen oder auch wohl nur mit bloßer Erde zu vermengen, ihn damit vollkommen zergehen zu laſſen, und dann dieſe inniger gemiſchte Subſtanz, welche man Mengeduͤnger oder jetzt nach dem engliſchen Namen Kompoſt nennt, auf den Acker zu bringen. Dieſe Methode iſt von vielen vielleicht uͤbertrieben geruͤhmt und zu allgemein anempfohlen, von andern dagegen zu unbedingt verwor- fen worden. Mengeduͤnger oder Kompoſt Die Methoden deren man ſich dabei bedient, ſind mannigfaltig. Einige fahren dergleichen Materialien, beſonders abgeſtochene Raſen, ſchon auf die Duͤngerſtelle ſelbſt, fuͤllen den Grund damit an, worauf ſie den Duͤnger bringen, und legen dann wieder eine Schicht davon auf jede Miſtlage. Nachdem er ſo zergangen, wird er her- aus geworfen und in hoͤhere Haufen zuſammengeſchlagen, in welchen er bis zur voll- kommneren Vermoderung liegen und mehrmals umgeſtochen werden ſoll, bevor er gebraucht wird. Bei dieſem Verfahren werden die fluͤchtigen und fluͤſſigen Theile des Miſtes mehr zuſammengehalten, und koͤnnen, wenn der Zuſatz aus Raſen beſteht, ſich gleich in naͤhere Verbindung und Wechſelwirkung mit den erdigen Theilen ſetzen, wobei, zumahl wenn auch etwas aͤtzender Kalk hinzukommt; mancherlei Zerſetzungen und Verbindungen der Stoffe entſtehen, die man ſonſt gar nicht oder ſpaͤt erreicht. Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß das Waſſer ſelbſt hierbei zum Theil zerſetzt werde, und in feſte Verbindungen uͤbergehe. Andere legen dieſe Mengehauſen auf einer andern Stelle, entweder neben dem Hofe, vortheilhafter aber auf dem Acker, wo er gebraucht werden ſoll, unmittelbar an, wodurch wenigſtens die doppelte Fuhre der Zuſatzmaterialien erſpart wird. Die Anlegung eines ſolchen Mengehaufens geſchieht auf zweierlei Art. a) Durch eine regulaͤre Schichtung der Materialien uͤbereinander. Zu unterſt bringt man eine gute ebene Lage von Erde oder Raſen, die auf allen Seiten 5 bis 6 Fuß breiter gemacht wird, als der eigentliche Haufen werden ſoll. Dann wird eine etwa einen Fuß hohe Lage von Miſt aufgefahren. Je friſcher dieſer Miſt aus dem Stalle kommt, deſto beſſer. Hierauf wieder eine Schicht von Erde oder Raſen. Sind andere moderungsfaͤhige Materialien vorhanden, ſo werden ſie auf dieſe Erd- ſchicht gebracht. Dann kommt wiederum eine Lage von Miſt, und ſofort bis der

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/253>, abgerufen am 22.11.2024.