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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
mit Kompost, auch in sehr geringer Quantität, von einer wunderbaren Wirkung,
wie nicht nur alle diejenigen bezeugen, die es einzeln versucht haben, sondern wie es
auch ganze Gegenden, wo diese Methode landüblich ist, beweisen. In einem be-
trächtlichen Distrikte von England in der Grafschaft Hereford ist diese Methode seit un-
denklichen Zeiten eingeführt, und es wird kein Mist anders als in dieser Gestalt und auf
diese Weise, welche die Engländer Topdressing nennen, gebraucht. Es ist aber
bekannt, daß man daselbst ohne eine übrigens sehr ausgezeichte Kultur vorzügliche
Ernten gewinne, und wie die dortigen Landwirthe versichern, nie Mißwachs habe.
Sie schreiben dem Kompost, über die vegetirenden Saaten gestreut, eine magische
Wirkung zu, und versichern, daß wenn ihr Weizen im Frühjahre auch völlig ausge-
wintert scheine, oder die Gerste nicht fort wolle und kränkle, es sey daß sie vom
Froste, von Dürre oder von Nässe gelitten habe, die Ueberstreuung mit Kompost so-
gleich helfe, sogleich ein neues Hervorgrünen bewirke, und alles wieder herstelle.
Diese große Wirkung ist auf eine unzubezweifelnde Weise von allen Engländern be-
stätigt.

Es giebt also eine große Aushülfe und Sicherheit, wenn man in einer Wirth,
schaft erst so weit gediehen ist, daß man sich einen solchen wirksamen Düngervorrath
auf künftige Jahre bereiten kann, ohne in dem gegenwärtigen damit zu kurz zu
kommen.

Man findet in verschiedenen Schriften eine unzählige Menge von Rezepten
zu solchem Kompost, worin die Quantität jedes Materials nach Maaß oder
Gewicht apothekermäßig vorgeschrieben ist. Dies ist leere Pedanterie! Das allge-
meine Rezept ist: Nimm Alles, was du von vegetabilischen, anima-
lischen und angemessenen mineralischen Substanzen erhalten
kannst, mische es durcheinander, setze etwas ätzenden Kalk zu,
und Erde so viel, als zur Auffangung der sich entwickeluden
Stoffe nöthig ist, laß es in Gährung kommen, und stich es dar-
nach öfter um, bis es sich zu einer gleichartigen Masse verei-
nigt hat.

§. 33.

Einstreuungs-
Sürrogate.
Man bedient sich insbesondere, wenn das Stroh mangelt, mancher andern ve-
getabilischen Einstreuungsmittel, theils um die Exkremente des Viehes aufzufangen,

und

Die Miſtduͤngung.
mit Kompoſt, auch in ſehr geringer Quantitaͤt, von einer wunderbaren Wirkung,
wie nicht nur alle diejenigen bezeugen, die es einzeln verſucht haben, ſondern wie es
auch ganze Gegenden, wo dieſe Methode landuͤblich iſt, beweiſen. In einem be-
traͤchtlichen Diſtrikte von England in der Grafſchaft Hereford iſt dieſe Methode ſeit un-
denklichen Zeiten eingefuͤhrt, und es wird kein Miſt anders als in dieſer Geſtalt und auf
dieſe Weiſe, welche die Englaͤnder Topdressing nennen, gebraucht. Es iſt aber
bekannt, daß man daſelbſt ohne eine uͤbrigens ſehr ausgezeichte Kultur vorzuͤgliche
Ernten gewinne, und wie die dortigen Landwirthe verſichern, nie Mißwachs habe.
Sie ſchreiben dem Kompoſt, uͤber die vegetirenden Saaten geſtreut, eine magiſche
Wirkung zu, und verſichern, daß wenn ihr Weizen im Fruͤhjahre auch voͤllig ausge-
wintert ſcheine, oder die Gerſte nicht fort wolle und kraͤnkle, es ſey daß ſie vom
Froſte, von Duͤrre oder von Naͤſſe gelitten habe, die Ueberſtreuung mit Kompoſt ſo-
gleich helfe, ſogleich ein neues Hervorgruͤnen bewirke, und alles wieder herſtelle.
Dieſe große Wirkung iſt auf eine unzubezweifelnde Weiſe von allen Englaͤndern be-
ſtaͤtigt.

Es giebt alſo eine große Aushuͤlfe und Sicherheit, wenn man in einer Wirth,
ſchaft erſt ſo weit gediehen iſt, daß man ſich einen ſolchen wirkſamen Duͤngervorrath
auf kuͤnftige Jahre bereiten kann, ohne in dem gegenwaͤrtigen damit zu kurz zu
kommen.

Man findet in verſchiedenen Schriften eine unzaͤhlige Menge von Rezepten
zu ſolchem Kompoſt, worin die Quantitaͤt jedes Materials nach Maaß oder
Gewicht apothekermaͤßig vorgeſchrieben iſt. Dies iſt leere Pedanterie! Das allge-
meine Rezept iſt: Nimm Alles, was du von vegetabiliſchen, anima-
liſchen und angemeſſenen mineraliſchen Subſtanzen erhalten
kannſt, miſche es durcheinander, ſetze etwas aͤtzenden Kalk zu,
und Erde ſo viel, als zur Auffangung der ſich entwickeluden
Stoffe noͤthig iſt, laß es in Gaͤhrung kommen, und ſtich es dar-
nach oͤfter um, bis es ſich zu einer gleichartigen Maſſe verei-
nigt hat.

§. 33.

Einſtreuungs-
Suͤrrogate.
Man bedient ſich insbeſondere, wenn das Stroh mangelt, mancher andern ve-
getabiliſchen Einſtreuungsmittel, theils um die Exkremente des Viehes aufzufangen,

und
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[208/0256] Die Miſtduͤngung. mit Kompoſt, auch in ſehr geringer Quantitaͤt, von einer wunderbaren Wirkung, wie nicht nur alle diejenigen bezeugen, die es einzeln verſucht haben, ſondern wie es auch ganze Gegenden, wo dieſe Methode landuͤblich iſt, beweiſen. In einem be- traͤchtlichen Diſtrikte von England in der Grafſchaft Hereford iſt dieſe Methode ſeit un- denklichen Zeiten eingefuͤhrt, und es wird kein Miſt anders als in dieſer Geſtalt und auf dieſe Weiſe, welche die Englaͤnder Topdressing nennen, gebraucht. Es iſt aber bekannt, daß man daſelbſt ohne eine uͤbrigens ſehr ausgezeichte Kultur vorzuͤgliche Ernten gewinne, und wie die dortigen Landwirthe verſichern, nie Mißwachs habe. Sie ſchreiben dem Kompoſt, uͤber die vegetirenden Saaten geſtreut, eine magiſche Wirkung zu, und verſichern, daß wenn ihr Weizen im Fruͤhjahre auch voͤllig ausge- wintert ſcheine, oder die Gerſte nicht fort wolle und kraͤnkle, es ſey daß ſie vom Froſte, von Duͤrre oder von Naͤſſe gelitten habe, die Ueberſtreuung mit Kompoſt ſo- gleich helfe, ſogleich ein neues Hervorgruͤnen bewirke, und alles wieder herſtelle. Dieſe große Wirkung iſt auf eine unzubezweifelnde Weiſe von allen Englaͤndern be- ſtaͤtigt. Es giebt alſo eine große Aushuͤlfe und Sicherheit, wenn man in einer Wirth, ſchaft erſt ſo weit gediehen iſt, daß man ſich einen ſolchen wirkſamen Duͤngervorrath auf kuͤnftige Jahre bereiten kann, ohne in dem gegenwaͤrtigen damit zu kurz zu kommen. Man findet in verſchiedenen Schriften eine unzaͤhlige Menge von Rezepten zu ſolchem Kompoſt, worin die Quantitaͤt jedes Materials nach Maaß oder Gewicht apothekermaͤßig vorgeſchrieben iſt. Dies iſt leere Pedanterie! Das allge- meine Rezept iſt: Nimm Alles, was du von vegetabiliſchen, anima- liſchen und angemeſſenen mineraliſchen Subſtanzen erhalten kannſt, miſche es durcheinander, ſetze etwas aͤtzenden Kalk zu, und Erde ſo viel, als zur Auffangung der ſich entwickeluden Stoffe noͤthig iſt, laß es in Gaͤhrung kommen, und ſtich es dar- nach oͤfter um, bis es ſich zu einer gleichartigen Maſſe verei- nigt hat. §. 33. Man bedient ſich insbeſondere, wenn das Stroh mangelt, mancher andern ve- getabiliſchen Einſtreuungsmittel, theils um die Exkremente des Viehes aufzufangen, und Einſtreuungs- Suͤrrogate.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/256>, abgerufen am 23.11.2024.